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Live aus einer Privatbank: Wilhelm Celeda mit Insights aus der Kathrein Privatbank

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Kathrein Privatbank gibt via Interviews Einblick - Teil 3, Q3/20 

Kathrein-CEO Wilhelm Celeda hat die Bank in Covid-Zeiten neu aufgestellt. Und auch sich selbst, wie er sagt. Lesen Sie, warum er darauf stolz ist und auf welche Asset Klassen er derzeit setzt.   

In den Interviews für das Q1 und Q2 sprach ich mit dem Vorstandskollegen Stefan Neubauer, nun mit dem CEO der Kathrein Privatbank himself, Wilhelm Celeda. Wir haben uns zuletzt vor einem Jahr ausgetauscht. Daher stelle ich eine private Frage voran: Wie geht‘s persönlich in Zeiten, die so ganz anders sind, als wir das beide kennen?

Wilhelm Celeda: Mir gefällt das etwa 2500 Jahre alte Zitat: “Nichts ist so beständig wie der Wandel”. Man muss einfach immer von der Veränderung als Basisszenario ausgehen. Als wir vor einem Jahr gesprochen haben, war ich noch recht neu in meiner Funktion als Vorstand der Kathrein. Inzwischen hat sich viel getan, auf das ich stolz bin. Corona hat viel Wandel mit sich gebracht. Der Arbeitswelt aber auch uns, wurde ein Digitalisierungsschub verpasst. Hier gab es auch für mich wieder Einiges zu lernen. Wer unseren Newsletter gesehen hat, weiß, dass ich mich nun ebenfalls - anfangs vielleicht nicht ganz freiwillig - der Video-Produktion verschrieben habe. Aber Spaß beiseite, während des Lockdowns mussten wir flexibler agieren und kreativ werden. Aus der Not heraus, haben wir neue Wege eingeschlagen, um sicherzustellen, dass der Informationsfluss und der Kontakt zu unseren Kunden und Kundinnen weiterhin bestmöglich funktioniert.

Gleichzeitig hatte die Krise massive Auswirkungen auf den Finanzmarkt. Wir sind zurück in Zeiten der ultra-expansiven Geldpolitik. Das niedrige bzw. zum Teil negative Zinsumfeld erschwert das Leben der Banken aber vor allem der Anleger und Anlegerinnen. Das bereitet mir ein wenig Kopfzerbrechen. 

Und wie ist das Q3 für die Bank gelaufen? Vom Newsflow her ja - glaube ich - gut, ich lese z.B. von Auszeichnungen für Fonds & Co. …

Ja, wir freuen uns über jede Auszeichnung und auch dieses Jahr gab es viel positives Feedback für unsere Fonds und unsere Services. Zuletzt wurde unser Fonds Kathrein Bond Select mit dem Mountain View Award als bester Rentenfonds Global ausgezeichnet. Dabei wird besonders auf das langfristige Risiko-Ertrags-Verhältnis geschaut und das bestätigt uns in unserem Managementstil. 

In den Gesprächen mit Stefan Neubauer war das Thema „persönlicher Kundenkontakt in Zeiten wie diesen“ im Zentrum. Hat sich da eine Art Best Practise, ein New Normal, entwickelt? 

In unsicheren Zeiten zeigt sich sehr deutlich, dass Private Banking mehr bedeutet als Anlageberatung allein. Wir konnten unseren Kunden beweisen, dass wir immer für ein persönliches Gespräch zur Verfügung stehen. Natürlich wussten bzw. wissen auch wir nicht genau wie es weiter geht, aber durch den persönlichen Austausch verstehen wir besser, welche Sorgen unsere Kunden haben. Uns ist es ein persönliches Anliegen auch als Vorstand stets für die Anfragen unserer Kunden zur Verfügung zu stehen. Trotz des Digitalisierungsschubs, den die Kathrein bekommen hat, ist der persönliche Kontakt ein wesentlicher Faktor, auf den wir nie verzichten werden. 

Zu den Märkten. Ich beginne mit Aktien. Wie ist da aktuell Euer Weltbild bzgl. Aktienquote generell bzw. Über- und Untergewichtungen von Sektoren.

Aktuell sind wir aktienseitig neutral bis leicht übergewichtet positioniert. Wir beobachten aber mit hohem Interesse die massive Kluft, die sich performance- v.a. aber bewertungstechnisch zwischen den großen Technologie- oder technologienahen Unternehmen und Value-Titeln – den Underperformern der letzten Jahre – aufgetan hat. Uns erinnert die Situation stark an das Jahr 2000. Auf den IT-Boom folgte damals eine längere Phase der Outperfomance von Value-Shares. Wir sehen eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass auch dieses Mal dieser Spread zwischen Growth und Value wieder geringer wird. 

