04.03.2018, 9803 Zeichen
Original abrufbar unter Trading-Treff.de bezieht sich auf den DAX (ISIN DE0008469008 | WKN 846900).
Das Wochenminus von 4,5 Prozent knüpft direkt an den schwachen Ausgang des Monats Februar an. Belastend standen die Diskussion über die Automobilbranche, neue Ideen von Donald Trump und politische Debatten zur GroKo und Italien-Wahl im Raum. Insgesamt hat sich der Deutsche Aktienindex dadurch rund 12 Prozent von seinem Allzeithoch entfernt. Als Charttechniker versuche ich nun, eine Antwort auf die Frage zu finden, wie weit sich diese Schwäche ausdehnen kann.
Abwärtstrend im DAX beibehalten
Es gab nur einen Plustag in dieser Woche zu vermelden. Mit 0,3 Prozent Kursgewinn am Montag startet der DAX noch recht optimistisch in die Handelswoche und schickte sich an, die in der Vorwochenanalyse aufgezeigte Abwärtstrendlinie zu überwinden (Chartrückblick):
Hier sollte auch die Entscheidung fallen, wie ich zu diesem Chartbild vermerkte. Das Hoch bei 12.600 Punkten wurde nicht gehalten und die Gewinne schmolzen zum Handelsende wieder dahin. Bereits am Dienstag notierten wir wieder auf dem Stand des Vorwochenschlusskurses und somit unter 12.500 Punkte. Damit war der Ausbruch vereitelt und die Anziehungskraft der Range sehr gut sichtbar:
Alles Weitere ging recht schnell und rot vonstatten. In der Range fühlt sich der DAX scheinbar sehr wohl. Der Mittwoch baute das Minus dann schon merklich aus. Die sprichwörtlichen „Dämme brachen“ aber erst am Donnerstag mit einem Minus von 2 Prozent direkt an die Unterkante der Trading-Range vergangener Wochen. Nach so viel Bewegung und vor dem Hintergrund der neuerlichen Wirtschaftsbestimmungen aus den USA von Donald Trump, brach diese Range dann auf der Unterseite. Als schwächster Tag der Woche verzeichnet der Freitag letztlich ein Minus von 2,2 Prozent und beendete den Handel unter der psychologischen Marke von 12.000 Punkten.
Im Nachgang sieht man diese Durchwanderung der Trading-Range sehr gut:
Doch als Trader möchte man dies natürlich schon eher entdecken und daraus ein Signal generieren. Wie löse ich dies also im Daytrading?
So identifiziere ich einen echten Range-Ausbruch
Eine Range ist letztlich ein Auspendeln des Kurse und damit die Suche der Marktteilnehmer nach einer klaren Richtung. Je länger dies dauert, um so heftiger wird diese Bewegung stattfinden. Als der Ausbruchsversuch auf der Oberseite am Montag nicht klappte, wurden alle Trader, die darauf spekulierten, wenig später schon brutal ausgestoppt. Dies verstärkte letztlich die Bewegung und die Bewegung zur Unterkante der Range, wie im Chartbild gerade gezeigt.
Fallende Hochs beim Ausbruchsversuch signalisierten immer deutlich einen Fehlausbruch. Dies visualisiere ich dann mit einer Trendlinie, die mir sozusagen auch im Risikomanagement hilfreiche Stopp-Marken vorgibt. Eine Überschreitung dieser Linie wäre ein prozyklisches Signal für den Ausbruch gewesen und damit als Pullback auf die Range zu werten. Da die Linie jedoch genau bis an die Range-Kante verlief, dominierte diese ab Mittwoch das Chartbild wieder und führte zum Eintauchen in die Range zurück.
Jede Long-Position vor dem Hintergrund des Ausbruchs sollte spätestens dort wieder geschlossen sein!
Allerspätestens an der Unterseite der Range wurde dann auch dem letzten bullischen Marktteilnehmer bewusst, dass es hier nicht mehr nach oben ging. Dies war dann letztlich auch der bärische Trigger aus der Vorwochenanalyse, den ich hier noch einmal als Erinnerung mit dem entsprechenden Zitat aufführe:
Die Bären kommen erst wieder ins Spiel, wenn wir die gezeigte Range im DAX aus der vergangenen Woche auf der Unterseite per Tagesschlusskurs verlassen…Dann würde mein Kursziel direkt die runde 12.000 bedeuten, welche wir schon vor dem Valentinstag einmal fast „geküsst“ hatten.
Der Donnerstag weckte somit die Bären, der Freitag stillte ihren Hunger. Es gab keinen Halt an der runden Marke von 12.000 Punkten. Somit steht der XETRA-Schlusskurs mit 11.913 Punkten ein Stückweit davon entfernt auf der DAX-Tafel bis zum morgigen Handelsbeginn.
Nachhaltige Bewegung erkennen
Um eine nachhaltige Bewegung zu erkennen, schaue ich nicht nur auf die Dynamik und das Momentum, sondern ebenso auf die Entwicklung der Abfolge. Denn eine starke Bewegung kommt selten wie ein „Schwarzer Schwan“ aus dem Nichts, sondern baut sich auf und wieder ab. Dies erkennt man in der aktuellen Handelswoche sehr gut, als das Plus vom Montag in ein kleines Minus am Dienstag überging und danach die Minuszeichen zunahmen. Ebenso steigt dabei das Volumen stetig an. Dazu folgender Wochenüberblick von wallstreet-online:
Es ist daraus nicht abzulesen, ob sich dies noch einmal verstärkt oder eine Gegenbewegung einsetzt. Ein kleiner Hoffnungsschimmer für die Bullen war zwar die Nachbörse am Freitag, in der es einen sehr knappen und recht punktgenauen Rücklauf zur 12.000er-Marke gab, jedoch ist dies noch keine Trendwende. Wo diese eintritt, möchte ich nun im Ausblick darstellen.
