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AT&S investiert sich in eine neue Liga. Ist man ein Übernahmekandidat, Herr Gerstenmayer? (Christian Drastil)

Autor:
Christian Drastil

Der Namensgeber des Blogs. Ich funktioniere nach dem Motto "Trial, Error & Learning". Mehrjährige Business Pläne passen einfach nicht zu mir. Zu schnell (ver)ändert sich die Welt, in der wir leben. Damit bin ich wohl nicht konzernkompatibel sondern lieber ein alter Jungunternehmer. Ein lupenreiner Digital Immigrant ohne auch nur einen Funken Programmier-Know-How, aber - wie manche sagen - vielleicht mit einem ausgeprägten Gespür für Geschäftsmodelle, die funktionieren. Der Versuch, Finanzmedien mit Sport, Musik und schrägen Ideen positiv aufzuladen, um Financial Literacy für ein grosses Publikum spannend zu machen, steht im Mittelpunkt. Diese Dinge sind mein Berufsleben und ich arbeite gerne. Der Blog soll u.a. zeigen, wie alles zusammenhängt und welches Bigger Picture angestrebt wird.
Christian Drastil

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16.08.2021, 10351 Zeichen

AT&S (zu Sommerbeginn sehr stark, jetzt in eine Korrektur gerutscht) ist auf dem Sprung in eine neue Liga. Wir analysierten mit CEO Gerstenmayer ein 5-Jahres-Ziel, das es in sich hat.

Lieber Herr Gerstenmayer, wir treffen uns kurz nach dem 22. Börsegeburtstag der AT&S, kurz nach der größten Investitionsankündigung der Unternehmensgeschichte, mitten in einem steilen Kursanstieg, aber kurz vor den Quartalszahlen, sodass ich eher das Bigger Picture als die aktuellen Figures besprechen möchte. Vorab: Wie gehts Ihnen?
Andreas Gerstenmayer: Gut geht es mir! Richtig, wir müssen vorsichtig sein vor den Quartalszahlen, aber ich denke, dass wir zuletzt sehr positive Meldungen veröffentlichen konnten. Wir sind in hochattraktiven Segmenten mit viel Wachstumspotenzial. Der Eintritt in den Bereich IC Substrate erfolgte zum richtigen Zeitpunkt, der Bedarf wird auf absehbare Zeit nicht abreißen. Die Frage ist immer: Wie entwickeln sich die Technologien weiter? Wir jedenfalls wollen im Hochtechnologiebereich an der Spitze sein und werden das auch.

Ich werfe nun mal als Status Quo 3x die Milliarde ein. Erstens: Die Aktie sehen wir aktuell auf Wien-Hoch bei 38 Euro, dies bei 38 Mio. Aktien, das macht ca. 1,5 Mrd. Market Cap.
Ich freue mich über das Wien-Hoch, das auch ein Hoch in meiner Zeit als CEO ist, ich bin seit 2010 dabei. Im Jahr 2002 gab es in Frankfurt Kurse Mitte 40. Das wollen wir natürlich auch jetzt wieder sehen.

Wir haben natürlich auch bei AT&S unsere Private Investor Return Variante gerechnet, die eine Wiederveranlagung der Nettodividenden unterstellt. Da ist die Aktie jetzt im Juni erstmals über 50 gegangen, zieht man die Bruttodividenden heran, sogar über 55. Wie wichtig wird die Dividendenstory?
Das mit den 50 ist eine schöne Sache, Vervierfachung vom IPO. Ich denke, wir werden die Ausschüttungspolitik so weiterfahren wie bisher. Wir haben ja einen langjährigen Aktionärsstock, der diesbezüglich auch Erwartungen hat.

Die höchste Dividendenrendite im Markt zu haben kann aber nicht das Ziel sein, nehme ich an.
Nein, solange wir in einer intensiven Wachstums­phase sind, sicher nicht. Aber gewisse Partizipation am Ergebnis gehört dazu.

Ich bleibe noch bei der Aktie: Die Ankündigung der 1,7-Mrd. Investition in Malaysia hat zu einem spontanen 17-Prozent-Tagessprung an der Wiener Börse geführt. Ich kann mich nicht erinnern, dass eine Investitionsansage eines österreichischen Unternehmens jemals eine so starke börsliche Reaktion ausgelöst hat. Zufrieden?
Natürlich freut einen die Reaktion des Marktes. Wir haben es in unserer Historie aber auch schon ganz anders gesehen, wir hatten ja mit dem Einstieg in das Geschäft mit IC Substraten den Aktienkurs quasi vernichtet, das ist ja noch gar nicht so lange her. Wir haben dann aber gezeigt, dass wir das können: Aufgebaut, ausgebaut, jetzt das 3. Werk. Wir liefern ja regelmäßig das, was wir versprechen.

