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Christian Drastil: Meine persönlichen Highlights in 25 Jahren Börse-Wien-Geschichte (25 Jahre ATX)

Bild: © photaq/Martina Draper, Nina Bergmann (finanzen.at/Springer), Christian Drastil, Bulle

Autor:
25 Jahre ATX

Rund um "25 Jahre ATX" haben wir im Dezember 2015 und Jänner 2016 eine grossangelegte Audioproduktion mit dem Ziel einer Fest-CD gemacht. Infos unter http://www.boerse-social.com/25jahreatx . Hier täglich ein Interview transkribiert. Wichtig: Diese Interviews wurden nicht für Print gemacht.

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28.02.2016, 10520 Zeichen

About: Für die CD-Produktion http://www.boerse-social.com/25jahreatx wurden 33 Telefon-Interviews geführt. Hier täglich ein Interview transkribiert. Heute: CD-Initiator Christian Drastil. Wichtig: Diese Interviews wurden nicht für Print gemacht, die Transkripte sind ein Versuch. Die Audio-Version des Drastil-Interviews findet man unter: 25 Jahre ATX: "Amtlicher Börsenguru" Lielacher aus Wien: "Fragen Sie den Drastil, der weiß auch immer, was los ist, ..., ;das CD-Set samt Shirt in der "Ich war dabei!"-Version hatte am 28.2. bereits 70 Besteller (HIER die Namen der Besteller und die Details des Angebots). 

Frage (Peter Heinrich): Bitte um kurze Vorstellung.

Christian Drastil: Christian Drastil, seit 30 Jahren an der Wiener Börse tätig, aktuell mit den Plattformen boerse-social.comphotaq.com, der Financial Literacy App runplugged.com und den monatlichen Print-Fachheften.

Sie sind einer der großen Kapitalmarktkenner Österreichs. Der ATX wird nun 2016 25 Jahre alt. Herr Drastil, Sie sind ja auch Initiator dieser CD. Viele der Hörer, ob CD oder übers Internet, werden Sie kennen und wer Sie aber nicht kennt, dem sollten wir ein bisschen was verraten. Sie sind vom Börse Social Network aus Österreich. Zu meiner Stimme, ich bin Peter Heinrich von Börsen Radio Netwok. Wir arbeiten ab Jänner 2016  zusammen und es gibt auch unser Gemeinschaftsprojekt, das boersenradio.at. Herr Drastil, zu Ihrer Vita, seit wann sind Sie denn Begleiter des Österreichischen und des Wiener Kapitalmarkts? Was war denn so der erste Kontakt dazu?

Der erste Kontakt passierte bereits im Jahr 1987, ein Jahr nach meiner Matura, als ich in einer österreichischen Großbank die Chance erhalten habe, an diesen spannenden Markt ranzukommen und auch alle Möglichkeiten zur Ausbildung bekommen habe. Diese Faszination hat mich eigentlich nicht mehr losgelassen, das war also schon lange, lange Zeit, bevor der ATX auch nur angedacht wurde.

Was haben Sie seitdem alles an Positionen durchgemacht?

Ich war dann in der Großbank tätig, gehobene Privatkunden im Wertpapiergeschäft zu beraten, oft in der Ausbildung auch in Handelsabteilungen helfen dürfen, also quer die ganze Palette drüber und bin dann letztendlich im Journalismus gelandet, im Startteam der Tageszeitung WirtschaftsBlatt, als diese im Jahr 1996 umgesetzt wurde, durfte auf diesem Weg die erste Finanzplattform Österreichs, damals i-finance, kann man sich heute gar nicht mehr erinnern, mitinitiieren, war dann bei einem großen Börsespiel dabei und dann gings eigentlich los, dass die damaligen Eigentümer vom WirtschaftsBlatt, die schwedische Bonnier-Group, die 50%-Gesellschafter war, gesagt hat, „So, und jetzt wird es Zeit für ein großes Portal in Österreich“ und ich war Gründer und Aktionär der Wirtschaftsblatt Online AG, so wie es sich damals gehört hat, im Jahr 1999, weil da war ja gleich ein Börsengang gar nicht so weit weg in den Köpfen, freilich ist es dann ganz anders gekommen. In der Folge haben sich weitere Projekte ergeben, wir haben den Börse Express später gegründet, wir haben be24 gegründet, wir haben etliche Awards, auch im internationalen Bereich, für unsere Aktivitäten am Österreichischen Kapitalmarkt gewinnen dürfen und seit 2012 bin ich jetzt selbständig tätig und habe die eingangs erwähnten Plattformen am Start, aber die Freude, die Kraft und die Energie rund um diesen spannenden Markt ist ungebrochen da.

