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Trump als Schwarzer Schwan für die Finanzmärkte? (Robert Halver, Christoph Scherbaum)

Autor:
Christoph Scherbaum

Die Börsenblogger ist das einfache und direkte Sprachrohr von Journalisten und deren Kollegen, die teils schon mit jahrzehntelanger Arbeits- und Börsenerfahrung aufwarten können. Auch als professionelle Marktteilnehmer. Letztlich sind wir alle Börsenfans. Aber wir vertreten in diesem Blog auch eine ganz simple Philosophie: Wir wollen unabhängig von irgendwelchen Analysten, Bankexperten oder Gurus schreiben, was wir zum aktuellen (Börsen-)Geschehen denken, was uns beschäftigt. Das kommt Ihnen, dem Leser, zu Gute.

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19.05.2017, 9941 Zeichen

Versuchte Trump, die US-Justiz bei Ermittlungen über seine brisanten Russland-Connections zu behindern? Hat er den russischen Außenminister Lawrow und damit den geopolitischen Konkurrenten der USA mit höchst vertraulichen Informationen eines mit Amerika verbündeten Geheimdienstes versorgt? Wer war überhaupt der Maulwurf, der die Öffentlichkeit über die Informationsweitergabe informierte? Und jetzt ist ausgerechnet auch noch Putin hämisch und scheinheilig bereit, den US-Präsidenten mit der Veröffentlichung einer vielleicht geschönten Mitschrift seines Treffens mit Lawrow aus der Schusslinie zu nehmen. Ist Amerika sogar zukünftig von Russland erpressbar? Ein ehemaliger FBI-Chef als Sonderermittler wird jetzt dieses „Trump-Gate“ untersuchen, das Trump in der Zwischenzeit zu einer lame duck werden lassen könnte. Sind damit seine hochtrabenden Wirtschaftsversprechen politisch auf Eis gelegt? Immerhin waren diese seit November 2016 Treiber einer sehr dynamischen Aktien-Rallye. Wird sich die Trump-Rallye also umkehren?

Sollten sich die schwerwiegenden Vorwürfe gegen Trump bestätigen, ist theoretisch ein Amtsenthebungsverfahren möglich. Praktisch werden die Republikaner diese auch medial betriebene, langatmige Schlammschlacht nicht betreiben. Sie würde nur den Demokraten im Hinblick auf die Kongresswahl im November 2018 in die Karten spielen. Wie Richard Nixon bei der Watergate-Affäre würde Trump von seinen „Parteifreunden“ bewegt, sich vorher von alleine aus dem Oval Office zu bewegen. Vize-Präsident Mike Pence würde übernehmen wie früher Gerald Ford . Zunächst aber bleibt das Ergebnis der Ermittlungen erst abzuwarten.

Sicherlich werden die Umsetzungen der Trumponomics verzögert. Ohnehin sind Steuersenkungen Marathonläufe, keine Sprints. Trumps wichtigstes Kern-Wahlversprechen – Jobs, Jobs, Jobs – droht ebenso an Kraft zu verlieren. Nach zunächst groß angekündigten Einstellungsverheißungen der US-Automobilindustrie kündigt Ford rund 1.400 Stellenstreichungen an und bei General Motors sieht man sogar einen Abschwung mit Kündigungen von theoretisch etwa 30 Prozent der Mitarbeiter.

Die Aktienmärkte zeigen sich durchaus angeschlagen. So ist die Risikoeinschätzung gemäß S&P 500 Volatility Index klar aufwärtsgerichtet. In dessen Fahrwasser hat auch die Schwankungsbreite deutscher Aktien (VDAX-New Volatility Index) wieder zugenommen.

Was die Opec ärgert, freut die Industrieländer

Die Auswirkungen der zwischenzeitlichen Ladehemmung Trumps sind auch Thema an den Rohstoffmärkten. Dort werden Umsatzeinbußen aufgrund fallender Ölpreise befürchtet. Diese Gefahr will man mit erhöhter Förderung kompensieren. Insofern halten sich hartnäckige Zweifel an einer nachhaltigen Umsetzung der von der Opec und Russland Anfang Dezember 2016 beschlossenen Förderkürzungen. Niederschlag findet diese Vermutung am Rohöl-Terminmarkt. Hier haben sich die spekulativen Netto-Long-Positionen deutlich zurückgebildet.

Saudi-Arabien und Russland wollen zwar auf dem Opec-Treffen am 25. Mai die Förderdrosselung wegen bisheriger Erfolglosigkeit von Juni 2017 auf Ende März 2018 verlängern. Nicht zuletzt will damit Saudi-Arabien die Aussichten für den Börsengang seiner größten Erdölfördergesellschaft der Welt – Saudi Aramco – verbessern.

