04.12.2020
Wien (OTS) - Im Energiesystem der Zukunft werden die Sektoren Strom,
Gas, Wärme und Mobilität eng miteinander vernetzt und letztlich voll
integriert sein. Gesetzgebung und Regulierung müssen auf diese
Veränderungen reagieren. Die einzelnen Sektoren sollten nicht
getrennt betrachtet und geregelt werden, sondern als zusammenhängende
Teile eines einheitlichen Gesamtsystems.
Diese Position vertraten die Sprecherin des Forums
Versorgungssicherheit Brigitte Ederer und der Geschäftsführer der
Wiener Netze, Thomas Maderbacher, beim Energiepolitischen
Hintergrundgespräch des Forums Versorgungssicherheit am Donnerstag,
3. Dezember 2020.
„Es wäre wünschenswert, wenn wir ein einheitliches Energiegesetz
hätten“, sagte Maderbacher, „derzeit gibt es getrennte und zum Teil
schlecht kompatible Gesetzesmaterien für Strom, Gas und Wärme, dazu
kommen jetzt noch ein Energie-Effizienz-Gesetz und ein Gesetz zum
Ausbau der Erneuerbaren Energie.“ Ein einziges einheitliches
Gesetzeswerk wäre allerdings „gewiss schwierig“, so Maderbacher,
weshalb die bestehenden Gesetze stärker aufeinander abgestimmt werden
müssten.
Klare gesetzliche Vorgaben sind für die Betreibe der Energienetze
deshalb wichtig, weil sie als kritische Infrastruktur vor großen
Veränderungen stehen, betonte Brigitte Ederer: „Die Netze brechen
gerade ins High-Tech-Zeitalter auf. Sie müssen in neue Technologien
investieren, dafür brauchen sie aber ausreichend sichere rechtliche
Grundlagen.“ Dass der Beschluss des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes
(EAG) ins Jahr 2021 verschoben wurde, „hat deshalb auch sein Gutes“,
meinte Ederer: „Es gibt da noch viel zu diskutieren, die
verbleibenden Monate sollten für intensive Gespräche genutzt werden,
um Widersprüche auszudiskutieren und Lücken zu schließen.“
Sektorkopplung stärker berücksichtigen
Vor allem berücksichtigt das EAG derzeit noch zu wenig die
Voraussetzungen für Sektorkopplung und Sektorintegration, so
Maderbacher. Auf technischer Ebene werden die Grenzen zwischen den
Energie-Sektoren Strom, Gas und Wärme immer weiter aufgehoben, wie
Maderbacher am Beispiel Wien illustrierte: Dort wird die Abwärme der
Stromerzeugung als Fernwärme genutzt. Mobilität nutzt immer stärker
Strom als Energieform – die Zahl der Stromtankstellen für private
PKWs wächst. Mittels Elektrolyse wird aus Überschuss-Strom
Wasserstoff für die Busflotte produziert. Dieses bildet die Grundlage
für klimaneutrales Methangas, das wiederum als langfristiger Speicher
von Energie dienen und bei Bedarf als Gas genutzt oder zur
Stromerzeugung herangezogen werden kann. Durch flexible Verwendung
und wechselseitige Umwandlung unterschiedlicher Energieformen wird
ein klimanfreundliches und zugleich effizientes Energiesystem
überhaupt erst möglich.
„Neunzig Prozent der Energiewende findet im Verteilernetz statt“,
rechnete Maderbacher vor. Durch die Umstellung auf erneuerbare
Energien wird das System vielfältig und dezentral. Anstelle einiger
weniger großer Kraftwerke gibt es viele kleine und mittlere Anlagen,
die vernetzt werden müssen. Zudem unterliegt die Produktion vor allem
bei Windenergie und Photovoltaik natürlichen Schwankungen
(Maderbacher: „Wind und Sonne lassen sich nicht nach Belieben ein-
und ausschalten“). Die Netze müssen mit all diesen Herausforderungen
fertig werden und trotzdem eine stabile Versorgung garantieren.
Die Netze rüsten technologisch auf
Wie sehr die Energienetze von reinen Leitungen zu
High-Tech-Anlagen geworden sind, illustrierte Maderbacher an mehreren
Beispielen. So musste in Wien heuer ein 380-kV-Erdkabel erneuert
werden, das bei Bauarbeiten beschädigt worden war. Dafür wurde das
Kabel an der Baustelle auf -250 Grad abgekühlt, damit der Schaden
behoben werden konnte.
Die Temperatur-Isolation spielt bei Fernwärme und Fernkälte eine
noch größere Rolle. Die Wiener Netze verwenden dafür seit kurzem ein
neu entwickeltes Kunststoffrohr mit besonders hoher Dichte, das sich
sehr einfach verlegen lässt.
Schon die Sammlung von Informationen über das Geschehen in den
Stromnetzen erfordert hochentwickelte Technik. Maderbacher: „Früher
wurde einmal im Jahr der Zähler abgelesen, man erhob eine
Verbrauchszahl. Heute entstehen durch die Viertelstunden-Ablesung
36.000 Einzeldaten, die ausgewertet werden müssen, um sichere
Prognosen für die Netzstabilität erstellen zu können.“ Auch für das
Management der Beziehungen zwischen Marktteilnehmern sind aktuelle
Daten wichtig. Intelligente Trafostationen wachen über den
viefältigen und komplexen Austausch im Netz.
Um diese Aufgaben zu bewältigen, werden die Wiener Netze bis 2025
rund 1,5 Milliarden Euro in den Ausbau investieren. 346 Millionen
Euro sind explizit für Projekte zum Klimaschutz vorgesehen. Damit
tragen die Wiener Netze auch maßgeblich zur regionalen Wertschöpfung
bei denn 86% aller angekauften Materialien und Dienstleistungen
stammen von Unternehmen mit Sitz in Wien.
Die gewandelte Rolle der Energienetze erfordert auch höheren
Know-how bei den Mitarbeitern. Die Wiener Netze investieren daher in
die Aus- und Weiterbildung. Zum Beispiel konnten seit 2013 insgesamt
244 Lehrlinge ihre Ausbildung erfolgreich abschließen, 70 % davon mit
Auszeichnung oder gutem Erfolg.
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Andritz ist ein österreichischer Konzern für Maschinen- und Anlagenbau mit Hauptsitz in Graz. Benannt ist das Unternehmen nach dem Grazer Stadtbezirk Andritz. Das Unternehmen notiert an der Wiener Börse und unterhält weltweit mehr als 250 Produktionsstätten sowie Service- und Vertriebsgesellschaften.
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