Was treibt Sie denn an, den Kapitalmarkt auch so ein bisschen mit Ihren Projekten voranzutreiben? Diese CD wird man ja vielfältig hören, ua. geplant zB in Schulen.

Ja, da haben wir einiges vor. Ich finde den Markt einfach faszinierend und finde es traurig, dass ein so toll entwickeltes Land wie Österreich einfach bei der privaten Aktionärsquote, bei der Beteiligung der Menschen wie du und ich, fast europäisches Schlusslicht darstellt, das ist einfach etwas, was es aufzuholen gilt und da ist einfach kein Kilometer zu wenig, den man hier probiert. Man muss hier einfach schauen, dass die Begeisterung wieder mal überspringt. Wir hatten das ja schon mal und insofern kann man einfach nur hoffen, dass Dinge getan werden, die den Kapitalmarkt nach vorne bringen und wir denken, kleine Bausteine liefern zu können dazu.

25 Jahre ATX, Herr Drastil, wie sehen Sie denn den Start des ATX im Rückblick?

Also der Start war wichtig und notwendig, weil einfach die Facetten einer modernen Terminbörse und die Österreichische Termin- und Optionenbörse, die ÖTOB -  Gott hab sie selig, gibt’s leider nicht mehr -  einen neuen Index verlangten. 1991  war klar, dass der Wiener Börse Index, der WBI, einfach nicht mehr state of the art war, wo einfach alle Titeln drinnen waren, sondern man musste schauen, welche Titel haben Liquidität, welche Titel kommen für einen Fließhandelsindex in Frage und so einigte man sich mal auf 20 Titel und zunächst waren es eh nur 17 Titel, die die Qualifikation geschafft haben, es wurde dann im Laufe der Zeit einfach ein 20er Index. Für Österreich war es ein Meilenstein in der Börsegeschichte, auch wenn vorher schon gute Kursentwicklungen möglich waren, aber die Professionalisierung hat erst der ATX gebracht.

25 Jahre ATX, was waren denn für Sie die großen positiven Momente?

Da gabs zum Glück einige. Man schaut sich immer nur die Performance der letzten Jahre an, die war natürlich nicht so gut, aber immerhin, wir sind in einem Index, in den die Dividenden nicht einbezogen sind, von 1000 auf 2500 Punkte gekommen, also ist mal nicht sooo schlecht. Die großen positiven Dinge waren sicherlich die Börsengänge, das war zunächst einmal der IPO der voestalpine, damals als VA Stahl mit einer gigantischen Mitarbeiterbeteiligung, also eine wirklich spektakuläre Sache und auch die Kursentwicklung ist super gewesen, das Unternehmen hat jetzt 20 Jahre an der Börse gefeiert vor kurzem und wie gesagt ein voller Erfolg. Dann möchte ich herausheben eine Aktie, die man längst schon wieder vergessen hat vielleicht;  die Austria Tabak - das war vielleicht die einzige wirkliche Volksaktie, die diesen Namen in Österreich verdient hat, ein IPO, das sehr gut funktioniert hat, die Aktie war nie wirklich im Minus, es war ein kontinuierlicher Kursanstieg Ende der 90er Jahre und letztendlich ist das Unternehmen dann viel zu rasch übernommen worden, damit auch dem Wiener Börsenmarkt genommen worden und ein Delisting hat stattgefunden. Weiters möchte ich erwähnen im Jahr 2001 die betandwin.com, das war damals ein IPO, in dem die Zeichnungsfrist in den All-time-High-Tagen vom Neuer-Markt-Index Nemax50 bzw auch an der Nasdaq damals stattgefunden hat. Das ist eine markante Überzeichnung gewesen, tolle Kursgewinne am ersten Handelstag gleich und insofern vielleicht eine kleine Reminiszenz an etwas was international funktioniert hat, in Österreich aber nicht: Nämlich dieses New Economy Geschäft, das in seiner Zeit natürlich sehr wichtig war. Die IPOs von Raiffeisen und der Österreichischen Post möchte ich auch noch hervorheben, Mitte der Nullerjahre und vor allem der Börsengang der Buwog in der jüngeren Vergangenheit, das ist der letzte wirkliche Börsenneuling, wo wir gesehen haben, dass wir ein Listing an der Deutschen Börse haben, ein Listing an der Wiener Börse, das Hauptlisting in Deutschland, weil dort natürlich die Peer Group des Unternehmens ist, eine völlig richtige Entscheidung, die Umsätze finden erfreulicherweise an der Wiener Börse statt.

