12.06.2018, 7447 Zeichen
UIAG-HV: Ruhig trotz Entfalls der Dividende. Ein wunderschöner Frühlingsnachmittag, die Vögel zwitscherten, draußen herrschte reges Treiben, Natur und einige undefinierbare Geräusche, am 30.5.18 während der HV der UIAG in der Neuen Börse Wallnerstraße. Dr. Knünz hat eine sympathische Stimme, aber bei zeitweise offenem Fenster hatte er keine Chance, seine Message 100%ig rüberzubringen, die Aktionäre waren abgelenkt. Auch von einem der lediglich drei Aktionäre, die sich zu Wort gemeldet hatten, war fast nichts zu verstehen. Vielleicht hätte ein gutes Mikro geholfen. Mit Mikro kann dieser Aktionär schon ziemlich wortgewaltig sein.
Angemeldet waren 66 Aktionäre mit 4,000.315 Aktien, davon Knünz Invest Beteiligungs GmbH mit 2,208.550 Stück, Knünz GmbH mit 957.809 Stück, Nucleus Beteiligungs GmbH mit 783.024 Stück und Robotec GmbH mit 36.500 Stück. Die BEKO Holding GmbH & Co KG aus Nöhagen war mit 750 Stück angemeldet. Der Rest waren fast ausschließlich Private. Dadurch, dass vieles von der Präsentation nur bruchstückhaft zu verstehen war, ist es nicht sinnvoll, das Gehörte und Verstandene niederzuschreiben, aus "Erster Hand" direkt aus Jahresabschluss und Geschäftsbericht erfährt man es korrekter. Der Konzern ist mit seinen Zweckgesellschaften und Unterholdings ja doch ziemlich schwer zu durchblicken. Steuerlich ist die UIAG Gruppenmitglied der Unternehmensgruppe Knünz GmbH. Im Jahresabschluss 2017 wird erklärt: "Ein steuerlicher Ertragsausgleich zwischen dem Gruppenträger und jedem einzelnen Gruppenmitglied wurde in Form von Steuerumlageverträgen geregelt." Weiters erfahren wir hier von den Beteiligungsabwertungen 2017 in Höhe von 1,3 Mio. Euro bei der LCS Holding GmbH, 1,4 Mio. bei der Pongratz-Trailer Group GmbH, 1,7 Mio. bei der BEGALOM Guss GmbH, 2,1 Mio. bei der UIAG Holding GmbH. Die 60% an der UIAG Holding GmbH wurden 2018 an die Robotec GmbH verkauft, die UIAG Automotive Beteiligungs GmbH befindet sich in Liquidation.
Und der Jahresfinanzbericht klärt uns auf: "Der Erfolg der UIAG ist über einen längeren Zeitraum zu bemessen. In Summe wird bei Beteiligungsfinanzierungen angestrebt, dass die langfristigen Erfolge etwaige Ausfälle überwiegen. Dies ergibt insgesamt über einen längeren Zeitraum hinweg eine attraktive Anlegerrendite." Wer also diesen langfristigen Blick auf das Beteiligungsmanagement nicht hat, in dessen Portfolio passt die UIAG vielleicht nicht wirklich. Die Ergebnisse sind halt nicht leicht vorhersehbar, und Sanierungsversuche bei Beteiligungen können auch schief gehen, aus welchen Gründen immer. Das große Damoklesschwert, die Libro-Sache, hängt nicht mehr über der UIAG, jetzt kann man diese Beteiligungsgesellschaft mit normalen Maßstäben messen. Mittelstandsfinanzierungsunternehmen mit (gewissen) steuerlichen Vorteilen ist die UIAG auch nicht mehr, das Korsett war zu eng, die UIAG kann jetzt freier agieren.
Der Lagebericht zum Jahresfinanzbericht schließt mit: "Der Fokus der UIAG wird weiterhin auf dem Ausbau der beiden Kernbereiche IT (All for One Steeb AG) und Kunststoffindustrie (Kautex/BAGE) liegen." An der All for One Steeb AG ist die UIAG Informatik-Holding GmbH zu 25,07 % beteiligt, an der UIAG Informatik-Holding GmbH wiederum ist die UIAG zu 49,55 % beteiligt. Durchgerechnet gehören also der UIAG nur 12,42 % der All for One Steeb AG. Der Geschäftsbericht gefällt optisch, man erhält einen groben Überblick über die Beteiligungen, und was sie tun, nur halt nicht so, dass man sich als Branchenfremder die Produkte vorstellen könnte. Zur All for One Steeb AG erfahren wir immerhin, dass sie "die Nummer eins im deutschsprachigen SAP-Markt, führendes IT-Haus und 360-Grad-Partner für Digitalisierung im Mittelstand" sei.
