11.09.2019, 3182 Zeichen
Null Zinsen - kein Problem. Dieser August war der erste Monat seit vielen Jahren, wo ich keinen einzigen Auftrag durchgebracht habe. Nichts ist für mich so billig, dass ich es unbedingt haben muss, und nichts ist für mich so teuer, dass ich es unbedingt losbringen muss. Ich stehe bei einigen Auktionswerten mit fairen Preisvorstellungen im Bid, aber offenbar will sich niemand von seinen Stücken trennen, es ist kaum Material im Markt. Jetzt einen Monat so "sinnlos" gewartet zu haben, tut mir aber nicht wirklich weh. Ich weiß, dass ich einen Realzinsverlust erlitten habe, denn die Inflation entwertet meine Ersparnisse Monat für Monat. Auf meinem Konto bekomme ich keine Habenzinsen. Vor Jahren hätte es mir weh getan, Geld nicht "arbeiten" zu sehen, mittlerweile bin ich gereift, ich kann damit leben. Negativzinsen wären für mich ein echtes Problem, ein psychologisches Problem, denn wenn mein Geld auch nominal an Wert verliert, je länger es auf dem Konto liegt, ohne zu arbeiten, dann hätte ich eine gewissen "Kaufpanik", also ich würde schauen, dass ich immer voll investiert bin, nur um diese Negativzinsen nicht zahlen zu müssen. Dann würde ich sicher mehr Fehler machen, denn ich denke, man muss aktuell nicht zu 100% investiert sein, es ist nicht ausgeschlossen, dass es im vierten Quartal auch wieder runtergeht, so wie 2018.
Ja, 2018 war das Jahr, in dem sich die Fondsmanager "verspekuliert" haben. Gestern musste ich in einem Leserbrief an eine Zeitung sinngemäß lesen: "Die Pensionskassen haben unsere Ersparnisse verspekuliert! Und uns wollen sie auch in Aktien hineinlocken!" Eigentlich sollte es jeder, der irgendwann irgendwas mit Aktien zu tun gehabt hat, wissen, was 2018 geschehen ist: Gegen Jahresende ist es ordentlich runter gegangen, und 2019 ist es noch viel stärker hinauf gegangen. Der Stichtagsverlust 2018 sollte also mittlerweile überkompensiert sein, meines Erachtens bei allen Fonds- und Pensionskassenmanagern. Wenn sie nicht etwas extrem falsch gemacht haben. Ich verstehe die Ausführungen von Peter Pilz zu den angeblichen Spekulationsverlusten der Pensionskassen nicht. Ich hätte angenommen, er wüsste es besser. Traurig auch, dass die Moderatorin im ORF ihm nicht erklärt hat, wie es wirklich ist. Jetzt glauben wohl auch die meisten ORF-Zuseher, dass das mit den Spekulationsverlusten die Wahrheit ist.
Von leicht zu erzielenden positiven Renditen träumen noch einige. Einige Politiker, einige Denkfabriken. In Deutschland genauso wie in Österreich gibt es allen Ernstes (wie ich diversen Medien entnehmen konnte) die Forderung nach einem Ökofonds (da gibt es verschiedene Namen dafür), in den die Bürger einzahlen sollen, dieser Fonds solle mit Staatshaftung dazu Kredite zu negativen Zinsen aufnehmen, um so die Renditen über Ökoinvestments für die armen kleinen (gierigen) Sparer zu hebeln. Mit Kredit hebeln, Rendite um den Preis von noch mehr Risiko? Hatten wir das nicht vor der letzten Finanzkrise schon? Und jetzt kommt diese Forderung ausgerechnet von links? Oder hatten die das noch gar nicht so durchdacht, als sie den Mund aufgemacht haben?
(Der Input von Günter Luntsch für den http://www.boerse-social.com/gabb vom 11.09.)
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