04.12.2020
Wien (OTS) - Private Haushalte werden künftig eine wichtige Rolle in
unserem Energiesystem spielen. TeilnehmerInnen von erneuerbaren
Energiegemeinschaften produzieren, nutzen und teilen Strom und Wärme
selbstständig und lokal. Eine aktuelle Studie des AIT Austrian
Institutes of Technology im Auftrag von Wien Energie zeigt, dass
Energiegemeinschaften europaweit im Kommen sind. Knapp 80 Projekte
wurden in diesem Themenumfeld identifiziert und sieben bedeutende
Projekte aus Portugal, Deutschland, Österreich, Schweiz und den
Niederlanden für eine vertiefende qualitative Untersuchung
ausgewählt. Es zeigt sich: Die Rahmenbedingungen und Voraussetzungen
sind höchst unterschiedlich. Gemeinsam haben alle Projekte, dass sie
auf effizienten Energieeinsatz, Klimaschutz und Gemeinschaftsbildung
abzielen. In Österreich soll der rechtliche Rahmen für die
Energiegemeinschaften mit dem Erneuerbaren Ausbau-Gesetz (EAG) Anfang
2021 geschaffen werden.
Zwtl.: Energiegemeinschaften „brauchen eine treibende Kraft“
„Die aktive Teilnahme von Haushalten an der lokalen
Energieversorgung setzt sowohl das Engagement der Bevölkerung, aber
auch eine optimierte technische Umsetzung voraus. Die Herausforderung
liegt darin die Erzeugung, Verteilung, Speicherung und Versorgung auf
lokaler Ebene in einem optimierten Gleichgewicht zu halten. In
unseren Forschungsprojekten werden dazu verschiedene Ansätze wie der
Einsatz von Blockchain-Technologien, lokale Speicher oder auch
automatische Steuerungen untersucht. Richtig aufgesetzt können
Energiegemeinschaften durch die aktive Beteiligung von BürgerInnen
dazu beitragen, die regionale Erzeugung und Nutzung von erneuerbaren
Energien zu forcieren“, so Dr. Wolfgang Hribernik, Head of Center for
Energy am AIT.
„Die Partizipation der Bevölkerung an der Energiewende ist keine
Randerscheinung mehr, sondern ein europaweites Entwicklungsfeld. In
unserer Studie haben wir Projekte aus ganz Europe analysiert. Es
zeigt sich, dass erneuerbare Energiegemeinschaften praxistauglich
sind. Hürden können aber der rechtliche und organisatorische Rahmen
oder auch hohe Anfangsinvestitionskosten sein. Zum Gelingen von
Energiegemeinschaften braucht es deshalb eine treibende Kraft“, sagt
Hans-Martin Neumann, AIT-Studienautor.
„Energiegemeinschaften sind ein wichtiger Hebel, damit die
Energiewende gelingt. Jeder einzelne kann so zum Klimaschutz
beitragen. Wien Energie hat schon vor drei Jahren mit der Urban
Pioneers Community im Viertel Zwei erste Schritte in diese Richtung
gesetzt und gehört damit heute zu den Vorreitern in Europa“, so Wien
Energie-Geschäftsführer Michael Strebl. „Wenn das EAG nächstes Jahr
in Kraft tritt, stehen wir als Partner für die Umsetzung in der
Praxis bereit! Wir können dieser Motivator sein!“
Zwtl.: Erfolgsfaktoren: So kann die Umsetzung gelingen
Die Studie nennt auf Basis der Analysen vier Schritte, um
Energiegemeinschaften breit implementieren zu können:
Frühzeitige Einbindung der Teilnehmenden und kontinuierliche Kommunikation,\neinfacher organisatorischer Rahmen ohne bürokratische
Hindernisse,\nFörderungen als Anschubfinanzierung zu Ausbau erneuerbarer Energieanlagen sowie\nIntegration in langfristige Stadt- und Quartiersplanung.\n Wichtig sei, die potenziellen TeilnehmerInnen bereits in der
Gründungsphase intensiv einzubeziehen und eine zentrale Anlaufstelle
zu haben. Damit eine koordinierte Vorgehensweise gewährleistet
werden kann, braucht es einen „Kümmerer“, der von Beginn an
involviert ist, die Schritte koordiniert und mögliche Teilnehmende
aktiv und vor allem laufend mobilisiert. Essenziell ist auch die
freie Wahl der Organisations- und Rechtsform sowie Freiwilligkeit und
Wahlfreiheit der Mitglieder und Betreiber.
