Christian Drastil zu Besuch bei der Verbund Trading GmbH: Interview mit Geschäftsführer Robert Slovacek und Dispatching-Chef Klaus Hebenstreit
Die Einstiegsfrage eines alten Aktienhändlers an die Stromhändler. Kann man das vergleichen bzw. was sind die Unterschiede?
Im Grunde sind die Techniken gleich. Begriffe wie Orderbuch, Charttechnik, Limits, Value at Risk, Drawdown, P&L, Kreditrisikoprüfung gibt es da wie dort.
Unser Geschäft ist auch in beide Richtungen durchlässig. Wir haben Trader, die schon in der Bank gehandelt haben, und auch Leute aus dem Stromhandel sind hie und da auch schon zu einer Bank gewechselt.
Von wann bis wann wird gehandelt?
Von 8 bis 17 Uhr beispielsweise am Terminmarkt. Gehandelt wird vor allem an der Strombörse EEX in Leipzig und natürlich auch an der EXAA in Wien, aber im Grunde an allen wichtigen europäischen Energiebörsen. Dazu über Brokerschirme am OTC-Markt, da geht es wie an der Börse einfach Over-the-Counter, eine bilaterale Geschichte. Geschäfte mit Dritten.
Einen Terminmarkt verbindet man natürlich mit Laufzeiten. Welche gibt es da?
Die ganze Palette. Monatsprodukte, Quartalsprodukte und Jahresprodukte bis 6 Jahre in die Zukunft. Am Spotmarkt werden Produkte mit kürzerer Laufzeit gehandelt.
Was sind die typischen Anwendungen, wer sind die typischen Akteure?
Vor allem Absicherungen für Erzeuger oder Lieferanten, aber natürlich auch Spekulation. Prop-Trader, Utilities, Banken.
Wir haben 400 aktive Counterparts, darunter auch eine OMV oder voestalpine.
Wie sieht es mit der Liquidität aus?
Der Terminmarkt ist einigermaßen liquide, auch für Prop-Trader, die höchste Liquidität gibt es im Frontjahr im Jahresprodukt Base.
Stichwort Base … und Peak
Baseload ist eine Lieferung mit konstanter Leistung über den gesamten Lieferzeitraum. Peakload ist eine Lieferung mit konstanter Leistung jeweils von Mo.-Fr. von 8 - 20 Uhr. Aber die klassischen Zusammenhänge zwischen Grundlast, also Base, und Spitze (Peak) stimmen so nicht mehr, denn der starke erneuerbare Anteil hat den Markt verändert. Die Photovoltaik hat dazu geführt, dass es diese Spitzen so nicht mehr gibt. Das Geschäft wird fundamentaler.
Fundamental, das klingt nach Research. Sie betreiben ja hausintern Research. Verkaufen Sie das auch an andere Utilities?
Nein, unsere Analysen machen wir nur für den Eigengebrauch, ich glaube, da haben wir einen netten Wettbewerbsvorteil. Wir arbeiten mit Universitäten und auch Uni-Spinoffs, sind am neuesten Stand der Technik, da geht es natürlich viel um Wetterprognosen, ZAMG & Co. Wichtig ist, dass man die Physik versteht.
Und was versteht man unter Physik?
Danke für die Nachfrage. Das ist in unserer Welt die Steuerung der Kraftwerke und der Einsatz der Kraftwerke - egal ob Wasser, Windkraft. Das passiert hier vom Dispatching Center aus – direkt neben dem Intraday Trading Floor.
Wie viele Mitarbeiter haben Sie und wie viele Trades wickeln Sie ab?
Also die Verbund Trading GmbH ist ja die zentrale Handelsplattform von Verbund. Wir sind Schnittstelle zwischen Erzeugung, Vertrieb und Großhandelsmarkt, sind also die zentrale Energiedrehscheibe. Wir haben insgesamt 150 Mitarbeiter, 130 hier in Wien und 20 in Deutschland. Am Floor selbst arbeitet freilich nur ca. ein Dutzend. Im Jahr 2010 hatten wir 100.000 Deals, 2017 bereits 600.000 und heuer werden wir erstmals über die Million gehen.
Ist das wie an der Wertpapierbörse? Kleinere Geschäfte, aber dafür mehr?
Genau. Und auch hier kommen Auto-Trader, wir haben unseren gerade implementiert. Wir können zB auch einen virtuellen Pumpspeicher abbilden, da sind wir in der europäischen Top-Liga.
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