Und mittlerweile beginnt der Markt immer stärker an AT&S-Visionen zu glauben. In der Aussendung zu Malaysia steht, dass von 2021 bis 2026 investiert wird. Ist es schon losgegangen?
Ich darf nicht viel dazu sagen, weil auch einige Kunden eingebunden sind. Aber wir haben ja kürzlich kommuniziert, dass ein Regierungsmitglied aus Malaysia bei uns in Leoben war.

Kommuniziert wurde, dass Sie das ohne Kapitalerhöhung schaffen wollen.
Genau. Es helfen Vereinbarungen mit unseren Kunden bei Risiko und Finanzierung. Zudem greifen wir gerne auf Schuldscheindarlehen oder hybride Finanzierungsformen zurück. Also: Aus heutiger Sicht wird es keine Kapitalerhöhung geben.

Damit leite ich zum zweiten Milliarden-Punkt über: Auch ohne Kapitalerhöhung wird es AT&S 2021 erstmals schaffen, auf mehr als 1 Mrd. Handelsvolumen an der Wiener Börse zu kommen. Jetzt, bei etwas mehr als der Jahreshälfte, halten wir bereits bei 720 Mio., ein Plus von fast 60 Prozent.
Was Sie alles ausrechnen! Freilich: Die verbesserte Handelbarkeit unserer Aktie ist ein wichtiger Faktor, so werden wir nach und nach bei weiteren Investorengruppen überhaupt auf das Radar genommen, Market Cap und Handelsvolumen sind ausschlaggebend.

Ist es geplant, mit den aktuellen News verstärkt auf Roadshow zu gehen, sei es nun physisch oder hybrid?
(denkt kurz nach, schmunzelt). Eigentlich nicht, wir haben auch so permanenten Kontakt mit den Investoren. Wir haben mit den News sofort einen Investoren-Call gemacht, da gab es natürlich viele Fragen rund um die Finanzierung, wie Sie es ja auch getan haben. Auf vieles können wir aktuell leider nur bedingt antworten, ich beziehe mich da auf die angesprochenen Vereinbarungen mit den Kunden.

Kommen wir zum dritten Milliarden-Punkt. Seit 2018 haben Sie mehr als eine Mrd. Revenues, die Margen im EBITDA-Bereich sind bei 20 Prozent und mehr. Nun wollen Sie den Umsatz bis 2026 auf 3 Mrd. erhöhen, die Margen werden aber in der Wachstumsphase wohl etwas leiden, oder?
Ein spannendes Programm soll uns bis 2026 auf 3 Mrd. Umsatz bringen: Das Werk 3 im chinesischen Chongqing, parallel Malaysia. In Chongqing geht es jetzt darum, das Equipment für den Volumenshochlauf vorzubereiten. Fabriken in dieser Größenordnung werden nicht vom 1. Tag an liefern können. Da werden wir in den kommenden drei Jahren beim Reporting genau zwischen operativ und den Investitionen unterscheiden müssen, die Margen werden durch Hochlauf- und Vorbereitungsaktivitäten beeinflusst werden.

Aber: Nicht nur Fondsmanager Alois Wögerbauer sagt, dass ihr auf dem Weg in eine internationale
Top-Liga seid, ich sage das auch. Was muss passieren, dass es klappt? Bzw. was darf nicht passieren?
Wir sind in einer Situation, ein sehr gutes Markt­umfeld zu haben, das sollte uns in den kommenden zumindest fünf Jahren gut unterstützen. Mit der Finanzierung sind wir ebenfalls gut aufgestellt. Operativ wird es eine große Herausforderung, etwas in dieser Größenordnung haben wir noch nicht gemacht. Dazu ist es ein neues Land, basierend auf unseren Erfahrungen sind wir aber sehr zuversichtlich. Was nicht passieren darf: Wir dürfen keine Fehler machen und müssen beim Recruiting gut performen.

Was sind die Lessons Learned aus China?
China kannten wir gut. Dann kam die China-Krise und die von unseren Kunden zur Produktion vorgesehenen Produkte hatten Verspätung, Malaysia kennen wir nicht so gut aber wir machen unsere Hausaufgaben und es gibt lokal sehr kompetente Unterstützung. Wir sind dabei, das Projekt detailliert zu strukturieren, ich sehe aber unter dem Strich ein beherrschbares Risiko. Freilich hat man gerade in den vergangenen Jahren gesehen, was alles kommen kann; die Pandemie als bestes Beispiel.

