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Interview mit Herrn Herbert Ortner, CEO der Palfinger AG (Transkript boersenradio)

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boerseradio.at: Palfinger, das wissen wir ja alle schon lange, ist immer auf allen möglichen Messen und Veranstaltungen unterwegs. Eines der wenigen börsennotierten Unternehmen, das sich auch überall immer als Unternehmen präsentiert. Auf allen möglichen Investor-Relations-Veranstaltungen und Börsentagen. Jetzt treffen wir uns auf der Gewinn-Messe in Wien. Hier sind ja alle. Auch Sie sind hier vor Ort, geben mir hier gerade vor Ort das Interview. Welchen Stellenwert hat diese Messe?

Ortner: Ja, sehr wichtig für uns. Wir sind ein börsennotiertes Unternehmen, auf das sind wir stolz und somit haben wir auch eine Verpflichtung unseren Aktionären gegenüber, wir haben eine Verpflichtung möglichen Aktionären gegenüber und ich seh‘ solche Messen immer in zwei Blickwinkeln: Einmal, was ich gesagt habe, als börsennotiertes Unternehmen müssen Sie Informationen an die Investoren und Analysten geben. Ich seh’s aber auch unter dem Titel ,Employer Branding‘. Da gehen viele Leute, da gehen Studenten auf solche Messen. Wenn wir uns präsentieren als interessantes Unternehmen, klopfen hoffentlich jene Studenten, jene Schulabgänger, die dann in das Berufsleben einsteigen, an unsere Tür und deswegen hat das auch einen sehr, sehr wichtigen Nebeneffekt.

Sprechen wir über Palfinger als Aktie. Die ist recht gut gelaufen in den vergangenen zwölf Monaten. Ich hatte mal geschaut: Rund 45 Prozent in den vergangenen zwölf Monaten Plus. 2016, das beste Jahr der Unternehmensgeschichte. Wir hatten natürlich auch darüber berichtet. 2017 gab es dann einige Kosten durch die Restrukturierung in den USA und die Integration im Marine-Bereich, auch das war ja schon häufig Thema in vergangenen Interviews. Dennoch, die Aktie ist ja trotz all dieser Sonderkosten sehr gut gelaufen. Häufig ist ja so ein Grund, so einmal etwas schwächere Quartalszahl oder so etwas ein Grund, dass Anleger die Aktie verkaufen? Bei Ihnen offenbar nicht. Warum glauben die Aktionäre so sehr an Ihre Aktie?

Naja … ja, wir haben einzelne Restrukturierungsthemen im Jahr 2017. Trotzdem sind wir auch im Jahr 2017 von Quartal zu Quartal, von Rekord zu Rekord geeilt. Sie haben‘s gesagt, 2016 war das beste Jahr in der Unternehmensgeschichte. 2015 war das beste, 2014, 2013, 2012, 2011, 2010 und 2017 wird das nächste beste Jahr. Also, das Achte in Folge mit Rekordumsatz und Rekordergebnis und das zeigt sich jetzt auch in der Aktie.

Da gibt es also auch gar keinen Grund, die Aktie zu verkaufen. Kürzlich gab es aber einen Schockmoment in der Aktie, ohne dass es Erstmeldungen gab. Sech Prozent minus, ich hab‘ geschaut und gedacht ,Huch, was ist da denn los?‘ Dann gab es die Begründung, Ihr China-Partner Sany hat ein Aktienpaket verkauft: 2,5 Prozent, hält nur noch 7,5 Prozent satt zehn. Was ist denn der Grund dieses Verkaufs?

Ja, der Schreckmoment war schnell wieder ausgebügelt. Innerhalb der nächsten ein-zwei Tage ist die Aktie wieder dorthin gegangen, wo sie vorher war. Der Grund ist ein reines Refinanzierungs-Thema. Sany hat Beteiligungen in Europa. Eine sehr wichtige Beteiligung ist Palfinger und da haben sie ein Refinanzierungsthema bei anderen Beteiligungen und haben die gute Performance der Palfinger-Aktie auch dafür verwendet teilweise Refinanzierungsthemen abzuarbeiten. Keine Auswirkung auf die strategische Partnerschaft, keine Auswirkung auf die Joint-Ventures, reines Finanzierungsthema auf Seiten Sany.

