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Interview mit Harald Hagenauer, Head of Investor Relations der Österreichischen Post (Transkript boersenradio)

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börsenradio.at / Peter Heinrich: Was ist denn der Job eines Investor Relations Managers, also eines Investor-Beziehungs-Managers?

Harald Hagenauer: Wie Sie richtigerweise sagen, geht es um die Investorenbeziehung. Das heißt: Es ist Finanzkommunikation. Es dreht sich um die Frage: Wie erzähle ich diese Geschichte des Unternehmens? Wie bringe ich die Story dieses Unternehmens in den Kapitalmarkt?

Steht der IR-Manager unter Druck zwischen Vorstand und Aktionären und Aufsichtsrat? Die Frage ist natürlich allgemein. Ich kann mir vorstellen, bei Ihnen in der Post geht es ein bisschen ruhiger zu als bei vielleicht manch kleineren Firmen.

Nun … das Interesse gewisser Steakholder-Gruppen am Unternehmen ist klar, aber im Endeffekt läuft eine gute Investor-Relations-Arbeit immer auf drei Themen hinaus, ja. Erstens: Eine Investment-Story fokussiert zu beschreiben und zu kommunizieren. Zweitens: Investor-Targeting. Also die Investoren zu suchen, die genau diesem Unternehmen passen, zu diesem Anlegerprofil passen. Und Drittens: Erwartungshaltungen zu managen. Ich glaube, das sind die Win-Win-Win-Grundsätze, in denen es in einer guten Finanzkommunikationsarbeit geht.

Diese Differenz mit Ihrer Türkei-Beteiligung … ist das auch eine IR-Aufgabe oder ist das so ein Vorstands‘-only-Job?

Also, alle Themen, die es in einem Unternehmen gibt, gibt sie nie Vorstands‘-only, sondern natürlich immer mit viel, viel Kommunikationsarbeit, wenn‘s operativ um Thema A, B oder C geht, dann muss der Stellenwert dieses Themas kommuniziert werden. Ist es von Bedeutung? Ist es unbedeutend? Welches Gewicht hat das eigentlich in der Story? Man muss versuchen, die Bedeutung richtig zu positionieren und die Bedeutung für das Unternehmen klar zu stellen.

Wie ist das eigentlich bei Ihnen organisiert? Unterschiede zwischen großen Investoren und kleinen Aktionären?

Wir haben das nicht getrennt. Die Arbeit, die Informationspflicht ist ja überall die gleiche. Das heißt, wir behandeln grundsätzlich große und kleine Investoren gleich, wobei natürlich die großen Finanzplätze London, New York, Boston, Frankfurt, Paris mit Roadshows zugeschnitten auf die jeweiligen großen Investoren sind. Denn eins ist klar: Ohne Großinvestoren ist keine gute Bewertung der Kursentwicklung möglich. Daher versucht man natürlich, das große Geld, diese Anleger zu finden, die genau das Profil suchen für das eigene Unternehmen.

Also macht ein guter IR-Manager gute Kurse?

Er macht keine Kurse, sondern er muss Vertrauen erzeugen. Denn wie wir ja alle wissen: Geldanlage ist Vertrauenssache. Das gilt für den kleinen Aktionär genauso wie für den großen professionellen Investor Versprechen und halten. Versprochen und gehalten. Das sind dann im Endeffekt die Kriterien, die wichtig sind in einer mehrjährigen Betrachtung, um wirklich auch eine Bewertung zu bekommen, die das Unternehmen verdient. Und daran arbeitet der IR-Manager wesentlich mit.

Sagen Sie als IR-Manager dem Vorstand auch … oder nennen wir es mal „empfehlen“ dem Vorstand, was er zu tun hat? Wen er anrufen muss? Welche Konferenzen er besuchen sollte? Ja, und wie manches zu formulieren ist, mündlich oder schriftlich?

Natürlich. Das ist im Wesentlichen die Aufgabe bei wichtigen Themen - quartalsweise sowieso, bei der Berichterstattung – zusammen zu sitzen und zu sagen: Wie lautet die Kommunikation in diesem Punkt? Welche Sprachregelungen würden wir hier empfehlen? Welche Sprachregelung ist die adäquate, angemessene, um eine Geschichte, eine Story gut und vernünftig zu erzählen. Das erfolgt in Abstimmung mit dem Vorstand. Klar, der IR-Manager hat viel Erfahrung, kennt viele Investoren, weiß sehr wohl, was sind die Gos und No-Gos in der Kommunikation und was sind die Gos und No-Gos einer Unternehmensentwicklung. Und daher glaube ich, ist ein Unternehmen gut beraten, eine sehr gute Interaktion und Kooperation mit allen Gremien zu pflegen, also allen Vorstandsbereichen – operativ genauso wie Finanzvorstand und CEO, um einen Einklang in der Sprachregelung zu finden.