Die diversifizierte AT&S ist gut durch die Krise gekommen, wurde 2020 in der Publikumswahl unseres Number One Awards zum „Innovator of the year“ gewählt. National gibt es sowieso keine Konkurrenz. Wie sieht es international aus? Wen würden Sie zu Ihrer börsennotierten Peer Group zählen?
Im Bereich IC Substrate, in dem wir am stärksten wachsen, gibt es in der Tat wenig Konkurrenten, darunter Ibiden, Shinko oder Unimicron, im Bereich Leiterplatte ebenfalls Unimicron oder TTM.

Also in der Breite überhaupt nicht vergleichbar?
Am ehesten mit Unimicron und bis vor kurzem TTM, deren Portfolio hat sich zuletzt aber etwas verändert.

Diese Firmen weisen an der Börse höhere Multiples als AT&S auf, ich sehe Chancen, dass AT&S da Nachziehpotenzial hat und komme zusammenfassend auf die 3x 1 Mrd. Euro zurück: Unternehmensumsatz 1,2 Mrd. Euro, Handelsvolumen 2021 wohl 1,3 Mrd. Euro, Market Cap 1,5 Mrd. Euro. Den Unternehmensumsatz wollen Sie auf 3 Mrd. Euro steigern, die Mittelfristguidance beim EBITDA ist 25 bis 30 Prozent. Da sollte doch bei Eintreffen des Umsatzziels mindestens eine Kursverdoppelung drin sein, schätze ich konservativ.
Wir tun unser Bestes, das hohe EBITDA ist natürlich gut für den Cashflow. Das Analysehaus Stifel hat uns vor kurzem ein Kursziel von 52 Euro gegeben.

Mit 52 Euro wären wir bei 2 Mrd. Cap, aber immer noch nicht teuer, denke ich. Sind Sie ein Übernahmekandidat?
Wir haben 65 Prozent Free Float, aber auch 35 Prozent Kernaktionäre, die eine Barriere bilden. Die sind schon ewig dabei.

Ihr Vertrag wurde vor kurzem verlängert, auch das ist an der Börse gut angekommen. Und was mich freut: Sie bleiben dem Standort Österreich sowohl mit dem Unternehmenssitz als auch der Börsenotiz treu. Dies trotz hoher Investitionen im Ausland.
Der Standort Österreich geht sich für Investitionen in großvolumige Produktionseinrichtungen in unserer Industrie nicht aus, die Lohnnebenkosten sind zu hoch, der Unterschied zu Asien ist zu groß und unser Wettbewerb ist zu 99 Prozent asiatisch. Freilich gibt es in Europa weitere Leiterplattenhersteller, aber nichts im Bereich IC Substrate, das ist eine asiatische Geschichte. Vor der Malaysia-Entscheidung haben wir viel herumgerechnet, trotz aller Förderprogramme kommt man da in Österreich nicht mit. Was wir in Österreich aber gut können: Technologieentwicklung auf Basis unserer Ingenieurstradition. Um nachhaltig Wertschöpfung in Europa zu schaffen, braucht es eine klare europäische Industrie. Und eine Wirtschaftsstrategie mit den passenden Rahmenbedingungen.

Verdienen Sie eigentlich Geld in Österreich?
Sagen wir so: Die österreichischen Standorte haben ihre jeweiligen Nischen gefunden, in denen sie sich vernünftig entwickelt haben. Und zum Kapitalmarkt: Ich glaube, dass sich der europäische Kapitalmarkt mit unserem Geschäftsmodell schwer tut, es gibt keine echte Peer Group, wir sind technologiegetrieben und investitionsgetrieben. Das passt nicht ganz zum Quartalszahlen-Denken in Europa. Der Börseplatz Wien bräuchte neben Financials mehr Industrie und Technologie. ϑ

Das vorliegende Börse Social Magazine hat den Überbegriff „Audio“. AT&S und Audio?
Die Fauna-Brille hat für uns nicht das supergroße Volumen, aber wir schätzen es, als Lösungsanbieter für Startups, für die Produktion ja nicht leicht ist, zu fungieren. Und Hörgeräte sind ein großer und ständig wachsender Markt. Da sind wir gut aufgestellt.

