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Die Perestroika des Kapitalismus - Episode 8: Die Tektonik der Macht (Klaus Woltron)

Autor:
Klaus Woltron

ist ein österreichischer Unternehmer , Buchautor und Kolumnist. Er ist Gründungsmitglied des Club of Vienna und war aktives Mitglied bis zum April 2008. Hier berichtet er u.a. über "Die Perestroika des Kapitalismus".

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26.12.2014, 7869 Zeichen

 

Hinter allen Systemen stehen sowohl treibende als auch stabilisierende Kräfte. Dies gilt selbstverständlich auch für das soziale System der Menschen. Der Trieb zum Erwerb von Macht – also die Fähigkeit von Individuen und Gruppen, das Leben,Verhalten und Denken von anderen Individuen oder Gruppen in ihrem Sinne bestimmen zu können[i] − ist einer der elementarsten in der Geschichte der Evolution. 

 

Vorstufen sind schon bei niedrig entwickelten Lebensformen beobachtbar: Der reine Überlebensinstinkt setzt eine Art unbewussten Willen zur Bewältigung oder Überwältigung von als bedrohlich empfundenen Kräften voraus. Überlebenswichtige Instinkte wie der Trieb zu Macht und Dominanz werden sich, auf Grund ihrer tiefen Verankerung im Triebsystem, daher auch nicht durch Erziehungs- und Sozialisierungsmaßnahmen vollständig abtrainieren lassen. Dies würde das gesamte soziale System zum Zusammenbruch führen, da es ja gerade durch die Balance der Kräfte und Fähigkeiten einzelner Individuen, gemäßigt durch soziale Instinkte und kulturelle Faktoren, im Gleichgewicht gehalten wird[ii].Die Sublimierung und Bändigung des Machttriebs gegenüber gleich gearteten Individuen führt zu einer Kanalisierung in Richtung Ausgleich und"Gemeinsinn", die Entfesselung durch Entsozialisierung (Anomie) oder das Auftreten wirklicher oder eingebildeter existenzbedrohender Situationen zu Aggression und Zerstörung. Zwischen diesen Polen pendelt die Geschichte des Menschengeschlechts, soweit sie zurückverfolgbar ist, jeweils hin und her und wird das auch zweifellos in Zukunft immer tun, wenn man auch nach großen Auseinandersetzungen jedes Mal einen Rückfall in derartig archaische Zustände nicht für möglich hält. Der Informationstransfer von einer Generation auf die nächste wird immer unvollständiger. Die Menschen vergessen schnell.  

Wie dem auch sei, die besondere intellektuelle Ausstattung des Menschen ermöglichte es ihm, durch die Entwicklung technologischer Verfahren und der Kunst, Krankheiten zu bekämpfen,seine Ernährungsbasis künstlich zu vervielfachen und sich unterschiedliche  Energiequellen  zunutze zu machen, seine Zahl und Macht enorm zu vergrößern. Knoflacher[iii]hat dies in mehreren Aufsätzen detailliert erläutert. Die Entwicklung des Tausch- zum Geldsystem, dessen Weiterführung zum Finanzsystem, der Anhäufung„gefrorener Macht“ in Form gesparten Geldes, mit dem man wiederum Handel treiben und Macht gewinnen kann, hat, im Zusammenwirken mit der Technologie-und Organisationsentwicklung zur gewaltigen Übermacht des Menschen über die Natur geführt[iv]. Mit dieser Überlegenheit und Machtfülle  hat die Fähigkeit,vorausschauend damit umzugehen, jedoch in keiner Weise Schritt gehalten, was sich in zunehmenden Krisen, unheilvollen, Millionen Opfer fordernden Auseinandersetzungen und den bekannten ökologischen und sozialen Problemen manifestiert. 

Der angestrebte materielle Wohlstand konnte durch die Harmonisierung des Einzelegoismus mit den Interessen von Gruppen  – Familien,Firmen, Konzernen, Staaten und Staatenbünden – enorm gesteigert werden. Er ist jedoch immer ausgeprägter ungleich verteilt, geht zunehmend auf Kosten der Ressourcen, der Stabilität der Ökosphäre, der Artenvielfalt, des sozialen Zusammenhalts und letztlich der Stabilität des Systems Leben auf der Erde in einer für den Menschen zuträglichen Form. 