Wie viel dürfen Sie eigentlich nicht sagen? Sie müssen ja alle Aktionäre gleich behandeln. Wenn’s zum Beispiel um eine Übernahme geht, dann wird ja noch verhandelt. Eigentlich ist schon alles da aber man darf nichts sagen … ist doch irre schwierig, wahrscheinlich?

Richtig. Da gibt es ganz klare Regelungen. Alle Investoren seien gleichförmig zu informieren. Es gibt die sogenannte Ad-hoc-Verpflichtung: Also wenn es Informationen gäbe in einem Unternehmen, die für alle Investoren gleichermaßen höchst relevant sind, so ist das zu kommunizieren in einer standardisierten Art und Weise. Nämlich den Markt gleichzeitig und direkt so schnell wie möglich zu informieren. Ich glaub‘, das sind die Standards, die haben sich mittlerweile weltweit etabliert. Da gibt’s klare Regelungen und davon abweichen kann weder ein Vorstand noch ein Aufsichtsrat noch ein IR-Manager.

Was gibt’s denn noch an Regelungen und Vorschriften, was IR-Manager beachten müssen?

Es gibt viele Vorschriften der Regelkommunikation, die gerade von Ihnen angesprochene Ad-hoc-Kommunikation, ist das wichtigste, weil hier ein sehr sehr strenges Korsett geschaffen wurde, das auch mit strafrechtlichen Konsequenzen einhergeht, wenn die nicht so ist, wenn des nicht befolgt wird. Kommunikation in raschen klaren und direkten Worten ist hier sehr wichtig. Und gerade auch hier ist die von Ihnen angesprochene Abstimmung zwischen Vorstand und der IR-Abteilung enorm wichtig. Es sind Compliance-Regeln im Endeffekt, also Verhaltensregeln am Kapitalmarkt, die hier einzuhalten sind.

Jetzt sind Sie sind auch Vorstand der CIRA, also ein IR-Verband. Für was steht denn CIRA und was ist denn die Aufgabe?

Das ist ein Verband, den es mittlerweile in Österreich seit 25 Jahren gibt. Der nennt sich CIRA: Also Cercle Investor Relations Austria, also ein Verband aller börsennotieren Gesellschaften, aller IR-Verantwortlichen, die gesagt haben: Wir wollen hier einen Verband gründen. Also eine Art Know-how-Drehscheibe, um Know-how zu bündeln, sei es Kapitalmarkt, sei es Finanzkommunikation damit als Best-Practice-Pool an alle Mitglieder Ideen, Themen und Vorschläge weiter zu geben. Also wir treffen uns hier in regelmäßigen Abständen zu gewissen Themen, diskutieren aktuelle Entwicklungen am Kapitalmarkt und veranstalten einmal im Jahr eine große Konferenz, um die Trends des Kapitalmarktes, die wichtigen Themen der Finanzkommunikation, das, was vor uns liegt, zu besprechen.

Ein Verband hat ja auch immer als Job Lobby-Arbeit zu leisten. Welche Forderung hätten Sie denn an die Politik? Entweder Österreichs oder ganz oben in Brüssel, damit die Arbeit für Sie leichter wird oder die Beziehung zur wichtigsten Person - eigentlich dem Eigentümer - dem Aktionär besser wird?

Ich glaub‘, allen beteiligten Stakeholdern ist gedient, wenn es klare und einfache Regelwerke gibt. Compliance hatten wir angesprochen, Ad-hoc-Thematik hatten wir angesprochen … hier besteht oft die Gefahr, dass in Brüssel eine Regelung gemacht wird und dann in den einzelnen Ländern individuell anders interpretiert wird und mit Nuancen versehen wird. Ich glaub‘ es ist ganz wichtig, dass Regelungen am Kapitalmarkt gleich sind in Österreich, Deutschland, Frankreich, wo auch immer … und dass es keine abweichenden Nuancen gibt, in einzelnen Ländern. Diese Klarheit und Einfachheit ist besonders für kleine Unternehmen wichtig. In Österreich haben wir sehr viele Small und Mid Caps mit einer Marktkapitalisierung die irgendwo in die 500 Millionen bis 1,5 Milliarden gehen. Und die haben kleine Teams, kleine operative IR-Abteilungen und die müssen natürlich alles "ha(e)ndeln", von der klassischen Finanzkommunikationsarbeit bis hin zu den Regelwerken und hier ist einfach und klar Einfachheit und Klarheit oberstes Gebot.

Hinweis: Audio unter http://www.wienerborse.at (barrierefrei, Österreich) bzw. http://www.boersenradio.at (Login, Komplett-Feed).



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Beitrag von boersenradio.at



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