25 Jahre ATX, was waren für Sie denn die ATX Flops oder die Flopjahre des ATX?

Die Flops gabs natürlich auch oder gibt es auch. Negativ möchte ich erwähnen vor allem die politische Situation in Österreich. Das hängt mit dem zuvor erwähnten geringen privaten Aktienbesitz zusammen. Dazu kommt, dass auch viele Unternehme ihr Being Public, ihre Börsenotiz, einfach nicht wirklich leben und damit einfach eventuell sogar eine weitere Austrocknung des Kurszettels bevorstehen könnte Also das ist etwas, das sicherlich Sorge macht, was aber zum Umfeld passt und mir persönlich auch sehr leid tut, dass da einfach über Jahre gesehen nichts weiter geht. Schade ist auch, dass die ÖTOB letztendlich aufgegeben wurde und Futures und Optionen auf dem Wiener Markt jetzt über Deutschland gehandelt werden, Das ist per se nichts Schlechtes, nur denke ich, dass so etwas gut Entwickeltes einfach zu früh aufgegeben wurde und eine Marktanomalie fällt mir auch noch negativen Sinne ein, die viel ausgelöst hat: Nach Lehman hat der ATX Future bis zu 100 Punkte unter der Kassa, das waren damals 6 bis 7 Prozent vom absoluten Wert notiert und das hat dazu geführt, dass professionelle Marktteilnehmer sich am Wiener Markt einfach nicht mehr hedgen konnten und in weitere Folge dazu geführt, dass enormer Gegenwind für sämtliche Produkte mit Aktienbeimischung gekommen ist: Pensionsvorsorge und alles Mögliche, weil man einfach gesehen hat, dass man im Problemfall den Markt nicht in eine vernünftige Absicherung führen kann.

30 Jahre ATX, glauben Sie es wird sich dann viel geändert haben?

Es ist zu hoffen, dass sich etwas ändert. Wir haben nach der Boomphase in den Nullerjahren, damals sind die größten Pluspunkte in den Markt gekommen, damals gabs auch eine Bank Austria - die heute in anderem Zusammenhang, sicherlich nicht mehr im Börsenzusammenhang, in den Medien ist - als größten Pluspunktebringer der gesamen ATX-Geschichte, wir haben eine Übertreibung auf 5000 Punkte nach oben gesehen, gar keine Frage, wir sind jetzt bei 2500 immer wieder, es ist ein Magnet einfach diese Zahl. Ich denke, dass man in den nächsten Jahren sicherlich wieder etwas Aufwärtspotenzial haben kann, die Ertragskraft der Unternehmen ist gut und ich denke, dass auch ein vielleicht politisch differenzierterer Blick auf die Wichtigkeit eines Standorts und eine Börsenplatzes wieder folgen wird, sodass ich meinen Optimismus über all die Jahre nicht verloren habe. Es braucht gutes Timing in Wien, aber ich denke, dass man optimistisch in die nächsten 5 Jahre blicken kann.