 

Abb. 5 zeigt ein Schichtenmodell  der Entwicklung des Machtaufbaues des Menschen in schematischer Form. Der Urgrundliegt zweifellos im individuellen Überlebens-, Individualisierungs- und Sicherheitsbedürfnis, landläufig Egoismus genannt. Dieser ist a priori weder gut noch böse, sondern einfach für das Überleben des Individuums unabdingbar, der Motor einer ganzen Reihe lebensnotwendiger Verhaltensweisen – paradoxerweise in manchen Fällen auch jener, die man altruistisch nennt, bis hin zur Agape, der uneigennützig schenkenden Liebe. 

 

In wieder anderer Form– nämlich in einer sehr egozentrischen und eigennützigen − zeigt sich der Egoismus als das so genannte Böse, das Konrad Lorenz[v] trefflich beschrieben hat. Die von mancher Seite  vorgebrachten Ideen,diese egoistischen Triebe dem Menschen schon in frühester Jugend abzutrainieren[vi], dürften aus diesen Gründen –wohl gut gemeint – wahrscheinlich illusorisch sein. 

Warum Menschen, die,verglichen mit ihren Zeitgenossen, ein Vielfaches an Geld, Macht und Einfluss zusammengerafft haben, unbeirrt an ihrem persönlichen Machtzuwachs weiterbauen,dabei manchmal hohe kriminelle Energie entwickeln und oft einer ex post unbegreiflichen Gier zum Opfer fallen, ist ein Phänomen, das sich über die Mechanismen der Sucht erklären lässt. Geld- und Machtgier sind genauso Süchte wie Nikotinabusus, Spielsucht  und Alkoholismus. Wer einmal in den Teufelskreis von Begehren, Erfüllung dieses Begehrens und neuem Hunger nach Befriedigung hineingeraten ist, muss einbeträchtliches Maß an Beherrschung und Einsicht aufbringen, um sich nicht immer tiefer in diesen Strudel hineinziehen zu lassen. Eine treffliche Definition derSucht findet sich etwa bei Wikipedia: 

"DerBegriff Abhängigkeit (umgangssprachlich: Sucht) steht in der Medizin und klinischen Psychologie für das unabweisbare Verlangen nach bestimmten Stoffenoder Verhaltensformen, durch die ein kurzfristig befriedigender Erlebniszustand erreicht wird. Dieses Verlangen…beeinträchtigt die freie Entfaltung einerPersönlichkeit und kann die sozialen Bindungen und die sozialen Chancen eines Individuums beeinträchtigen oder zerstören, was sehr häufig der Fall ist."

Soweit die  präzise Beschreibung der Befindlichkeit desGierigen, der an seiner Sucht – wenn er in die Kriminalität abrutscht – genauso zerbricht wie der Junkie am Dope. 

 

Korruption und Bestechung

 

Am 14. 2. 2008 frühmorgens rückten Steuerfahnder in die Villa Klaus Zumwinkels in Köln-Marienburg ein. Kurz nach zwölf wurde Zumwinkel sodann von einem Polizeifahrzeug zur Staatsanwaltschaft gebracht. Fast 20 Jahre lang soll der frühere Deutsche-Post-Chef Erträge aus seinen Liechtensteiner Anlagen verschleiert haben. Er wurde Co-Objekt eines lange vorbereiteten Suchprozesses:Der Deutsche Bundesnachrichtendienst BND hatte von einem ehemaligen Liechtensteinschen Bankangestellten eine DVD mit illegal kopierten Kundendaten  gekauft und tausende deutsche Steuerflüchtlinge ins Visier bekommen. 

Bis Mitte April 2008 beliefen sich die von deutschen Korruptionsfahndern berechneten Bestechungssummen des Elektrokonzerns Siemens auf  € 1.300.000.000.- Sie flossen in die Taschen von Ministern, Agenten, Einkaufschefs, Politikern, Konzernvorständen und Diktatoren in mehr als hundert Staaten. 

Dies alles und noch viel mehr nimmt man heutzutage schon eher achselzuckend als selbstverständlich hin. Ich versage es mir, zahllose weitere Unsäglichkeiten und Betrügereien detailliert zu beschreiben: Den Lustgewinn einiger VW-Betriebsräte an den knackigen Brüsten brasilianischer Gefährtinnen, das Gassi-führen des Hunde seines auf Staatskosten untergebrachten österreichischen Bankers vermittels Zwischenlandung auf den Azoren, die betrügerischen ENRON-, WorldCom-, YLine-,Libro- und Konsum-Pleiten, den Mannesmann-Vodafone-Skandal, die seltsamen Transaktionen der Meinl-Gesellschaften etc. Auch in der Gesellschaft gibt es ein Räuber-Beute-Schema, das allerdings sehr kopflastig zu Gunsten der Räuber ist. 


