24.11.2020, 3526 Zeichen
Die Kapitalmarktexperten der Deutschen Bank haben ihren traditionellen Ausblick auf 2021 präsentiert. Das Fazit erfreut: "Insgesamt deutet vieles darauf hin, dass 2021 ein chancenreiches Jahr wird. An den Aktienmärkten dürften weitere gute Nachrichten über potenzielle Impfstoffe für Rückenwind sorgen. Die Börsen dürften das honorieren und auf eine beschleunigte wirtschaftliche Erholung setzen." Erholen sollten sich solche Werte, die dieses Jahr besonders gelitten haben, so die Experten. Das seien vor allem preiswerte, zyklische Aktien aus den Branchen Tourismus, Industrie, Automobile sowie Metall- und Bergbau, weil sie von einer Konjunkturerholung profitieren. "Die Verlierer der Krise werden aufholen. Die Bewertungsunterschiede zwischen Wachstumstiteln und Value-Aktien sind zu groß geworden, um sie zu ignorieren", so Chefanlagestratege Ulrich Stephan. Darüber hinaus sieht der Experte Chancen bei Gesundheitsaktien. Weniger gut könnten teure defensive Werte wie Gebrauchsgüter sowie Nahrungsmittel und Getränke laufen. "Bei Technologiewerten stimmt natürlich der langfristige Trend, kurzfristig könnte es aber aufgrund der teilweise hohen Bewertungen sein, dass sie sich in den kommenden Monaten schlechter entwickeln als die Titel anderer Branchen", ergänzt Stephan. Entsprechend erscheine Europa als Anlageregion interessanter als die USA, wo IT- und Internetwerte für rund 40 Prozent des Aktienmarktes stehen.
Einen Favoritenwechsel gibt es nach Meinung der Experten auch bei Rohstoffen: Industriemetalle sollten sich besser entwickeln als Edelmetalle. Kupfer beispielsweise profitiert von der zunehmenden Nachfrage nach Elektroautos. Aber auch Palladium ist weiter nachgefragt, solange Verbrennungsmotoren gebaut werden. Bei Öl- und Energieunternehmen sollten Anleger auf die Friedensverhandlungen in Libyen sowie mögliche neue Verhandlungen zwischen den USA und dem Iran achten. Die Energiepreise dürften sich nach den turbulenten Entwicklungen 2020 stark bewegen, weshalb Stephan bei Energieaktien eher zurückhaltend ist. "Gold wird vermutlich weniger gefragt sein", sagt Stephan. Wenn sich die Wirtschaft weiter erholt, ist dieser sichere Hafen nicht mehr so stark nachgefragt. Hinzu kommt, dass bei höheren Zinsen die relative Attraktivität von Gold abnimmt. Kritisch sieht er Kryptowährungen wie den Bitcoin, die seiner Meinung nach hochspekulativ und damit für den langfristigen Vermögensaufbau kaum geeignet sind: "Ein sicherer Hafen oder gar ein Ersatz für Gold sind sie nicht."
Auch die Anlageklasse Immobilien sollten Anleger nicht pauschal als sicher einschätzen. Es gibt viele Chancen, jedoch auch einige Risiken. Die gute Nachricht: "Das Büro steht noch", sagt Stephan. Auch wenn die Menschen vermutlich künftig öfter im Homeoffice oder mobil arbeiten: "Die deutsche Wirtschaft verändert sich - mehr Dienstleistungen, weniger Industrie. Entsprechend steigt der Bedarf an Büroflächen." Ebenso wie die Nachfrage nach Lagerflächen - Stichwort Onlinehandel und kurzer Weg zum Kunden.
Der Einzelhandel steht hingegen zunehmend vor Problemen und das nicht nur wegen des Internethandels. Autos werden aus den Innenstädten verdrängt, das macht das Einkaufen für viele dort unattraktiver. Die Preise für Wohnimmobilen dürften vor allem in den Großstädten weiter steigen.
Die gute Nachricht lautet: "Anleger können mit ESG-Investitionen Geld verdienen". Anleger sollten das Thema nicht außer Acht lassen, auch um ein besseres Chance-Risiko-Profil zu erzielen und damit die Risiken im Portfolio breiter zu streuen.
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