Ein Abschluss-Statement?
Wir sind in einem Transformationsprozess. Wir können das Unternehmen, wenn es auf 3 Mrd. Umsatz zugeht, nicht mit den gleichen Prinzipien führen wie mit den 350 Mio. Umsatz, die wir hatten, als ich 2010 startete. Wir müssen die neuen Werke hochfahren, da geht es um tausende Einzelmaschinen und Mitarbeiter je Werk. Wir wissen, wie es geht. Die Ernte wird wie bisher nach der harten Arbeit kommen.


(16.08.2021)

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    Andreas Gerstenmayer: Gut geht es mir! Richtig, wir müssen vorsichtig sein vor den Quartalszahlen, aber ich denke, dass wir zuletzt sehr positive Meldungen veröffentlichen konnten. Wir sind in hochattraktiven Segmenten mit viel Wachstumspotenzial. Der Eintritt in den Bereich IC Substrate erfolgte zum richtigen Zeitpunkt, der Bedarf wird auf absehbare Zeit nicht abreißen. Die Frage ist immer: Wie entwickeln sich die Technologien weiter? Wir jedenfalls wollen im Hochtechnologiebereich an der Spitze sein und werden das auch.

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    Wir haben natürlich auch bei AT&S unsere Private Investor Return Variante gerechnet, die eine Wiederveranlagung der Nettodividenden unterstellt. Da ist die Aktie jetzt im Juni erstmals über 50 gegangen, zieht man die Bruttodividenden heran, sogar über 55. Wie wichtig wird die Dividendenstory?
    Das mit den 50 ist eine schöne Sache, Vervierfachung vom IPO. Ich denke, wir werden die Ausschüttungspolitik so weiterfahren wie bisher. Wir haben ja einen langjährigen Aktionärsstock, der diesbezüglich auch Erwartungen hat.

    Die höchste Dividendenrendite im Markt zu haben kann aber nicht das Ziel sein, nehme ich an.
    Nein, solange wir in einer intensiven Wachstums­phase sind, sicher nicht. Aber gewisse Partizipation am Ergebnis gehört dazu.

    Ich bleibe noch bei der Aktie: Die Ankündigung der 1,7-Mrd. Investition in Malaysia hat zu einem spontanen 17-Prozent-Tagessprung an der Wiener Börse geführt. Ich kann mich nicht erinnern, dass eine Investitionsansage eines österreichischen Unternehmens jemals eine so starke börsliche Reaktion ausgelöst hat. Zufrieden?
    Natürlich freut einen die Reaktion des Marktes. Wir haben es in unserer Historie aber auch schon ganz anders gesehen, wir hatten ja mit dem Einstieg in das Geschäft mit IC Substraten den Aktienkurs quasi vernichtet, das ist ja noch gar nicht so lange her. Wir haben dann aber gezeigt, dass wir das können: Aufgebaut, ausgebaut, jetzt das 3. Werk. Wir liefern ja regelmäßig das, was wir versprechen.

    Und mittlerweile beginnt der Markt immer stärker an AT&S-Visionen zu glauben. In der Aussendung zu Malaysia steht, dass von 2021 bis 2026 investiert wird. Ist es schon losgegangen?
    Ich darf nicht viel dazu sagen, weil auch einige Kunden eingebunden sind. Aber wir haben ja kürzlich kommuniziert, dass ein Regierungsmitglied aus Malaysia bei uns in Leoben war.

    Kommuniziert wurde, dass Sie das ohne Kapitalerhöhung schaffen wollen.
    Genau. Es helfen Vereinbarungen mit unseren Kunden bei Risiko und Finanzierung. Zudem greifen wir gerne auf Schuldscheindarlehen oder hybride Finanzierungsformen zurück. Also: Aus heutiger Sicht wird es keine Kapitalerhöhung geben.

    Damit leite ich zum zweiten Milliarden-Punkt über: Auch ohne Kapitalerhöhung wird es AT&S 2021 erstmals schaffen, auf mehr als 1 Mrd. Handelsvolumen an der Wiener Börse zu kommen. Jetzt, bei etwas mehr als der Jahreshälfte, halten wir bereits bei 720 Mio., ein Plus von fast 60 Prozent.
    Was Sie alles ausrechnen! Freilich: Die verbesserte Handelbarkeit unserer Aktie ist ein wichtiger Faktor, so werden wir nach und nach bei weiteren Investorengruppen überhaupt auf das Radar genommen, Market Cap und Handelsvolumen sind ausschlaggebend.