Dennoch spricht wenig für eine zukünftig konsequentere Förderdisziplin mit steigenden Ölpreisen. Denn vor allem die krisengebeutelten Staaten Venezuela, Libyen und Nigeria werden zur Stabilisierung ihrer Staatshaushalte versuchen, die Förderbegrenzung zu umgehen. Und selbst Saudi Arabien – mittlerweile mit Budget-Defiziten konfrontiert – muss absurderweise festere Ölpreise fürchten. Sie bedrohen Marktanteile von Opec- zugunsten Nicht-Opec-Ländern, allen voran die USA. Denn je höher Ölpreise stiegen, umso leichter erreichen US-Fracking-Unternehmen ihre Gewinnschwelle, die bei durchschnittlich ca. 50 US-Dollar liegt. Tatsächlich haben die zuletzt höheren Ölpreise zum höchsten Stand aktiver US-Ölbohrungen seit zwei Jahren geführt. Abgesehen von einem kurzfristigen Preisimpuls der offiziell verlängerten Förderkürzungen bleibt ein Ölpreisanstieg auf jenseits der Marke von 60 US-Dollar je Barrel aus.

Chancen auf sprunghaft steigende Ölpreise sind selbst bei einer Wiederbelebung des Handelsembargos gegen den Iran nicht zu erwarten. Nationalkonservative Kräfte könnten bei einem Präsidentschafts-Wahlsieg am 19. Mai das iranische Atom-Programm zwar wieder aufleben lassen, so dass damit verbundene Sanktionen nicht lange auf sich warten lassen dürften. Doch fände Irans Rückkehr an den Ölmarkt dann tatsächlich ein Ende, werden erstens andere Opec-Mitglieder diesen Produktionsausfall des Irans gerne ausgleichen. Und zweitens würde ein diesbezüglich steigender Ölpreis US-Fracking-Unternehmen noch mehr Gewinnmarge ermöglichen. Es würde also noch mehr Fracking-Öl auf den Weltmärkten angeboten.

Immerhin, nicht nur sorgen gebremste Rohstoffpreise für ebenfalls gebremste Inflationserwartungen und damit eine sinkende Notwendigkeit, geldpolitisch restriktiv zu werden. Gleichzeitig stabilisieren die vergleichsweise günstigen Energie- und Industrierohstoffe über günstige Vorprodukte die Gewinnmargen der Unternehmen und die Kaufkraft der Konsumenten in den Industrieländern.

Marktstimmung – Selbst Trumps politische Börsen haben kurze Beine

Sicherlich ist Trump-Gate ein willkommenes Argument für viele Anleger, die seit Jahresanfang üppig angefallenen Kursgewinne am Aktienmarkt mitzunehmen. Und natürlich ist politische Stabilität der Weltwirtschaftsmacht Nr. 1 notwendig. Ansonsten sind Wirtschaftsreformen nur unter erschwerten Bedingungen umzusetzen. Waren damit die Vorschusslorbeeren der Trumponomics an den US-Aktienbörsen nur Schaumschlägerei ohne nachhaltige Substanz? Wird also aus dem Trump-Boom eine Trump-Baisse?

Aufgrund des Polit-Chaos der Trump-Administration vom ersten Tage an, hat man sich an Trump-Schocks gewöhnt. Und ob mit oder trotz Trump werden die Republikaner versuchen, das operative politische Geschäft aufrechtzuerhalten. So wird man weiter über Steuersenkungen diskutieren, die ohnehin frühestens Anfang 2018 Gesetzeskraft erlangen können. Entspannend an den Aktienmärkten wirkt aber auch, dass Trumps handelsprotektionistische, auch für Amerika selbst schädliche Vorhaben den Kongress nicht passieren werden. Und ein Gutes hat die bislang ausgebliebene amerikanische Konjunkturoffensive auch noch: Die Zinserhöhungspolitik der Fed kann sich Zeit lassen.

Dies spricht dafür, dass es den massiven Aktieneinbruch in den USA mit Kollateralschäden auch für europäische Aktienmärkte – abgesehen von gesunden Konsolidierungen – nicht geben wird.