Dann wünsche ich allen Hörern viel Spaß beim Hören der Zeitzeugen und Akteure 25 Jahre ATX, hier noch ein Hinweis, die Langversion der Interviews finden Sie auch unter boerse-social.com und boersenradio.at

Siehe auch:


(28.02.2016)

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Christian Drastil: Wiener Börse Plausch

Wiener Börse Party #619: Neuer bei Addiko, dad.at mit Milestone und grossem Neukundenpaket, alle Details Börsentag Wien 4.6.




ATX
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Buwog
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Wienerberger
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Uhrzeit:  22:59:14
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Bildnachweis

1. Nina Bergmann (finanzen.at/Springer), Christian Drastil, Bulle , (© photaq/Martina Draper)   >> Öffnen auf photaq.com

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    Ich war dann in der Großbank tätig, gehobene Privatkunden im Wertpapiergeschäft zu beraten, oft in der Ausbildung auch in Handelsabteilungen helfen dürfen, also quer die ganze Palette drüber und bin dann letztendlich im Journalismus gelandet, im Startteam der Tageszeitung WirtschaftsBlatt, als diese im Jahr 1996 umgesetzt wurde, durfte auf diesem Weg die erste Finanzplattform Österreichs, damals i-finance, kann man sich heute gar nicht mehr erinnern, mitinitiieren, war dann bei einem großen Börsespiel dabei und dann gings eigentlich los, dass die damaligen Eigentümer vom WirtschaftsBlatt, die schwedische Bonnier-Group, die 50%-Gesellschafter war, gesagt hat, „So, und jetzt wird es Zeit für ein großes Portal in Österreich“ und ich war Gründer und Aktionär der Wirtschaftsblatt Online AG, so wie es sich damals gehört hat, im Jahr 1999, weil da war ja gleich ein Börsengang gar nicht so weit weg in den Köpfen, freilich ist es dann ganz anders gekommen. In der Folge haben sich weitere Projekte ergeben, wir haben den Börse Express später gegründet, wir haben be24 gegründet, wir haben etliche Awards, auch im internationalen Bereich, für unsere Aktivitäten am Österreichischen Kapitalmarkt gewinnen dürfen und seit 2012 bin ich jetzt selbständig tätig und habe die eingangs erwähnten Plattformen am Start, aber die Freude, die Kraft und die Energie rund um diesen spannenden Markt ist ungebrochen da.

    Was treibt Sie denn an, den Kapitalmarkt auch so ein bisschen mit Ihren Projekten voranzutreiben? Diese CD wird man ja vielfältig hören, ua. geplant zB in Schulen.

    Ja, da haben wir einiges vor. Ich finde den Markt einfach faszinierend und finde es traurig, dass ein so toll entwickeltes Land wie Österreich einfach bei der privaten Aktionärsquote, bei der Beteiligung der Menschen wie du und ich, fast europäisches Schlusslicht darstellt, das ist einfach etwas, was es aufzuholen gilt und da ist einfach kein Kilometer zu wenig, den man hier probiert. Man muss hier einfach schauen, dass die Begeisterung wieder mal überspringt. Wir hatten das ja schon mal und insofern kann man einfach nur hoffen, dass Dinge getan werden, die den Kapitalmarkt nach vorne bringen und wir denken, kleine Bausteine liefern zu können dazu.

    25 Jahre ATX, Herr Drastil, wie sehen Sie denn den Start des ATX im Rückblick?

    Also der Start war wichtig und notwendig, weil einfach die Facetten einer modernen Terminbörse und die Österreichische Termin- und Optionenbörse, die ÖTOB -  Gott hab sie selig, gibt’s leider nicht mehr -  einen neuen Index verlangten. 1991  war klar, dass der Wiener Börse Index, der WBI, einfach nicht mehr state of the art war, wo einfach alle Titeln drinnen waren, sondern man musste schauen, welche Titel haben Liquidität, welche Titel kommen für einen Fließhandelsindex in Frage und so einigte man sich mal auf 20 Titel und zunächst waren es eh nur 17 Titel, die die Qualifikation geschafft haben, es wurde dann im Laufe der Zeit einfach ein 20er Index. Für Österreich war es ein Meilenstein in der Börsegeschichte, auch wenn vorher schon gute Kursentwicklungen möglich waren, aber die Professionalisierung hat erst der ATX gebracht.