Neue Woche im Zeichen der Politik
Gut ist auf jeden Fall, dass wir hier noch einmal als Trader in der Range aktiv werden konnten und in der Vorwoche eine klare Richtung gesehen haben. In der Spanne zwischen Hoch und Tief betrug diese Richtung ab Montagmorgen jedoch mehr als 700 Punkte. Die Volatilität nimmt somit wieder zu. Das Barometer dafür, der VDAX, stieg in der vergangenen Wochen um mehr als 25 Prozent an.
Ursachen waren auch schnell gefunden. Neben dem drohenden Dieselfahrverbot in Innenstädten und der Belastung etwaiger Nachrüstkosten für die Automobilbranche, kam der neuerliche Vorschlag von Donald Trump zu Strafzöllen auf Stahl und weitere Leistungen in den USA garnicht gut an. Bezeichnungen als „neue Eskalationsstufe“ in „Die Welt“ war hier noch das freundlichste Vokabular. Fakt ist, dass hier bereits China entsprechend reagieren wird und auch Europa und letztlich die WTO dies nicht stillschweigend hinnehmen werden. Von einem Handelskrieg möchte ich noch nicht sprechen, aber all dies ist erst einmal eher eine Belastung für den Aktienmarkt als eine Chance.
Der DAX ist mit dieser neuerlichen Bewegung nicht nur aus der Range gefallen, sondern hat die Februar-Tiefs gebrochen:
Damit sind wir für das Jahr 2018 kalendarisch betrachtet auf dem Jahrestief. Der Monat Februar hat bereits 5,6 Prozent Verlust verbucht und der März steht bereits nach wenigen Handelstagen bei minus 4,2 Prozent. In Summe fehlen also zum Allzeithoch nunmehr 12 Prozent.
Lege ich erneut die Trendlinie ab dem Allzeithoch im 4-Stundenchart erneut an, dann bewegen wir uns weiterhin darunter und somit übergeordnet in einem Abwärtstrend.
Stützen könnte hier das August-Tief, was man im Tageschart bei der Suche nach der nächsten charttechnisch relevanten Marke erst entdeckt (also weit zurückzoomen muss):
An ein „darunter“ wage ich gerade nicht zu denken. Hierzu fehlen mir als Daytrader auch die relevanten Marken im Chartbild zu Orientierung. Daher switche ich für den Handel in der kommenden Woche wieder zurück auf den Stundenchart und orientiere mich hier vorerst an der runden Marke von 12.000 Punkten, die fast genau das Februartief darstellten.
Eine Überschreitung dieser Linie wäre ein Signal der Erholung an den Märkten und damit eine erneute kleine Kehrtwende im DAX. Wie geschrieben KEIN Trendbruch, aber eine Erholung der Abwärtsbewegung von rund 700 Punkte in 4 Handelstagen. Sie könnte bis zur ehemaligen Range führen und so aussehen:
Eröffnen wir bereits mit positiven politischen Börsen (das JA zur GroKo hebt die politische Lähmung in Deutschland kurzfristig auf) oder eine für die Wirtschaft positiv aufgenommenen Italien-Wahl im Rücken über dieser Marke, dann wäre dies auf XETRA ein GAP. Hier ist genau zu begutachten, wie nachhaltig diese Eröffnung ist. Denn ein GAP-close würde weiteres Potenzial auf der Unterseite eröffnen und damit dann den roten Trend der letzten vier Handelstage erneut aufnehmen. Auch dies ist möglich:
Von daher lehne ich mich in dieser Woche nicht aus dem Fenster und suche auf Basis dieser Analyse und mit Markierung der August-Tiefs, dem möglichen GroKo-GAP morgen und der Februartiefs nach kurzfristigen Trading-Chancen. Eine komplette Kehrtwende im DAX ist nicht in Sicht.
Terminlich sollte man auf das EU-BIP am Mittwoch, auf die EZB-Sitzung am Donnerstag und die Arbeitsmarktdaten der USA am Freitag achten. Sowie natürlich immer auf alles, was US-Präsident Trump so twittert. Kleine Anmerkung dazu: Er hat bereits 48.527.325 mehr Follower als ich, jedoch polarisiere ich auch nicht so.
Zum Twitter-Account von Donald Trump
Zum Twitter-Account von Bernecker1977
Einen volatilen, aber erfolgreichen Wochenstart wünscht Ihnen
Andreas Mueller (Bernecker1977)
Andreas Mueller ist unter dem Pseudonym „Bernecker1977“ als Trader, Referent und Coach seit 2001 aktiv. Er handelt seit rund 20 Jahren Indizes, Devisen und Rohstoffe an der Börse mit Futures, Derivaten und CFDs. Dabei basiert sein Trading auf Sentimentdaten und Charttechnik. Als studierter Diplom-Kaufmann streut Andreas Mueller seine Erfahrungen u.a. auf wallstreet-online seit dem Jahr 2005 in den „Tages-Trading-Chancen“ ein und ist dort Ansprechpartner für alle börsenrelevanten Fragen. Auf markteinblicke.de analysiert er den DAX mit Hilfe der Charttechnik. Weitere Informationen erhalten Sie in seinem Facebook-Kanal und auf seinem Blog www.bernecker1977.de
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die CASMOS Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.
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