09.11.2021,
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Wien (OTS) - Eine aktuelle Studie der WU Wien unter den
Aufsichtsratsvorsitzenden der 500 umsatzstärksten Unternehmen des
Landes gibt Auskunft über Veränderungen und Anforderungen an ihre
Tätigkeit. Dies sind die wichtigsten Erkenntnisse:
Aufsichtsratstätigkeit ist anspruchsvoller und professioneller geworden\nBestellungen über persönliche Beziehungen zum Eigentümer sind zurückgegangen\nDer durchschnittliche Frauenanteil hat sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt\nNachhaltigkeit ist mehrheitlich in Unternehmensstrategie
integriert\nDie Mehrheit wünscht sich mehr Diversität\n Beziehungen zum Eigentümer spielen für die Bestellung in den
Aufsichtsrat heute eine geringere Rolle als noch vor zehn Jahren.
Dennoch war dies immer noch bei 28 Prozent der Befragten der
Hauptgrund – 2011 waren es im Vergleich noch 48 Prozent. Gleichzeitig
zeigt die Studie von Werner Hoffmann, Professor am Institut für
Strategisches Management der WU Wien und Partner bei EY-Parthenon,
der Strategieberatungsmarke der globalen Prüfungs- und
Beratungsorganisation EY, und Thomas Maidorfer vom Institut für
Strategisches Management aber auch, dass die Aufgaben von
Aufsichtsräten vielseitiger geworden sind und im Schnitt zehn Prozent
mehr Zeit in die Arbeit investiert wird: für die Autoren ein klares
Zeichen zunehmender Professionalisierung.
„Aufsichtsratsarbeit ist in den letzten Jahren professioneller,
gleichzeitig aber auch wesentlich komplexer geworden. Demgegenüber
steht eine Vergütung der Aufsichtsratstätigkeit, die im
internationalen Vergleich noch immer gering ausfällt, wenngleich es
allgemein eine höhere Vergütung als vor zehn Jahren gibt“, resümiert
Hoffmann. Unterstützt wurde die Studie von der B&C Privatstiftung,
die über ihre Holdinggesellschaften an den österreichischen
börsennotierten Industrieunternehmen AMAG Austria Metall, Lenzing und
Semperit beteiligt ist und sich seit Jahren für die
Professionalisierung der Aufsichtsratstätigkeit einsetzt.
Diversität als Schlüsselkriterium für erfolgreiche Unternehmen
Auch wenn der durchschnittliche Frauenanteil in Aufsichtsratsgremien
in den letzten zehn Jahren im Schnitt verdoppelt werden konnte, sehen
die Befragten den größten Handlungsbedarf beim Geschlecht, um
Diversität sicherzustellen – gefolgt vom Alter und der
Internationalität der Mandatsträger. „Oft reicht die
Internationalisierung noch nicht über den deutschsprachigen Raum
hinaus. Hier besteht noch erhebliches Verbesserungspotenzial“, so
Maidorfer. Zudem brauche es auch eine Alters-Durchmischung, um neue
Impulse für die Strategieentwicklung sicherzustellen.
Nachhaltigkeit: Neue Herausforderung für Aufsichtsräte
Die aktuellen Zahlen zeigen auch, dass das Thema Nachhaltigkeit
mittlerweile mehrheitlich in der Unternehmensstrategie verankert, und
zu einer relevanten Komponente der Aufsichtsratsarbeit geworden ist.
83 Prozent der Unternehmen haben Nachhaltigkeit in ihre
Gesamtunternehmensstrategie integriert. Für
Herbert Ortner,
Vorstandsmitglied der B&C Privatstiftung, haben die ESG-Kriterien –
Umwelt, Soziales und Unternehmensführung – einen bedeutenden
Stellenwert: „Der Aufsichtsrat spielt für den strategischen Wandel
oft eine entscheidende Rolle. Die ESG-Kriterien gemeinsam mit dem
Vorstand zu diskutieren und umzusetzen, stellt künftig eine der
größten Herausforderungen für heimische Aufsichtsräte dar. Hier muss
das Gremium mit seiner Expertise punkten, um dem
Nachhaltigkeitsbestreben der Industrie entsprechend nachzukommen.“
Evaluierung von Effizienz und Arbeitsweise noch ausbaufähig
Der österreichische Corporate Governance Kodex sieht die
systematische Evaluierung der AR-Tätigkeit in Form von jährlicher
Selbstevaluierung und dreijähriger Fremdevaluierung vor. Obwohl die
Mehrheit der Befragten der Meinung ist, dass dies die Wirksamkeit der
Unternehmensaufsicht verbessern würde, wird dies von der Hälfte der
befragten Unternehmen noch nicht so gehandhabt.
Erfreulich ist, dass der Aufsichtsrat mehr in die Strategiearbeit
der Unternehmen eingebunden wird und dafür auch verstärkt neue
Formate genützt werden. Auch digitale Technologien werden vermehrt
zur Unterstützung der Aufsichtsrats-Arbeit verwendet. So zeigt sich
etwa, dass die Verwendung elektronischer Medien zur Beschlussfassung
im Vergleich zu 2011 um 69 Prozent zugenommen hat.
In Krisenzeiten ist der Aufsichtsrat gefordert
Drei Viertel der Befragten gaben an, sich in Krisenzeiten stärker mit
operativen Themen auseinanderzusetzen und sogar 85 Prozent sehen sich
bzw. ihre Unternehmen gut auf exogene Krisen vorbereitet. Nicht
verwunderlich ist die mehrheitliche Einschätzung, dass seit COVID-19
das Risikomanagement generell an Bedeutung gewonnen habe und neue
Risikoarten stärker im Fokus stünden als früher. Jedoch gaben nur
knapp die Hälfte der Studienteilnehmer an, dass sich ihre
Einschaltungsintensität seit der Pandemie erhöht habe. Einig sind
sich so gut wie alle Befragten, dass es in Krisenzeiten die Aufgabe
des Aufsichtsrats sei, die Resilienz des Unternehmens zu
thematisieren und mit dem Vorstand zu diskutieren.
Über die Studie
Zur Befragung eingeladen wurden die Aufsichtsratsvorsitzenden der TOP
500 Unternehmen Österreichs zwischen Jänner und Mai 2021. 108
Unternehmen nahmen teil – das entspricht einem Rücklauf von 22
Prozent. Etwa die Hälfte der Studienteilnehmer haben als Rechtsform
eine AG. In einem Drittel der Fälle gibt es einen dominanten
Eigentümer. Der Anteil der Familienunternehmen beträgt ca. 50 Prozent
und knapp 30 Prozent der Unternehmen sind börsennotiert bzw. über den
Kapitalmarkt finanziert. Fast die Hälfte der Unternehmen
erwirtschaften einen Jahresumsatz von über 500 Mio. Euro. Die Studie
wurde von der B&C Privatstiftung gefördert und zuletzt auch bei einer
Veranstaltung von EY in Wien präsentiert und ausführlich diskutiert.
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