12.09.2023,
7939 Zeichen
Stuttgart (ots) - Die etablierteren Automobilhersteller und
Zulieferer stehen bei der viel diskutierten Software-Transformation
an einem entscheidenden Wendepunkt: Die Zeit des Experimentierens mit
neuen Technologien, Partnerschaften und Geschäftsmodellen ist vorbei
und die volle Konzentration auf die Kommerzialisierung des Software
Defined Vehicle (SDV) hat höchste Priorität. Denn in der nächsten
Phase der Transformation wird sich entscheiden, ob die OEMs und
traditionellen Zulieferer den Sprung zur „Automotive Software
Company“ schaffen und ihre zentrale Rolle behaupten können oder ob
sie das Feld den großen Technologie-Konzernen und den neuen, digital
nativen Automobilherstellern aus China oder den USA überlassen
müssen, heißt es in einer Studie von EY, die am Montag anlässlich der
IAA Mobility in München veröffentlicht wurde.
* Übergang von der „Hype“- in die Umsetzungsphase stellt etablierte
Akteure der Industrie vor Herausforderungen
* Der Markt für Software in der Automotive-Branche wird bis 2030
auf
118 Mrd. US-Dollar anwachsen, bleibt aber hinter den Erwartungen
der Industrie zurück
* Nach Schätzung von EY wird die durchschnittlich benötigte
Investitionssumme pro OEM für SDV-Programme bei eins bis fünf
Milliarden US-Dollar liegen
* Entscheidend ist die Identifikation von zukünftigen
Marktdynamiken
und -potenzialen sowie die Optimierung erforderlicher
Schlüsselkompetenzen (z. B. Partnerschaften, Coopetition)
Die erhöhte Kundennachfrage nach integrierten Software-Lösungen habe
das Potenzial, die bestehenden Strukturen des Automotive-Sektors
geradezu zu sprengen, heißt es in der Studie weiter.
„Die Automobilindustrie steht am Scheideweg. Nach der Hype-Phase geht
es jetzt um den tatsächlichen Aufbau eines Ökosystems – und um viel
Geld: Allein der Markt für Automotive-relevante Software wird bis
2030 auf einen Wert von 118 Mrd. US-Dollar anwachsen – bleibt damit
jedoch hinter den bislang bestehenden Erwartungen der Industrie
zurück. Autohersteller müssen ihre Strategien überprüfen, verstärkt
auf Partnerschaften und Coopetition setzen - und auch eine
Standardisierung in bestimmten Bereichen in Betracht ziehen.,“
erklärt Constantin M. Gall, Leiter der Automotive Industry Practice
und Managing Partner Europe West bei EY Strategy and Transaction.
„Die automobile Software-Transformation ist kein Sprint, sondern ein
Marathon: Traditionelle Automobilhersteller und Zulieferer müssen
sich stark fokussieren und sich darüber klar werden, wo sie
mitspielen wollen, mit wem sie dabei gegebenenfalls kooperieren,
welche Fähigkeiten und Talente sie benötigen und wie ihre
Organisationsstruktur diese Transformation am besten unterstützt.“
Der Übergang zu einem funktionierenden Software-Geschäft ist kein
Selbstläufer
Die Umstellung des Geschäftsmodells auf Software-defined-Vehicles ist
mit Herausforderungen für die OEMs verbunden: Der Branche mangelt es
an Standardisierung, und der Zickzackkurs zwischen Open-Source- und
proprietärer Software behindert die Innovation und Skalierbarkeit von
Automobilsoftware. Hinzu kommt, dass das Feld der SDV vom Wettbewerb
stark umkämpft ist. Insbesondere die Bereiche der Radarsysteme und
Kameras, Hochleistungssysteme mit speziellen AD-Chips (Autonomous
Driving), KI und Betriebssysteme für eine umfassende Kontrolle über
die Benutzerschnittstellen fokussieren die Wettbewerber stark. Die
OEMs müssen sich daher auf die richtigen Schlachten konzentrieren.
Transitionsphase geht langsamer voran, als erwartet
In der Transitionsphase wird die Entwicklung entsprechender Value
Pools langsamer voranschreiten als angenommen – und zudem in einigen
Segmenten kleiner ausfallen: laut Value Pool Forcaster von EY im Jahr
2030 teilweise um mehr als 70 Prozent gegenüber früheren Annahmen.
Daher ist es von besonderer Bedeutung, heruntergesetzte Value Pool
Größen zu identifizieren und die SDV Transformationen dementsprechend
anzupassen.