Zum Verlust bei Pongratz erfuhren wir, dass die gestiegenen Stahl- und Alupreise nicht auf die Kunden überwälzt werden hätten können. Der Lieferant von Achsen z.B. habe in seinen Verträgen eine Preisgleitklausel, er könne die gestiegenen Rohstoffpreise an die UIAG überwälzen. Beim Konsumenten ist das halt schwieriger, es gibt Konkurrenz. Die Löhne im slowakischen Werk seien mit +7% auch stark gestiegen, weil große Firmen so viele Arbeitsplätze geschaffen hätten. Pongratz sei beim Umsatz aber mit +8% schneller als der Markt mit +4% gewachsen. Bei Pongratz habe man die Geschäftsführung ausgewechselt. Man wolle den Schweizer Markt bearbeiten. Pongratz-Anhänger würden über Baumärkte verkauft. Interessant ist, warum die Anhänger immer leichter werden müssen: Knünz verriet, dass vor 15 Jahren die Autos leichter gewesen seien, die Polizei könne strafen, wenn das zulässige Gesamtgewicht mit Führerschein B überschritten wird, bei einem "Jäger-SUV, also Cayenne oder Audi 8" mit Anhänger könne das schnell der Fall sein. Zweites größeres Thema waren die Stillen Reserven in der All-in-One-Beteiligung, die ein Aktionär schwer nachvollziehen konnte. Er merkte an, dass auch die Steuer berücksichtigt werden müsse.
Aufsichtsratskandidat DI Dr. Valentin Geisler-Knünz, 33 Jahre, stellte sich den Aktionären vor. Er habe an der TU Wien studiert, habe in Hochenergiephysik promoviert, habe am Forschungszentrum für Teilchenphysik CERN geforscht und sei aktuell Data Scientist bei der Wiener Stadtwerke GmbH. Der Aufsichtsratsvorsitzende empfahl ihn aufgrund seiner "genetischen Veranlagung". Dass er der Sohn des Vorstandsmitglieds Knünz ist, verschwieg er nicht. Er erklärte schriftlich: "Zur Hintanhaltung von allfälligen Interessenkonflikten erkläre ich bereits jetzt, dass ich mich in Vorstandsangelegenheiten im Aufsichtsrat nicht an der Diskussion beteiligen und mich bei diesbezüglichen Abstimmungen der Stimme enthalten werde." Optik? Sollte natürlich nicht sein, dass Mitglieder einer Familie gleichzeitig in Vorstand und Aufsichtsrat sitzen. Aber ich gestehe dem Eigentümer der Knünz Invest Beteiligungs GmbH, die größte Aktionärin der UIAG ist, zu, dass er seinen Sohn als eventuellen Nachfolger aufbaut. Irgendwie ist die UIAG ja fast ein "Familienbetrieb" geworden. Vater und Sohn werden hoffentlich gut aufs Familienvermögen UIAG aufpassen, und es tut nicht weh, ein bißerl mit den paar Kleinaktionären zu teilen. Der Sohn schrieb in seine Bewerbung, dass er "zu keiner gerichtlich strafbaren Handlung rechtskräftig verurteilt" sei. Ich hatte die Gelegenheit, mit ihm persönlich zu reden, ich glaube ihm sogar, dass nicht einmal ein Verfahren gegen ihn läuft. Ich verstehe nicht, warum so wenige AR-Kandidaten sich gegen diese Musterfloskel wehren, so muss man das doch nicht schreiben. Es klingt, als ob jemand mit einem Fuß im Kriminal stehen würde. Und fast alle schreiben so.
Die AR-Gagen wurden von 41.000 auf insgesamt 45.500 Euro erhöht. Über die Entsendung von Vorstandsmitglied Paul Neumann als Geschäftsführer der Plastech Holding GmbH durfte auch die HV entscheiden, "aufgrund der persönlichen Beteiligung des zu entsendenden Vorstandsmitglieds und eines der Aufsichtsratsmitglieder an der Plastech Holding GmbH". Es gab bei keinem Tagesordnungspunkt Gegenstimmen, hier die Abstimmungsergebnisse im Detail hier: Die HV dauerte keine zwei Stunden, danach gab es die bei UIAG üblichen Aufstrichbrötchen, zwar wie immer gut, aber es war recht heiß, und die Location musste bald geräumt werden, weil die Börse zusperren wollte, es ist leider etwas übrig geblieben. Knünz besuchte jeden Tisch persönlich und nahm sich Zeit für ein kurzes Gespräch mit jedem einzelnen interessierten Aktionär. Lobenswert. Man freut sich auf die nächste UIAG-HV.
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Gemütlicher Ausklang der UIAG-HV 30.5.18 Neue Börse Wallnerstraße
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