    Ist es geplant, mit den aktuellen News verstärkt auf Roadshow zu gehen, sei es nun physisch oder hybrid?
    (denkt kurz nach, schmunzelt). Eigentlich nicht, wir haben auch so permanenten Kontakt mit den Investoren. Wir haben mit den News sofort einen Investoren-Call gemacht, da gab es natürlich viele Fragen rund um die Finanzierung, wie Sie es ja auch getan haben. Auf vieles können wir aktuell leider nur bedingt antworten, ich beziehe mich da auf die angesprochenen Vereinbarungen mit den Kunden.

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    Aber: Nicht nur Fondsmanager Alois Wögerbauer sagt, dass ihr auf dem Weg in eine internationale
    Top-Liga seid, ich sage das auch. Was muss passieren, dass es klappt? Bzw. was darf nicht passieren?
    Wir sind in einer Situation, ein sehr gutes Markt­umfeld zu haben, das sollte uns in den kommenden zumindest fünf Jahren gut unterstützen. Mit der Finanzierung sind wir ebenfalls gut aufgestellt. Operativ wird es eine große Herausforderung, etwas in dieser Größenordnung haben wir noch nicht gemacht. Dazu ist es ein neues Land, basierend auf unseren Erfahrungen sind wir aber sehr zuversichtlich. Was nicht passieren darf: Wir dürfen keine Fehler machen und müssen beim Recruiting gut performen.

    Was sind die Lessons Learned aus China?
    China kannten wir gut. Dann kam die China-Krise und die von unseren Kunden zur Produktion vorgesehenen Produkte hatten Verspätung, Malaysia kennen wir nicht so gut aber wir machen unsere Hausaufgaben und es gibt lokal sehr kompetente Unterstützung. Wir sind dabei, das Projekt detailliert zu strukturieren, ich sehe aber unter dem Strich ein beherrschbares Risiko. Freilich hat man gerade in den vergangenen Jahren gesehen, was alles kommen kann; die Pandemie als bestes Beispiel.

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    Am ehesten mit Unimicron und bis vor kurzem TTM, deren Portfolio hat sich zuletzt aber etwas verändert.

    Diese Firmen weisen an der Börse höhere Multiples als AT&S auf, ich sehe Chancen, dass AT&S da Nachziehpotenzial hat und komme zusammenfassend auf die 3x 1 Mrd. Euro zurück: Unternehmensumsatz 1,2 Mrd. Euro, Handelsvolumen 2021 wohl 1,3 Mrd. Euro, Market Cap 1,5 Mrd. Euro. Den Unternehmensumsatz wollen Sie auf 3 Mrd. Euro steigern, die Mittelfristguidance beim EBITDA ist 25 bis 30 Prozent. Da sollte doch bei Eintreffen des Umsatzziels mindestens eine Kursverdoppelung drin sein, schätze ich konservativ.
    Wir tun unser Bestes, das hohe EBITDA ist natürlich gut für den Cashflow. Das Analysehaus Stifel hat uns vor kurzem ein Kursziel von 52 Euro gegeben.

    Mit 52 Euro wären wir bei 2 Mrd. Cap, aber immer noch nicht teuer, denke ich. Sind Sie ein Übernahmekandidat?
    Wir haben 65 Prozent Free Float, aber auch 35 Prozent Kernaktionäre, die eine Barriere bilden. Die sind schon ewig dabei.

    Ihr Vertrag wurde vor kurzem verlängert, auch das ist an der Börse gut angekommen. Und was mich freut: Sie bleiben dem Standort Österreich sowohl mit dem Unternehmenssitz als auch der Börsenotiz treu. Dies trotz hoher Investitionen im Ausland.
    Der Standort Österreich geht sich für Investitionen in großvolumige Produktionseinrichtungen in unserer Industrie nicht aus, die Lohnnebenkosten sind zu hoch, der Unterschied zu Asien ist zu groß und unser Wettbewerb ist zu 99 Prozent asiatisch. Freilich gibt es in Europa weitere Leiterplattenhersteller, aber nichts im Bereich IC Substrate, das ist eine asiatische Geschichte. Vor der Malaysia-Entscheidung haben wir viel herumgerechnet, trotz aller Förderprogramme kommt man da in Österreich nicht mit. Was wir in Österreich aber gut können: Technologieentwicklung auf Basis unserer Ingenieurstradition. Um nachhaltig Wertschöpfung in Europa zu schaffen, braucht es eine klare europäische Industrie. Und eine Wirtschaftsstrategie mit den passenden Rahmenbedingungen.

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