Im relativen Aktienvergleich kann sich jedoch Europa gegenüber den USA behaupten. Die Angst vor einem Trumpschen Handelsprotektionismus hat sich abgeflacht. Das wirtschaftliche Umfeld für die exportsensitive deutsche Wirtschaft festigt sich auch mit Blick auf das Ende des Deflationsumfelds in der Eurozone. Gemäß ZEW – die hierbei befragten Analysten sind im Durchschnitt deutlich kritischer als die vom ifo Institut direkt befragten Unternehmen – haben sich die aufwärtsgerichteten Konjunkturerwartungen für die Eurozone und Deutschland weiter verbessert.

Ein weniger opulentes konjunkturelles Umfeld in den USA und eine Stimmungsverbesserung in Europa sowie ein Polit-Chaos in Washington bei abebbender Eurosklerose schlagen sich auch währungsseitig nieder. Der Devisen-Terminmarkt zeigt einen deutlichen Anstieg der spekulativen Netto-Long-Positionen, der mit einer Aufwertung des Euros gegenüber US-Dollar einhergeht. Ein konjunkturell und politisch geschwächter Euro ist kein Handicap mehr für US-Anleger, in europäische Aktien zu investieren.

Insgesamt ist die im Trend stabile Outperformance deutscher gegenüber US-Aktien nicht verwunderlich.

Charttechnik DAX – Nur kurzfristig im Konsolidierungsmodus

Charttechnisch verläuft im DAX die erste Unterstützung bei 12.532 Punkten. Knapp darunter folgen bei 12.511 und 12.483 weitere Haltelinien. Sollten auch diese unterschritten werden, liegt die nächste Auffanglinie bei 12.424. Darunter müssen Kursverluste bis 12.376 Punkte in Betracht gezogen werden. Kann der Index auf der Oberseite den Widerstand bei 12.660 und darüber 12.762 zurückerobern, liegen die nächsten Barrieren bei 12.783 und 12.832. Darüber ist der Weg bis zur psychologisch wichtigen Marke von 13.000 Punkten frei.

Der Wochenausblick für die KW 21 – Deutsche Wirtschaft robust

In Japan unterstreichen ein in Expansionsterrain liegender Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe und freundliche Exportzahlen die voranschreitende Konjunkturerholung, die jedoch keine spürbare Inflationierung nach sich zieht. Ein Ende der japanischen Liquiditätsoffensive ist unmöglich.

In den USA verdeutlichen eine erneut verhaltenere Industriestimmung laut Einkaufsmanagerindex sowie rückläufige Auftragseingänge langlebiger Güter, dass die US-Konjunkturerholung nicht reibungslos verläuft. Immerhin zeigt sich die von der University of Michigan ermittelte Konsumentenstimmung stabil. Grundsätzlich werden Anleger das Protokoll der vergangen Fed-Sitzung auf Hinweise über den weiteren Verlauf der US-Zinswende überprüfen.

In der Eurozone setzt sich die positive Konjunkturstimmung laut Einkaufsmanagerindices für das Verarbeitende Gewerbe, wenn auch in abgeschwächter Form, fort. Insbesondere in Deutschland deuten die ifo Geschäftsklimazahlen sowie der vom GfK ermittelte Konsumklimaindex auf eine anhaltend solide Konjunkturentwicklung hin.

Ein Beitrag von Robert Halver.

Robert Halver ist Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank AG. Das Haus mit Sitz in Unterschleißheim bei München ist eine der führenden Investmentbanken in Deutschland und Marktführer im Handel von Finanzinstrumenten. Halver beschäftigt sich seit 1990 mit Wertpapieren und Anlagestrategien.

Rechtliche Hinweise / Disclaimer und Grundsätze zum Umgang mit Interessenkonflikten der Baader Bank AG:http://www.bondboard.de/main/pages/index/p/128.

 


(19.05.2017)


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Ford Motor Co.
Akt. Indikation:  11.31 / 11.36
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Letzter SK:  11.18 ( -0.41%)

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Akt. Indikation:  39.78 / 39.94
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Veränderung zu letztem SK:  -0.32%
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    Sollten sich die schwerwiegenden Vorwürfe gegen Trump bestätigen, ist theoretisch ein Amtsenthebungsverfahren möglich. Praktisch werden die Republikaner diese auch medial betriebene, langatmige Schlammschlacht nicht betreiben. Sie würde nur den Demokraten im Hinblick auf die Kongresswahl im November 2018 in die Karten spielen. Wie Richard Nixon bei der Watergate-Affäre würde Trump von seinen „Parteifreunden“ bewegt, sich vorher von alleine aus dem Oval Office zu bewegen. Vize-Präsident Mike Pence würde übernehmen wie früher Gerald Ford . Zunächst aber bleibt das Ergebnis der Ermittlungen erst abzuwarten.