Nach Schätzung von EY wird die durchschnittlich benötigte
Investitionssumme pro OEM für SDV-Programme zwischen drei und fünf
Milliarden US-Dollar liegen. Mit neuen Kollaborationen sollen
vorhandene Kapazitäten skalierbar und profitabel gemacht werden.
Unternehmen sollten ihre Partnerschaften überprüfen und stärker auf
den kommerziellen Erfolg ausrichten. Ebenfalls müssen
Transformationsprogramme aufgesetzt werden, die wichtige Fragen im
Voraus beantworten: Welchen Stellenwert nimmt die Software im
Gesamtkontext ein? Wie ambitioniert soll das Programm sein? Welche
Kontrolle über die Tech Stacks soll bestehen?
Die Software-Transformation der Zulieferer und Automobilhersteller
muss ganzheitlich und im Rahmen von drei Schritten geschehen
Für eine erfolgreiche Transformation sollten drei grundsätzliche
Aspekte beachtet werden. Erstens: das Wissen über die
unternehmenseigenen SDV Value Pools und internen Schwachstellen.
Zweitens: die Vorbereitung des gesamten Unternehmens, aller
beteiligten Personen, der Technologien und des Kapitals auf den
Prozess der Transformation und drittens: die konstante Beobachtung
des Prozesses und agile Anpassung.
(1) Software Business Readiness sichern
Unternehmen müssen ihre generelle Software Business Readiness
überprüfen. Wichtig ist dabei eine ganzheitliche End-to-End-Analyse.
„Die Erarbeitung eines funktionierenden Business-Modells ist eine
Herausforderung für OEMs und Tier 1-Zulieferer, denn sie sind wenig
erfahren im Verkauf von Software bzw. von Hardware-Software-Bundles.
Zudem braucht es Erfahrung mit Produkt-Prototypen und dem Pricing
sowie eine Roadmap sowohl zur Monetarisierung als auch zur
Qualitätssicherung“, unterstreicht Jan Sieper, Partner Automotive
Strategy bei EY.
(2) Die Organisation auf die Transformation vorbereiten
Mit den richtigen Cases lässt sich das Interesse von Investoren und
damit das nötige Kapital für die Transformation sichern. Wichtig sind
dabei die Skalierbarkeit des SDV-Business sowie eine authentische
Risikoeinschätzung. Bei den Daten sollten externe Abhängigkeiten
soweit möglich reduziert und die Data Management-Prozesse
harmonisiert werden. Nicht zuletzt spielt auch die Verfügbarkeit von
Talenten mit Softwarekompetenz eine wichtige Rolle. Anstrengungen
zahlen sich hier besonders aus: Die Studie zeigt, dass OEMs mit einem
klar etablierten Software-fokussierten Branding Ansatz um 68 Prozent
höher bewertet werden als traditionelle OEMs mit Hardware-Fokus.
(3) Agile Überwachung und Anpassung des Prozesses
„Im Rahmen der SDV-Transformation müssen die Unternehmen sämtliche
Entwicklungen und Faktoren permanent beobachten und ihre Aktivitäten
und Systeme gegebenenfalls anpassen. Dabei ist es wichtig, die
zentralen Ziele stets im Auge zu behalten und als Benchmarks zu
nutzen. Zudem braucht es Strukturen, die schnelle Entscheidungen
begünstigen. Am wichtigsten aber: Wer aus dieser Transformation als
Gewinner hervorgehen will, muss sie in Bezug auf Kundenerwartungen,
Geschwindigkeit, Kosten und Qualität beherrschbar halten“, bestätigt
Gall.
Weitere Einblicke und die gesamte Studie zum Download finden Sie
hier: Download Studie.
EY im Überblick
EY* ist eine der großen deutschen Prüfungs- und
Beratungsorganisationen. In der Steuerberatung ist EY deutscher
Marktführer. EY beschäftigt mehr als 11.000 Mitarbeitende an 20
Standorten. Gemeinsam mit den rund 365.000 Mitarbeitenden der
internationalen EY-Organisation betreut EY Mandanten überall auf der
Welt.
EY bietet sowohl großen als auch mittelständischen Unternehmen ein
umfangreiches Portfolio von Dienstleistungen an: Wirtschaftsprüfung,
Steuerberatung, Rechtsberatung, Strategy and Transactions, Consulting
und Immobilienberatung.
Zusätzliche Informationen entnehmen Sie bitte der Internetseite
www.de.ey.com.
*Der Name EY bezieht sich in diesem Profil auf alle deutschen
Mitgliedsunternehmen von Ernst & Young Global Limited (EYG), einer
Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht. Jedes
EYG Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig
und haftet nicht für das Handeln und Unterlassen der jeweils anderen
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