    25 Jahre ATX, was waren denn für Sie die großen positiven Momente?

    Da gabs zum Glück einige. Man schaut sich immer nur die Performance der letzten Jahre an, die war natürlich nicht so gut, aber immerhin, wir sind in einem Index, in den die Dividenden nicht einbezogen sind, von 1000 auf 2500 Punkte gekommen, also ist mal nicht sooo schlecht. Die großen positiven Dinge waren sicherlich die Börsengänge, das war zunächst einmal der IPO der voestalpine, damals als VA Stahl mit einer gigantischen Mitarbeiterbeteiligung, also eine wirklich spektakuläre Sache und auch die Kursentwicklung ist super gewesen, das Unternehmen hat jetzt 20 Jahre an der Börse gefeiert vor kurzem und wie gesagt ein voller Erfolg. Dann möchte ich herausheben eine Aktie, die man längst schon wieder vergessen hat vielleicht;  die Austria Tabak - das war vielleicht die einzige wirkliche Volksaktie, die diesen Namen in Österreich verdient hat, ein IPO, das sehr gut funktioniert hat, die Aktie war nie wirklich im Minus, es war ein kontinuierlicher Kursanstieg Ende der 90er Jahre und letztendlich ist das Unternehmen dann viel zu rasch übernommen worden, damit auch dem Wiener Börsenmarkt genommen worden und ein Delisting hat stattgefunden. Weiters möchte ich erwähnen im Jahr 2001 die betandwin.com, das war damals ein IPO, in dem die Zeichnungsfrist in den All-time-High-Tagen vom Neuer-Markt-Index Nemax50 bzw auch an der Nasdaq damals stattgefunden hat. Das ist eine markante Überzeichnung gewesen, tolle Kursgewinne am ersten Handelstag gleich und insofern vielleicht eine kleine Reminiszenz an etwas was international funktioniert hat, in Österreich aber nicht: Nämlich dieses New Economy Geschäft, das in seiner Zeit natürlich sehr wichtig war. Die IPOs von Raiffeisen und der Österreichischen Post möchte ich auch noch hervorheben, Mitte der Nullerjahre und vor allem der Börsengang der Buwog in der jüngeren Vergangenheit, das ist der letzte wirkliche Börsenneuling, wo wir gesehen haben, dass wir ein Listing an der Deutschen Börse haben, ein Listing an der Wiener Börse, das Hauptlisting in Deutschland, weil dort natürlich die Peer Group des Unternehmens ist, eine völlig richtige Entscheidung, die Umsätze finden erfreulicherweise an der Wiener Börse statt.

    25 Jahre ATX, was waren für Sie denn die ATX Flops oder die Flopjahre des ATX?

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    30 Jahre ATX, glauben Sie es wird sich dann viel geändert haben?

    Es ist zu hoffen, dass sich etwas ändert. Wir haben nach der Boomphase in den Nullerjahren, damals sind die größten Pluspunkte in den Markt gekommen, damals gabs auch eine Bank Austria - die heute in anderem Zusammenhang, sicherlich nicht mehr im Börsenzusammenhang, in den Medien ist - als größten Pluspunktebringer der gesamen ATX-Geschichte, wir haben eine Übertreibung auf 5000 Punkte nach oben gesehen, gar keine Frage, wir sind jetzt bei 2500 immer wieder, es ist ein Magnet einfach diese Zahl. Ich denke, dass man in den nächsten Jahren sicherlich wieder etwas Aufwärtspotenzial haben kann, die Ertragskraft der Unternehmen ist gut und ich denke, dass auch ein vielleicht politisch differenzierterer Blick auf die Wichtigkeit eines Standorts und eine Börsenplatzes wieder folgen wird, sodass ich meinen Optimismus über all die Jahre nicht verloren habe. Es braucht gutes Timing in Wien, aber ich denke, dass man optimistisch in die nächsten 5 Jahre blicken kann.

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