18.04.2017, 2843 Zeichen
Die armen Reichen
Die Medien trommeln Statistiken und Untersuchungen, nach denen die Zahl der Reichen und Superreichen in fast allen Ländern zunimmt. Der Mittelstand und vor allem die Unterpriviligierten nehmen das mit Erstaunen, Ärger und vielfach mit Resignation zur Kenntnis.
Reichtum, vor allem wenn er rasch, mit spitzen Ellbogen oder gar mit Korruption geschaffen wurde, macht nicht unbedingt glücklich. Die Sorge, einerseits das Geld nicht wieder ebenso rasch zu verlieren oder andrerseits ertragreich anzulegen, belastet diese Menschen. Wenn diese Leute den ganzen Tag intensiv dem Geld nachlaufen ist es natürlich schwer, dieses Geld in der knapp bemessenen Freizeit sinnvoll auszugeben. Ab einem verfügbaren Jahreseinkommen von in etwa 500.000 EURO, für manche auch darunter, für einige darüber, ist es – so das Ergebnis wissenschaftlicher Untersuchungen – offenbar gar nicht so einfach, viel Geld sinnvoll und befriedigend auszugeben.
Die einen flüchten (mit wenigen Vorkenntnissen) in die prestigereiche Kunst und werden dort mitunter von cleveren Kunsthändlern betrogen. Aber immerhin kann man mit Besitzerstolz Freunden, Geschäftspartnern, Politikern und Adabeis seine kostbaren Errungenschaften vorführen. Doch die Angst vor Beschädigung und Wertverlust ist ein ständiger Begleiter. Typisch ist etwa der Kauf einer teuren Jacht, die besonders lang sein soll, wenngleich sie selten zu Ausfahren genutzt wird; schade, dass Neider nur im Hafen dieses unsinnige Statussymbol bewundern. Mit einem eigenen Flugzeug ist es ähnlich. Einigen Reichen macht es Spass, einen Fussballklub zu besitzen und sich als Funktionär wichtig zu machen. Beziehungen und verworrene Familienverhältnisse werden, wenn viel Geld dazukommt, noch um eine Dimension komplexer und teurer. Mehrere Wohnungen oder Villen in diversen Luxusorten können nicht gleichzeitig genutzt werden. Da sich herumgesprochen hat, dass man den Reichtum nicht in eine andere Welt mitnehmen kann – „Das letzte Hemd hat keine Taschen“ - werden „Denkmäler“, meist protzige Gebäude, errichtet.
Reichtum und hohes Einkommen, das nicht sinnvoll konsumiert werden kann, belastet die Lebensqualität.
Hohe Vorstandsvergütungen sind zu einem Gradmesser der eigenen vermeintlichen Wichtigkeit und Bedeutung verkommen. Die Eitelkeit der Alpha-Tiere wird noch durch mediale Berichterstattung und diverse Gagen-Hitlisten geschürt. Besonders schlimm ist es, wenn mit viel Geld politische Spitzenpositionen angestrebt werden, um für das stark ausgeprägte Ego Anerkennung in der breiten Öffentlichkeit zu erlangen. Meistens sind Enttäuschungen, als Namen seien Frank Stronach und Donald Trump genannt, vorprogrammiert. Geld kann bei stabilen politischen Verhältnissen beruhigen und Sicherheit geben, aber viel Wichtiges im Leben wie Glück, Freundschaft, Liebe, Gesundheit ist oft nicht käuflich.
Börsepeople im Podcast S12/08: Robert Abend
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