10.07.2019, 2923 Zeichen
Die österreichische Finanzmarktaufsicht (FMA) hat eine Studie zur Digitalisierung am österreichischen Finanzmarkt veröffentlicht. Demnach haben die österreichischen Finanzunternehmen eine grundsätzlich positive Einstellung zum digitalen Wandel: sie sehen darin mehrheitlich eine Chance zur Weiterentwicklung ihres Geschäfts. Beim Stand der Digitalisierung zeigt sich ein gemischteres Bild. Ein Großteil der Unternehmen hat sich organisatorisch und strategisch bereits auf das geänderte Umfeld eingestellt. Etwa jedes fünfte Unternehmen hinkt hier aber hinterher und hat die Digitalisierung kaum oder noch gar nicht in seiner Unternehmensstrategie berücksichtigt. Die FMA Vorstände Helmut Ettl und Klaus Kumpfmüller betonen: “Insgesamt sehen wir, dass die Unternehmen sich bereits sehr intensiv mit digitaler Innovation befassen. Der Wettbewerb wird stärker und zunehmend global und die heimischen Unternehmen dürfen den Anschluss nicht verlieren.“
Die Unternehmen am österreichischen Finanzmarkt sehen die Digitalisierung eher als evolutionären Prozess und erwarten mittelfristig keine disruptiven Veränderungen am Markt. Im Einsatz digitaler Technologien sieht ein Großteil der Unternehmen die Möglichkeit, Unternehmensprozesse effizienter zu machen. Insbesondere im Bankensektor wird das Potenzial gesehen, durch digitale Lösungen besser auf Kundenwünsche eingehen zu können.
Das künftige Marktumfeld wird je nach Sektoren sehr unterschiedlich eingeschätzt. Banken und Versicherungen stellen sich vor allem auf Konkurrenz globaler Technologiekonzerne ein. Im Wertpapierdienstleistungssektor werden dagegen FinTechs als Hauptkonkurrenten um neue Kunden wahrgenommen.
Die Verbreitung einzelner Technologien variiert je nach Sektor und Anwendungsbereich. Am weitesten verbreitet sind digitale Technologien in den Bereichen Vertrieb und Marketing. Etwa die Hälfte der Unternehmen bietet ihre Dienstleistungen über spezielle Online-Portale für Kunden an, 39% haben dazu Apps für mobile Geräte entwickelt. Die Verwendung von E-Mails wird aus Gründen der Datensicherheit und des Datenschutzes in Zukunft wohl zurückgehen. Kundenkontakt über soziale Medien halten derzeit vor allem Versicherungen (70%). Auffällig ist, dass automatische Beratungssysteme – sogenannte Robo-Advisers – kaum von den etablierten Unternehmen entwickelt werden, sondern überwiegend von FinTech Unternehmen.
Bereits die Hälfte der Institute (48%) setzt auf Cloud-Services für die Bereitstellung von IT- Infrastruktur und IT-Leistungen. Bis 2021 werden es zwei Drittel sein. Komplexere Technologien zur Datenanalyse sind derzeit vor allem bei Banken und Versicherungen ein Thema. In den kommenden zwei Jahren will etwa die Hälfte der Versicherer (46%) und Banken (55%) Machine Learning in ihren Produktivsystemen einsetzen. Die Anwendung von künstlicher Intelligenz und Blockchain-Technologie beschränkt sich gegenwärtig noch auf vereinzelte Anwendungsfälle.
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