Ganz ohne Bonds geht es auch in der aktuellen Zinslandschaft nicht. Was favorisiert Ihr?

Anleihen fungieren für uns als Stabilisator in einem Portfolio-Kontext. 40 % der Euro-Staatsanleihen weisen aktuell nominell eine negative Rendite auf. Real ist auch mit Unternehmensanleihen guter Bonität nichts mehr zu verdienen. Ein attraktiveres Risiko-Ertragsprofil bieten in unseren Augen Emerging Markets Lokalwährungsanleihen und Emerging Markets Unternehmensanleihen, die wir in unser Anleihen-Portfolio beimischen. Mit der mittelfristig einbetonierten globalen Niedrigzinspolitik wird man anleihenseitig aber kreativer werden müssen. Zertifikate mit Kapitalgarantie können hier eine attraktive Alternative darstellen. 

Gold war im Q3 in aller Munde. Gibt es hier Veränderungen in der Asset Allocation? 

Gold hat sich in einem Portfoliokontext immer wieder als nützliches Diversifikationselement erwiesen. In Zeiten erhöhter Aktienmarktvolatilität oder wirtschaftlicher Unsicherheit greifen Anleger gerne auf das Edelmetall zurück, was sich auch in Preis­anstiegen widerspiegelt. Das hat vor allem historische und auch emotionale Gründe. Wir empfehlen eine gewisse Beimischung deren Höhe allerdings von den individuellen Kundenwünschen und Veranlagungszielen abhängt. Mehr als 10% würden wir allerdings nicht empfehlen, da Gold per se keine laufenden Renditen erwirtschaftet und im Gegensatz zu Aktien keine reale Wirtschaftstätigkeit hinter dem Investment steht. Das aktuelle Veranlagungsumfeld, geprägt von ultraexpansiver Geldpolitik und Niedrigzinsniveau, begünstigt derzeit Preisanstiege bei realen Veranlagungen wie Gold, ähnlich wie nach der Lehman-Pleite.

Und auch Inhaber von Immobilien können im Grunde durchatmen. Welche Möglichkeiten bietet die Bank, sich an Immobilien zu beteiligen?

Immobilien bilden einen der wichtigsten Bausteine in der privaten Veranlagung. Physisch-hinterlegten Immobilienfonds stehen wir aber skeptisch gegenüber, weil einfach die Liquidität nicht gewährleistet ist und es passieren kann, dass, falls die Cash-Reserven des Fonds nicht ausreichen, dieser geschlossen werden muss und der Anleger erst nach dem Verkauf der dahinterliegenden Immobilien wieder zu seinem Geld kommt. Daher vertrauen wir in diesem Bereich, wie in anderen Bereichen wie Private Equity auf unser Experten-Netzwerk und arbeiten erfolgreich mit renommierten Immobilien-Agenturen zusammen, um unseren Kunden das bestmögliche Service bieten zu können.

Was mich weiters interessiert: Klar wird es einen regelmäßigen Austausch mit der Eigentümerin RBI geben und auch die RCB ist naheliegend. Aber tauscht man sich als CEO z.B. auch mit den CEOs anderer Privatbanken aus?

Ich treffe mich regelmäßig mit vielen Kolleginnen und Kollegen anderer Privatbanken und finde, dass dieser Erfahrungsaustausch innerhalb des österreichischen Privatbankensektors auch sehr wichtig ist. Natürlich gibt es eine Konkurrenzsituation auf der Kundenseite, auf der anderen Seite sind wir alle mit denselben regulatorischen und organisatorischen Herausforderungen konfrontiert und eine offene Kommunikation über Erfolge oder Misserfolge hilft allen Marktteilnehmern und vielleicht kann das eine oder andere Problem sogar gemeinsam gelöst werden.

Abschließend: Wie geht es weiter? 

Grundsätzlich haben wir eine sehr klar definierte Wachstumsstrategie als die Privatbank in der RBI-Gruppe. Dazu zählt auch die Zusammenarbeit mit den RBI-Netzwerkbanken in Zentral- und Osteuropa. In Österreich wollen wir unsere Expertise im Bereich Stiftungen und Unternehmensnachfolge noch stärker kommunizieren und auch hier verstärkt mit Raiffeisen zusammenarbeiten. Auch das Thema Digitalisierung hat selbstverständlich höchste Priorität in der Kathrein und wir arbeiten laufend daran, unser Online-Service zu verbessern, aber wie ich schon letztes Jahr betont habe, bleiben auch die besten digitalen Features nur das Add-on zum persönlichen Austausch. 

Text:  Christian Drastil   Bilder: Michaela Mejta 

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(September 2020)





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