Im Oktober fand in Salzburg zum mittlerweile vierten Mal das ‚Forum Impact‘ statt, bei dem rund 100 Teilnehmer aktuelle Trends zum Thema Nachhaltigkeit/Impact Investing diskutierten. Die gute Nachricht: Das Thema stößt auf wachsendes Interesse, was sich nicht nur an der Jahr für Jahr steigenden Teilnehmerzahl festmachen lässt, sondern auch an den Fortschritten der Industrie bezüglich Rating und Bewertungen.
Während bisher vor allem Aktienfonds auf den Screeninglisten der einschlägigen Agenturen standen, rücken nun auch Misch- und Anleihenfonds in den Fokus. Das Universum der punkto ‚Nachhaltigkeit‘ durchleuchteten Fonds wird größer, die Entscheidungshilfen für Anleger werden umfangreicher. Und das ist gut so, denn je tiefer man in die Thematik eintaucht, desto komplizierter wird es rund um die Fragestellung des nachhaltigen Investierens.
Ausschlusskriterien ja oder nein?
Heiß diskutiert wurde einmal mehr das Thema ‚Ausschlusskriterien‘: Sollen bestimmte Industrien, wie die der fossilen Brennstoffe etwa – Stichwort ‚CO2 Footprint‘ – komplett aus dem Anlageuniversum ausgeschlossen werden? Soll dieser Ausschluss unmittelbare De-Investments bedingen? Oder sollen besser Zeitfenster definiert werden, in denen Unternehmen die Möglichkeit erhalten sich ‚nachhaltiger‘ zu orientieren? Sollen darüberhinaus Verbesserungen, Entwicklungen in die richtige – weil nachhaltige – Richtung berücksichtigt werden? Und wenn ja, wie und in welchem Zeitrahmen soll dies bewertet werden?
Die Standpunkte sind gegensätzlich: Während die einen meinen, dass nachhaltiges Investieren eben konsequenterweise auch bedeute, gewisse Industrien komplett zu meiden um die dahinter stehenden Konzerne zu einem Umdenken zu ‚zwingen‘, argumentieren die anderen, dass man auch Veränderungsbereitschaft und Goodwill anerkennen muss – Rohstoffe wie Erdöl etwa könnten herkömmlich oder eben auch umweltschonend mit neuen, nachhaltigen Technologien gefördert werden. Ein weiteres Argument jener, die strenge Ausschlusskriterien ablehnen: Entscheidungen für De-Investments hätten nicht nur mittelbare Auswirkungen auf Konzerne, die nicht rasch genug ‚nachhaltig‘ agierten und eventuell zusperren müssten, sondern auch unmittelbare, nachhaltige Auswirkungen auf einzelne Menschen, die beispielsweise ihren Arbeitsplatz dadurch verlören. Und was der Verlust von Arbeitsplätzen im großen Rahmen bedeutet, wissen wir von genügenden Beispielen. Es geht nicht ‚nur‘ um Einzelschicksale, es geht um Familiensysteme, um ganze Regionen, um Kaufkraft die verloren geht, um schwindende Nahversorgung, um die Gesundheit und das Selbstwertgefühl von Erwachsenen und letztlich um Zukunftschancen für Nachkommen.
Nachhaltigkeit ist nicht eindimensional. Auch wenn wir wissen was umweltpolitisch schädlich oder unerwünscht ist, darf der Aspekt des Sozialpolitischen nicht aus den Augen verloren werden, wenn man nachhaltig agieren will. Das eigentliche Ziel von Impact Investing ist schließlich positive Veränderung! Es braucht also Zeit, die der Region und der Politik gegeben werden muss, um sich an die geänderten Rahmenbedingungen anpassen zu können. Investoren, die sich der Nachhaltigkeit ehrlich verpflichtet fühlen müssen einen Schritt weiterdenken und auch mögliche Folgen der eigenen Investmententscheidungen in Betracht ziehen – ansonsten könnten Entwicklungen in Gang gesetzt werden, die sicher nicht beabsichtigt sind – und nachhaltig mehr Schaden verursachen, als Nutzen stiften.
Zu den Autorinnen:
Susanne Lederer-Pabst
Die Finanzanalystin und gerichtlich beeidete Sachverständige für den Bank- und Börsebereich will nachhaltiges, sozialverträgliches Investieren stärker in den Investmentfokus Institutioneller Investoren rücken.
Alexandra Bolena
betreut seit 2001 Institutionelle Kunden zum Thema „Alternative Investments“. In den letzten Jahren steht „Impact Investing“ im Fokus; Lobbying für „Nachhaltige Investments“, Wissenstranfer zu ESG/SRI und konkrete Investmentstrukturierung und –vermittlung.
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