    Sicherlich werden die Umsetzungen der Trumponomics verzögert. Ohnehin sind Steuersenkungen Marathonläufe, keine Sprints. Trumps wichtigstes Kern-Wahlversprechen – Jobs, Jobs, Jobs – droht ebenso an Kraft zu verlieren. Nach zunächst groß angekündigten Einstellungsverheißungen der US-Automobilindustrie kündigt Ford rund 1.400 Stellenstreichungen an und bei General Motors sieht man sogar einen Abschwung mit Kündigungen von theoretisch etwa 30 Prozent der Mitarbeiter.

    Die Aktienmärkte zeigen sich durchaus angeschlagen. So ist die Risikoeinschätzung gemäß S&P 500 Volatility Index klar aufwärtsgerichtet. In dessen Fahrwasser hat auch die Schwankungsbreite deutscher Aktien (VDAX-New Volatility Index) wieder zugenommen.

    Was die Opec ärgert, freut die Industrieländer

    Die Auswirkungen der zwischenzeitlichen Ladehemmung Trumps sind auch Thema an den Rohstoffmärkten. Dort werden Umsatzeinbußen aufgrund fallender Ölpreise befürchtet. Diese Gefahr will man mit erhöhter Förderung kompensieren. Insofern halten sich hartnäckige Zweifel an einer nachhaltigen Umsetzung der von der Opec und Russland Anfang Dezember 2016 beschlossenen Förderkürzungen. Niederschlag findet diese Vermutung am Rohöl-Terminmarkt. Hier haben sich die spekulativen Netto-Long-Positionen deutlich zurückgebildet.

    Saudi-Arabien und Russland wollen zwar auf dem Opec-Treffen am 25. Mai die Förderdrosselung wegen bisheriger Erfolglosigkeit von Juni 2017 auf Ende März 2018 verlängern. Nicht zuletzt will damit Saudi-Arabien die Aussichten für den Börsengang seiner größten Erdölfördergesellschaft der Welt – Saudi Aramco – verbessern.

    Dennoch spricht wenig für eine zukünftig konsequentere Förderdisziplin mit steigenden Ölpreisen. Denn vor allem die krisengebeutelten Staaten Venezuela, Libyen und Nigeria werden zur Stabilisierung ihrer Staatshaushalte versuchen, die Förderbegrenzung zu umgehen. Und selbst Saudi Arabien – mittlerweile mit Budget-Defiziten konfrontiert – muss absurderweise festere Ölpreise fürchten. Sie bedrohen Marktanteile von Opec- zugunsten Nicht-Opec-Ländern, allen voran die USA. Denn je höher Ölpreise stiegen, umso leichter erreichen US-Fracking-Unternehmen ihre Gewinnschwelle, die bei durchschnittlich ca. 50 US-Dollar liegt. Tatsächlich haben die zuletzt höheren Ölpreise zum höchsten Stand aktiver US-Ölbohrungen seit zwei Jahren geführt. Abgesehen von einem kurzfristigen Preisimpuls der offiziell verlängerten Förderkürzungen bleibt ein Ölpreisanstieg auf jenseits der Marke von 60 US-Dollar je Barrel aus.

    Chancen auf sprunghaft steigende Ölpreise sind selbst bei einer Wiederbelebung des Handelsembargos gegen den Iran nicht zu erwarten. Nationalkonservative Kräfte könnten bei einem Präsidentschafts-Wahlsieg am 19. Mai das iranische Atom-Programm zwar wieder aufleben lassen, so dass damit verbundene Sanktionen nicht lange auf sich warten lassen dürften. Doch fände Irans Rückkehr an den Ölmarkt dann tatsächlich ein Ende, werden erstens andere Opec-Mitglieder diesen Produktionsausfall des Irans gerne ausgleichen. Und zweitens würde ein diesbezüglich steigender Ölpreis US-Fracking-Unternehmen noch mehr Gewinnmarge ermöglichen. Es würde also noch mehr Fracking-Öl auf den Weltmärkten angeboten.

    Immerhin, nicht nur sorgen gebremste Rohstoffpreise für ebenfalls gebremste Inflationserwartungen und damit eine sinkende Notwendigkeit, geldpolitisch restriktiv zu werden. Gleichzeitig stabilisieren die vergleichsweise günstigen Energie- und Industrierohstoffe über günstige Vorprodukte die Gewinnmargen der Unternehmen und die Kaufkraft der Konsumenten in den Industrieländern.

