17.02.2020, 3812 Zeichen
FX/Zinsen: Zum ersten Mal seit längerer Zeit musste ich heute Morgen die aktuellen Opferzahlen des Covid19-Virus suchen, weil sie mich nicht direkt von den Headlines herab oder aus dem Radio heraus ansprangen - ein Zeichen der Entspannung oder der Gewöhnung? Aktuell handelt es sich um 1.775 Todes- und weitere 71.000 (gemeldete) Ansteckungsfälle. Der Devisenmarkt reagiert gar nicht bis gelassen auf diese Entwicklung. Und das zu Beginn einer ein - bis zweiwöchigen Periode, die mit nur sehr wenigen Daten-Highlights aufwarten kann. Ein Analyst der UBS in Zürich beschreibt das heute wie folgt:" This is a tricky market environment. There isn't excess fear, and there isn't excess optimism." Dem ist aus meiner Sicht nichts hinzuzufügen. Nach wie vor wird die weitere Entwicklung einiger, oder gar der meisten Währungen davon abhängen, wie die Auswirkungen des Coronavirus auf die chinesische und somit die weltweite Realwirtschaft eingeschätzt werden. Da liegt noch vieles im Unklaren, so hat die People's Bank of China heute früh bereits die Zinsen für die 1-jährige Darlehensfazilität um 10 Basispunkte gesenkt, ein weiteres Anzeichen dafür, dass die Regierung in Peking der Wirtschaft auf dem Weg zurück in die Normalität unter die Arme greifen wird. Andererseits mehren sich die Meldungen, dass Europas Veredelungsindustrie mangels ausreichender Belieferung ins Stocken gerät und Volkswagen soeben die Wiederaufnahme der Produktion im Reich der Mitte erneut hinausgeschoben hat. Pro und Kontra halten sich also in etwa die Waage, so erklärt sich auch die nahezu unveränderte Lage der Devisenlandschaft, an der sich vor allem heute - President's Day in den USA - nur schwer etwas ändern dürfte. Der Schweizer Franken hat, Sie ahnen es, überraschend etwas an Wert verloren und liegt bei knapp 1,0650 zum Euro, der Greenback zeigt sich wieder behauptet, EUR/USD pendelt aktuell rund um 1,0840, auch USD/JPY liegt mit 109,85 kaum verändert zum Ende der letzten Woche. An den Zinsmärkten herrscht weiter gähnende Langeweile, "flach" bleibt die Devise. Deutsche Bünder kosten 39 Basispunkte, die US-Pendants (10-jährige Treasuries) rentieren bei 1,58 %. Noch hält sich der Markt die Tür für eine weitere Zinssenkung der Fed offen, derzeit wird diese für September 2020 erwartet. Auch für die SNB preist der Futures-Markt übrigens noch eine weitere, jedoch marginale, Zinssenkung (ca. 10 Basispunkte) im März ein - die Botschaft seh' ich wohl, allein mir fehlt - die Einsicht.
Aktien/Commodities: Wenig Momentum war am Freitag an den meisten Börsenplätzen zu erkennen. Träge schleppte sich Europa ins Wochenende, rote Nullen waren die Folge, lediglich der ATX stemmte sich mit +0,5 % gegen den Trend, er hatte jedoch am Tag davor nur unterdurchschnittlich abgeschnitten. In den USA war vor dem langen Wochenende die Stimmung nur unwesentlich besser, immerhin langte es mehrheitlich für leicht positive Erfolgsmeldungen. Von ganz anderem Kaliber sind da die Meldungen, die uns zum Wochenbeginn aus China erreichen. Die dezent positiven Nachrichtenlage in Verbindung mit den Aktivitäten der Zentralbank sorgen für ein en deutlichen push, der aktuell deutlich über 2 % an Zugewinn ausmacht. Auch Hongkong liegt vorne, während Korea und vor allem Tokio (- 0,6 %) noch zweifeln. Ein positiver Wochenstart für den DAX lässt sich jedoch schon prognostizieren. Die Rohölpreise setzen ihre Konsolidierung (OPEC-Entscheidung zu weiterer Förderbegrenzung hin oder her) fort, so liegt die Nordseesorte Brent derzeit etwas über 57 USD/Barrel.
Allgemein: Die für Donnerstag anstehende Veröffentlichung des EU-Budgets wirft seine Schatten voraus, so äußerte Frankreichs Premierminister Macron bereits seinen Unmut, weil es den Ambitionen nicht entspreche. Er zeigte sich zwar nicht "frustriert", aber "ungeduldig" mit Deutschland.
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