Gastbeitrag von Seyit Binbir
24.09.2022, 4963 Zeichen
Wie überall auf der Welt, sind auch Investoren in der DACH-Region ständig auf der Suche nach innovativen Investmentideen, die einfach zu realisieren sind und ihnen beispielsweise neue Möglichkeiten gegenüber dem traditionellen Kapitalmarkt bringen. Die gesamte DACH-Region ist von den Folgen steigender Inflation, hinkender Lieferketten und dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine betroffen. Daher treffen auf Investoren, egal ob institutionell oder privat, neue Anlageformen wie die Tokenisierung auf großes Interesse.
Die Blockchain kannte man bisher vor allem von digitalen Kryptowährungen und die immer häufiger von Unternehmen emittierten Security Token haben eine sehr ähnliche Funktion. Bei der sogenannten Tokenisierung werden Unternehmensgegenstände (Werte, Schuldverhältnisse, Rechte) in jeweils exakt gleichwertige und mit gleichen Rechten und Pflichten ausgestattete digitale Teile gegliedert. Weil sie die eben genannten Eigenschaften besitzen und einen digital abgebildeten Vermögensgegenstand repräsentieren, werden sie, genau wie Aktien, handelbar.
Bisher war es für Unternehmen eine sehr aufwendige Prozedur, eine Finanzierungsrunde durchzuführen. Die Blockchain-Technologie und die Tokenisierung ermöglichen eine sehr viel einfachere Methode, sich als Investor an einem Unternehmen zu beteiligen und an seinem Erfolg teilzuhaben. Die Methode funktioniert durch sogenannte „Smart Contracts“, die sich automatisch an veränderte Rahmenbedingungen anpassen.
Aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung der Wirtschaft prognostiziert das World Economic Forum (WEF) der Blockchain, dass sie in den nächsten Jahren zu den 15 Hot Topics gehören wird.
Die neue Anlageform stellt im positivsten Sinne eine Demokratisierung von Investments dar. Wo in früheren Zeiten Unternehmensbeteiligungen ausschließlich finanzkräftigen Unternehmen oder sehr wohlhabenden Privatpersonen vorbehalten waren, haben heute auch kleine Privatanleger die Chance, vom Erfolg eines Unternehmens zu profitieren.
Dies liegt unter anderem am sehr einfachen Prozess, mit dem man Token erwerben kann, nämlich unmittelbar über die Website des emittierenden Unternehmens und ohne Beteiligung irgendwelcher Vermittler, die für höhere Kosten sorgen. Die Folge sind deutlich niedrigere Preise, die sich auch kleine Anleger leisten können.
Darüber hinaus fallen zeitintensive Termine beim Notar weg und auch der sonstige bürokratische Aufwand ist deutlich gering. Ein für Anleger wichtiger Vorteil ist der größere Handlungsfreiraum, denn sie können ihre Token vollkommen selbstständig verwalten. Daraus ergibt sich aber eine größere Verantwortung.
Unternehmen profitieren von den Token, die auf einer entsprechenden Handelsplattform veräußert werden können, weil sie durch die Tokenisierung schnell und unkompliziert an benötigtes Working Capital zur Aufrechterhaltung ihrer Geschäftsprozesse gelangen. Zudem entfallen auch für das emittierende Unternehmen aufgrund der einfachen und zügigen Abwicklung zeitraubende Bank- oder Notartermine.
Dass die Tokenisierung sich sehr leicht umsetzen lässt, zeigt das Beispiel des deutschen Startups vidby, ein Unternehmen, dass sich auf die Übersetzung von sprachlichen Videoinhalten spezialisiert hat. Mithilfe moderner KI-basierter und intelligenter Technologie erreichen die in nur wenigen Minuten erstellten Übersetzungen eine Genauigkeit von bis zu 100 Prozent.
Das Startup hat einen Teil seiner Aktien tokenisiert und bietet sie über die Handelsplattform Aktionariat an, auf der sie unter der Bezeichnung VIDS gehandelt werden. Wer allerdings im Augenblick auf die Website von vidby schaut, sieht, dass ein Handel im Augenblick nicht möglich ist. Dies liegt daran, dass alle verfügbaren Token bereits verkauft wurden. Für Aktionariat ist vidby aktuell mit einem Wert von 74 Prozent das Unternehmen mit der besten Preisentwicklung. Damit Anleger auch zukünftig VIDS erwerben können, ist das Startup augenblicklich dabei, eine Kapitalerhöhung vorzunehmen, um neue VIDS emittieren zu können.
Token werden von ausgewiesenen Finanzexperten als sinnvolles Instrument der Diversifizierung angesehen. Dies gilt insbesondere für den augenblicklich stark boomenden High-Tech- und Automatisierungsmarkt. Nicht umsonst gelten Big Data, Künstliche Intelligenz und verwandte Bereiche als wichtigste Impulsgeber einer immer stärker digitalisierten Wirtschaft.
Mithilfe der Tokenisierung haben jetzt auch Kleinanleger mit eher dünner Kapitaldecke eine Chance, am Erfolg einer ganzen Branche und einzelner Unternehmen zu partizipieren und durch ihr Investment gleichzeitig dazu beizutragen, dass die Branche weltweit mithilfe des gesammelten Kapitals neue, innovative Lösungen für dringende Fragen entwickeln kann.
Wiener Börse Party #619: Neuer bei Addiko, dad.at mit Milestone und grossem Neukundenpaket, alle Details Börsentag Wien 4.6.
1.
Alexander Konovalov (l.) und Eugen von Rubinberg erfreuen sich mit ihrem Startup vidby großer Beliebtheit auf der Plattform Aktionariat. Credit: vidby AG
Aktien auf dem Radar:Addiko Bank, Strabag, CA Immo, Flughafen Wien, Austriacard Holdings AG, Marinomed Biotech, ATX TR, S Immo, Porr, AT&S, Rosgix, RBI, Uniqa, ams-Osram, Cleen Energy, DO&CO, FACC, Lenzing, Oberbank AG Stamm, Agrana, Amag, Erste Group, EVN, Immofinanz, Österreichische Post, Polytec Group, Telekom Austria, VIG, Wienerberger, Zumtobel, Airbus Group.
Captrace
Captrace ist ein führender Anbieter von Informationssystemen im Bereich Investor Relations. Mit seinem System C◆Tace ermöglicht das Unternehmen dem Emittent größtmögliche Transparenz über seine Investorenstruktur zu erhalten. Durch den Service der Aktionärsidentifikation können Emittenten die Daten ihrer Investoren einfach und zuverlässig über das System C◆Trace von den Banken/Intermediären abfragen.
>> Besuchen Sie 68 weitere Partner auf boerse-social.com/partner