Also auch hier ganz klar eine Begründung zu dem Thema. Sie hatten jetzt auch schon angekündigt: Ja, wenn jetzt wieder ein neues Rekordjahr, das neue ,Beste Jahr‘ der Unternehmensgeschichte. Es gab ja immer so ein paar Themen, über die wir gesprochen haben, wo es nochmal gehakt hat: Russland, China, USA, Europa, alles wichtige Märkte, aber alles scheint ja gut zu laufen. Klingt irgendwie wirklich nach Friede, Freude, Eierkuchen.

Naja, es läuft nie alles gut. Es läuft auch im Jahr 2017 nicht alles gut, aber unsere Strategie zeigt jetzt die Wirkung. Wir haben vor zehn, fünfzehn Jahren gesagt, wir wollen in allen Regionen dieser Welt Nummer Eins werden. Wir wollen in vielen verschiedenen Kundensegmenten tätig sein und da sind wir jetzt so stark diversifiziert, dass es immer einmal dort, einmal da Probleme gibt. Aber wenn von zehn Geschäftsfeldern sieben acht toll laufen, dann kompensieren die die zwei, drei, nicht so gut laufen den. 2017 läuft Europa hervorragend, es läuft Russland hervorragend, es läuft Asien sehr, sehr gut. Wir haben Probleme im Marine-Bereich. Wir haben einzelne Themen in Nordamerika. Aber die Mehrheit der Geschäftsbereiche läuft sehr gut und deswegen wird aus heutiger Sicht 2017 das nächste Rekordjahr für die Palfinger Gruppe.

Wie ist es denn mit Öl und Gas? Das hat ja einige Unternehmen doch gedrückt. Gerade wenn wir in den ATX reinschauen, die großen Öl und Gas, bei denen geht’s ja auf und ab mit dem Ölpreis. Wie belastet Sie Öl und Gas?

Ja, tut uns natürlich weh im Bereich Marine. Der Bereich Öl und Gas ist ein wichtiges Segment im Marine-Bereich aber der Marine-Bereich – zirka 18 Prozent des Gesamtumsatzes von Palfinger – davon zirka ein Drittel, maximal 40 Prozent Abhängigkeit von Öl und Gas. Es tut uns weh. Es zeigt sehr starke negative Wirkung im Marine-Bereich. Aber als Gesamtgruppe wäre das Rekordjahr noch besser (lacht), aber es bleibt trotzdem ein Rekordjahr.

Ja, wenn wir die Schublade der Marine sozusagen gerade offen haben, stelle ich dazu noch eine Frage: In der Vergangenheit … wie schon häufig besprochen, die größte Übernahme der Unternehmensgeschichte. Fallen da eigentlich noch irgendwelche zusätzlichen Kosten für Integration an?

Ja, das läuft, das Gesamtjahr 2017, wir haben die Akquisition im Sommer 2016 geclosed. Das ist ein Unternehmen, das genauso groß war, wie unser Marine-Bereich. Also da reden wir jetzt nicht von einer kleinen Akquisition, einer kleinen Integration, sondern da reden wir von einem Merge aus zwei ähnlich großen Unternehmen und das dauert länger wie sechs, sieben Monate. Die Kosten werden sehr transparent jedes Quartal gezeigt in den Restrukturierungskosten. Das sollte bis Ende 2017 zu 90-95 Prozent abgeschlossen sein.

Und dennoch war es ja sozusagen eine Mammutaufgabe. Hält einen eigentlich das davon ab, schon nach den nächsten Zukäufen zu schauen? Sag man: Lieber erstmal das erledigen und dann weiter gucken?

Ja, ganz klar. Haben wir auch so angekündigt. 2017 wird ein Jahr mit weniger Akquisitionen, wir haben viel akquiriert. Wir haben viel zu tun bei der Integration, deswegen haben wir ja gesagt, bis Ende 2017 ist der Schwerpunkt diese Integration abzuschließen. Und dann ab 2018 werden wir die Augen wieder offen halten.