    Marktstimmung – Selbst Trumps politische Börsen haben kurze Beine

    Sicherlich ist Trump-Gate ein willkommenes Argument für viele Anleger, die seit Jahresanfang üppig angefallenen Kursgewinne am Aktienmarkt mitzunehmen. Und natürlich ist politische Stabilität der Weltwirtschaftsmacht Nr. 1 notwendig. Ansonsten sind Wirtschaftsreformen nur unter erschwerten Bedingungen umzusetzen. Waren damit die Vorschusslorbeeren der Trumponomics an den US-Aktienbörsen nur Schaumschlägerei ohne nachhaltige Substanz? Wird also aus dem Trump-Boom eine Trump-Baisse?

    Aufgrund des Polit-Chaos der Trump-Administration vom ersten Tage an, hat man sich an Trump-Schocks gewöhnt. Und ob mit oder trotz Trump werden die Republikaner versuchen, das operative politische Geschäft aufrechtzuerhalten. So wird man weiter über Steuersenkungen diskutieren, die ohnehin frühestens Anfang 2018 Gesetzeskraft erlangen können. Entspannend an den Aktienmärkten wirkt aber auch, dass Trumps handelsprotektionistische, auch für Amerika selbst schädliche Vorhaben den Kongress nicht passieren werden. Und ein Gutes hat die bislang ausgebliebene amerikanische Konjunkturoffensive auch noch: Die Zinserhöhungspolitik der Fed kann sich Zeit lassen.

    Dies spricht dafür, dass es den massiven Aktieneinbruch in den USA mit Kollateralschäden auch für europäische Aktienmärkte – abgesehen von gesunden Konsolidierungen – nicht geben wird.

    Im relativen Aktienvergleich kann sich jedoch Europa gegenüber den USA behaupten. Die Angst vor einem Trumpschen Handelsprotektionismus hat sich abgeflacht. Das wirtschaftliche Umfeld für die exportsensitive deutsche Wirtschaft festigt sich auch mit Blick auf das Ende des Deflationsumfelds in der Eurozone. Gemäß ZEW – die hierbei befragten Analysten sind im Durchschnitt deutlich kritischer als die vom ifo Institut direkt befragten Unternehmen – haben sich die aufwärtsgerichteten Konjunkturerwartungen für die Eurozone und Deutschland weiter verbessert.

    Ein weniger opulentes konjunkturelles Umfeld in den USA und eine Stimmungsverbesserung in Europa sowie ein Polit-Chaos in Washington bei abebbender Eurosklerose schlagen sich auch währungsseitig nieder. Der Devisen-Terminmarkt zeigt einen deutlichen Anstieg der spekulativen Netto-Long-Positionen, der mit einer Aufwertung des Euros gegenüber US-Dollar einhergeht. Ein konjunkturell und politisch geschwächter Euro ist kein Handicap mehr für US-Anleger, in europäische Aktien zu investieren.

    Insgesamt ist die im Trend stabile Outperformance deutscher gegenüber US-Aktien nicht verwunderlich.

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    In Japan unterstreichen ein in Expansionsterrain liegender Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe und freundliche Exportzahlen die voranschreitende Konjunkturerholung, die jedoch keine spürbare Inflationierung nach sich zieht. Ein Ende der japanischen Liquiditätsoffensive ist unmöglich.

    In den USA verdeutlichen eine erneut verhaltenere Industriestimmung laut Einkaufsmanagerindex sowie rückläufige Auftragseingänge langlebiger Güter, dass die US-Konjunkturerholung nicht reibungslos verläuft. Immerhin zeigt sich die von der University of Michigan ermittelte Konsumentenstimmung stabil. Grundsätzlich werden Anleger das Protokoll der vergangen Fed-Sitzung auf Hinweise über den weiteren Verlauf der US-Zinswende überprüfen.

    In der Eurozone setzt sich die positive Konjunkturstimmung laut Einkaufsmanagerindices für das Verarbeitende Gewerbe, wenn auch in abgeschwächter Form, fort. Insbesondere in Deutschland deuten die ifo Geschäftsklimazahlen sowie der vom GfK ermittelte Konsumklimaindex auf eine anhaltend solide Konjunkturentwicklung hin.

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    Robert Halver ist Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank AG. Das Haus mit Sitz in Unterschleißheim bei München ist eine der führenden Investmentbanken in Deutschland und Marktführer im Handel von Finanzinstrumenten. Halver beschäftigt sich seit 1990 mit Wertpapieren und Anlagestrategien.

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      Cristina de Middel
      Gentlemen's Club
      2023
      This Book is True