03.05.2015, 3021 Zeichen
Es wird uns so eingetrichtert: Wenn wir Geld für uns arbeiten lassen, dann ist das was Schlechtes. Wie gut, dass es mit Nachhaltigkeitsfonds nun ein Geldanlageprodukt gibt, dass moralisch unbedenklich ist.
Geldanlage mit gutem Gewissen versprechen alle Nachhaltigkeitsfonds. In unseren Köpfen ist ohnehin schon fest verankert, es sei unanständig, Geld zu investieren, Geld für einen arbeiten zu lassen. Geldanlage sei Kapitalismus in reinster Form und muss bekämpft werden. Ob nun mit moralischen Standpauken oder mit einer hohen Steuer auf die erzielten Gewinne (Abgeltungssteuer). Da kommt die Nachhaltigkeit gerade recht. Dabei ist die Finanzierung eines Unternehmens und die Beteiligung an einem Unternehmen – und nichts anders sind Aktien – eigentlich alles andere als etwas Unanständiges, Unfaires, moralisch Bedenkliches.
Würden Sie heute Ihre Wäsche mit der Waschmaschine waschen, eine Krankheit mit Medikamenten erfolgreich bekämpfen, mit dem Auto oder dem Zug zur Arbeit fahren, wenn Unternehmen die Finanzierung untersagt geblieben wäre? Nein, natürlich nicht! Wollen wir heute alle Trabant fahren oder VW, BMW, Opel, Peugeot, Renault, Fiat, Ford, Mercedes, Toyota, Honda, Volvo, Porsche...?
Mit nachhaltigem Investieren können wir, böse Kapitalisten, uns nun etwas besser fühlen. Wir können ruhiger schlafen, während unser Geld für uns arbeitet. Würde es nicht für uns arbeiten, könnten wir uns damit etwas Schönes kaufen. Darauf verzichten wir aber, wenn wir das Geld sparen, es investieren, Risiken eingehen, um etwas Rendite (fürs Alter) einzufahren. Insofern ist der erzielte Gewinn mit einer Geldanlage auch nicht ungerechtfertigt. Wer sich stundenlang, tagelang, wochenlang im Jahr mit der Geldanlage beschäftigt, um eine bessere Rendite zu erziele als 80 Prozent der Fonds, als das Sparbuch bietet oder Riester oder Rürup, der hat es auch verdient, eine Art Lohn dafür zu erhalten.
Nun aber zu den grünen, sozialen Investments, um die es einmal mehr in dieser Ausgabe geht (siehe: http://www.boersianer.info/magazin/). Sie werden vor allem von institutionellen Anlegern, also Versicherungen, Pensionsfonds und Kirchen nachgefragt. Und unter den Investments sind dann längst nicht immer nur Windradbauer und Solarfabriken, sondern auch Autobauer, ja sogar Bergbaugesellschaften. Das hat auf der einen Seite etwas mit der Vorgehensweise zu tun, auf der anderen Seite aber auch mit gesundem Menschenverstand. Wie sagte mir mal ein Geistlicher, wenn ich Royal Dutch Shell für problematisch hielte, sollte ich nicht an der Shell-Tankstelle tanken. Aber die Aktie nicht zu kaufen, mache überhaupt keinen Sinn. Wo er Recht hat! Denn Shell oder jedes andere Unternehmen wird die internen Umweltbestimmungen, Produktionswege oder das Betriebsklima nicht ändern, weil weniger Menschen in die Aktie des jeweiligen Unternehmens investieren. Nur wenn ihre Produkte von weniger Menschen gekauft werden, dann kann sich was ändern. In diesem Sinne viel Erfolg bei der Geldanlage.
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