„Hilfe zur Selbsthilfe ist unser Motto, wenn es um
Energiegemeinschaften geht. Mit unserem langjährigen Know-how im
Energiesektor unterstützen wir künftig bei der Gründung von
Energiegemeinschaften, bei der Errichtung und dem Betrieb von
erneuerbaren Anlagen und bieten eine digitale Plattform für
Kommunikation und Austausch. Die Energieproduktion und -versorgung
liegt in der Gemeinschaft“, erläutert Strebl die künftige mögliche
Rolle von Energieversorgern (EVUs). Möglich sollten auch
entsprechende Contracting-Modelle sein, um Investitionskosten für
neue erneuerbare Anlagen seitens Energiegemeinschaften und damit eine
große Start-Hürde zu vermeiden.
Zwtl.: Klimaschutz und Innovation motivieren zur Teilnahme
Dass Energiegemeinschaften auch zu Ersparnissen im Geldbörserl
führen können, nennen nur wenige TeilnehmerInnen als
Motivationsgrund. Solange es keine Nachteile gegenüber herkömmlicher
Energieversorgung gibt, sind Kosten nicht entscheidend. Als
Hauptgründe werden die Themen Umweltschutz, Nachhaltigkeit,
Innovationslust und Technologie-Affinität angeführt. Digitale
Plattformen und Apps, die den Energiefluss darstellen, werden gut
angenommen. Das Community-Erlebnis wird als nettes Zusatzfeature
erwähnt. Eine aktive Kommunikation innerhalb der TeilnehmerInnen
wurde jedoch seltener beobachtet.
Zwtl.: Erfolg steht und fällt mit neuen Regelungen im EAG
„Im Viertel Zwei haben wir vieles richtig gemacht und können diese
Erfahrungen nun für die Umsetzung in der Praxis nutzen. Klar ist aber
auch: Der Erfolg von Energiegemeinschaften steht und fällt mit den
kommenden Regelungen im EAG. Nur wenn es EVUs möglich sein wird, als
Dienstleister für Energiegemeinschaften tätig zu sein, werden sich
Energiegemeinschaften flächendeckend etablieren“, betont Strebl. Bis
das EAG in Kraft tritt, läuft das Forschungsprojekt im Viertel Zwei
weiter. Die erste Handels-Phase unter den BewohnerInnen wurde gerade
abgeschlossen und wird nun in den kommenden Wochen detailliert
analysiert. Parallel wird das Projekt weiter geöffnet. „Wir gehen in
einem nächsten Schritt über die Grätzl-Grenzen des Viertel Zwei
hinweg und werden zusätzliche erneuerbare Erzeugungsanlagen,
TeilnehmerInnen mit eigenen Photovoltaik-Anlagen am Einfamilienhaus
und sogar gewerbliche Kunden einbinden. Unser nächstes Projekt ist
ein Energiemarktplatz“, so Strebl.
Zwtl.: Über die Studie
Für die Studie erfasste das AIT systematisch knapp 80 bestehende
europäische Projekte im Themenfeld Energiegemeinschaften und
Plusenergiequartiere. Es erfolgte eine Klassifizierung der Projekte
anhand ausgewählter Kriterien wie zum Beispiel Größe der Stadt und
des Areals, Neubau oder Bestandssanierung, Stand der Umsetzung,
Energiekonzept und innovative Aspekte (Energietechnologien, Prozesse,
Geschäftsmodelle). Im zweiten Schritt wurden sieben bedeutende
Projekte für eine vertiefende Analyse ausgewählt und
leitfadengestützte ExpertInneninterviews mit ProjektleiterInnen und
ProjektmitarbeiterInnen zu folgenden Themenfeldern geführt:
Organisation, Smarte Energieversorgung, Infrastruktur & Anlagen,
Community Management.
[Gesamte Studie zum Download]
(
https://www.ots.at/redirect/wienenergiestudie)
[Bildmaterial und Info-Grafiken]
(
https://www.ots.at/redirect/wienenergiegrafiken)
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