Sprechen wir noch über Zukunfts-Themen. Ich war kürzlich in Chicago auf einer Software-Konferenz, wo es um Digitalisierung ging. Industrie 4.0 nennt man das ja gängiger weise bei uns. Ja und auch Ihr Geschäft ist ja Industriegeschäft. Auch konjunkturell abhängig und da wird überall in die Zukunft geschaut beim Thema Digitalisierung. Wie sehr spielt das bei Ihnen eine Rolle?

Eine Riesenrolle. Wir werden in Kürze einen eigenen Geschäftsbereich daraus machen unter Thema ,Digitalisierung‘. Neue Geschäftsmodelle, smarte Produkte, smarte Lösungen. Da haben wir bereits seit über eineinhalb Jahren eigene „Stabstelle“, die sich mit dem Thema Digitalisierung beschäftigt. Wir haben uns jetzt bei einem Start-Up-Hub in Wien eingemietet bei weXelerate, einem Inkubator, haben mittlerweile zwei kleine Start-Ups, wo wir uns beteiligen. Also da tun wir sehr, sehr viel und ich bin sehr zuversichtlich, dass auch da Palfinger in unserer Branche wieder der Vorreiter ist.

Ja da wollte ich natürlich jetzt hin mit dieser Frage: weXelerate, Sie haben das in einer Pressemeldung als das größte Gründungszentrum Zentral- und Osteuropas bezeichnet. Warum gerade Wien?

Wir brauchen Zugang zu den besten Köpfen. Zu Universitäten, zu Forschungseinrichtungen, zu jungen, agilen Start-Up-Unternehmen. Und das ist nicht in Salzburg, das ist für Österreich in Wien. Da wollen wir auch attraktiver Arbeitgeber sein und deswegen haben wir gesagt: Gehen wir in eine Partnerschaft mit weXelerate, da sind viele andere auch dabei, da können wir gegenseitig lernen, da sind Unternehmen aus dem Finanzbereich, aus der Baubranche dabei, da sind FinTech-Unternehmen dabei und da gibt’s viel zu lernen. Das ist eine agile Arbeitsumwelt und deswegen haben wir gesagt: Da gehen wir rein als Partner, als Mitinvestor.

Und deshalb auch Start-Ups. Also „Start-Ups“ ist ja gerade ein beliebtes Schlagwort. Aber man vergisst ja auch, dass da auch ein gewisses Risiko dahintersteckt. Also, Sie könnten ja auch sagen: Wir holen uns gestandene Profis, die das für uns tun.

Das könnten wir sagen. Wir könnten jetzt sagen: Wir warten jetzt diese erste Phase mal ab, weil es gibt natürlich Risiko und von 100 Ideen, vielleicht fliegt nur eine. Jetzt haben wir die Möglichkeit zu sagen, wir lehnen uns zurück, warten ab, bis sich herauskristallisiert, wer sind die Guten und beteiligen uns dann. Dann würden wir aber nicht sagen können: Palfinger will auch in diesem Thema in unsere Industrie der Trendsetter und der Vorreiter sein und deswegen haben wir gesagt: Nein, da gehen wir ins Risiko. Das sind wir unseren Kunden gegenüber verpflichtet und sind Weltmarktführer und können in Zukunft nur Vorreiter bleiben, wenn wir auch bei dem Thema Digitalisierung eine Vorreiterrolle haben und das tun wir.

Und das war schon der Blick in die Zukunft. Der Blick in die nahe Zukunft, der kommt ja zu den Zahlen. Sie haben ja schon gesagt, zu den Zahlen sagen Sie mir nichts. Hätte mich auch überrascht. Wir warten das eine Woche ab. Lange dauert’s ja nicht mehr. Herr Ortner, vielen Dank.

Perfekt. Danke schön.

Hinweis: Audio unter http://www.wienerborse.at (barrierefrei, Österreich) bzw. http://www.boersenradio.at (Login, Komplett-Feed).



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Beitrag von boersenradio.at



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