[ii]Lorenz, K.;  Das soge­nannte Böse;  Borotha - Scho­eler 1963

[iii]Klaus Woltron, Hermann Knoflacher, A. Rosik – Kölbl (Hg.): Wege in den Postkapitalismus; edition selene 2004, ISBN 3-85266-258-3 

[iv]K. Woltron, in Die Ursachen des Wachstums 

Von  Rupert Riedl, HermannKnoflacher, Klaus Woltron  u.a. 

Kremayr & Scheriau, 1996

17Lorenz, K.;  Das soge­nannte Böse;  Borotha - Scho­eler 1963

[vi]Gerhard Rieck; Egonomie, Lit – Verlag Hamburg – Münster; ISBN 3897810972; 2006

(Die bisher veröffentlichten Episoden dieser Serie finden sich unter https://www.facebook.com/kwoltron/notes)


(26.12.2014)

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    Vorstufen sind schon bei niedrig entwickelten Lebensformen beobachtbar: Der reine Überlebensinstinkt setzt eine Art unbewussten Willen zur Bewältigung oder Überwältigung von als bedrohlich empfundenen Kräften voraus. Überlebenswichtige Instinkte wie der Trieb zu Macht und Dominanz werden sich, auf Grund ihrer tiefen Verankerung im Triebsystem, daher auch nicht durch Erziehungs- und Sozialisierungsmaßnahmen vollständig abtrainieren lassen. Dies würde das gesamte soziale System zum Zusammenbruch führen, da es ja gerade durch die Balance der Kräfte und Fähigkeiten einzelner Individuen, gemäßigt durch soziale Instinkte und kulturelle Faktoren, im Gleichgewicht gehalten wird[ii].Die Sublimierung und Bändigung des Machttriebs gegenüber gleich gearteten Individuen führt zu einer Kanalisierung in Richtung Ausgleich und"Gemeinsinn", die Entfesselung durch Entsozialisierung (Anomie) oder das Auftreten wirklicher oder eingebildeter existenzbedrohender Situationen zu Aggression und Zerstörung. Zwischen diesen Polen pendelt die Geschichte des Menschengeschlechts, soweit sie zurückverfolgbar ist, jeweils hin und her und wird das auch zweifellos in Zukunft immer tun, wenn man auch nach großen Auseinandersetzungen jedes Mal einen Rückfall in derartig archaische Zustände nicht für möglich hält. Der Informationstransfer von einer Generation auf die nächste wird immer unvollständiger. Die Menschen vergessen schnell.  

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    Der angestrebte materielle Wohlstand konnte durch die Harmonisierung des Einzelegoismus mit den Interessen von Gruppen  – Familien,Firmen, Konzernen, Staaten und Staatenbünden – enorm gesteigert werden. Er ist jedoch immer ausgeprägter ungleich verteilt, geht zunehmend auf Kosten der Ressourcen, der Stabilität der Ökosphäre, der Artenvielfalt, des sozialen Zusammenhalts und letztlich der Stabilität des Systems Leben auf der Erde in einer für den Menschen zuträglichen Form. 

     

    Abb. 5 zeigt ein Schichtenmodell  der Entwicklung des Machtaufbaues des Menschen in schematischer Form. Der Urgrundliegt zweifellos im individuellen Überlebens-, Individualisierungs- und Sicherheitsbedürfnis, landläufig Egoismus genannt. Dieser ist a priori weder gut noch böse, sondern einfach für das Überleben des Individuums unabdingbar, der Motor einer ganzen Reihe lebensnotwendiger Verhaltensweisen – paradoxerweise in manchen Fällen auch jener, die man altruistisch nennt, bis hin zur Agape, der uneigennützig schenkenden Liebe. 

     

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    Bis Mitte April 2008 beliefen sich die von deutschen Korruptionsfahndern berechneten Bestechungssummen des Elektrokonzerns Siemens auf  € 1.300.000.000.- Sie flossen in die Taschen von Ministern, Agenten, Einkaufschefs, Politikern, Konzernvorständen und Diktatoren in mehr als hundert Staaten. 

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    [ii]Lorenz, K.;  Das soge­nannte Böse;  Borotha - Scho­eler 1963

    [iii]Klaus Woltron, Hermann Knoflacher, A. Rosik – Kölbl (Hg.): Wege in den Postkapitalismus; edition selene 2004, ISBN 3-85266-258-3 

    [iv]K. Woltron, in Die Ursachen des Wachstums 

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