25.03.2025, 7936 Zeichen
Wien (OTS) - Führende Mobilitätsexperten fordern im Rahmen eines
Pressegesprächs
in Wien die politisch Verantwortlichen auf EU-Ebene auf, rasch
Planungssicherheit wiederherzustellen und den Schwebezustand zwischen
„vielleicht verboten“ und „vielleicht doch erlaubt“ zu beenden. Für
Jürgen Roth, Präsident der eFuel Alliance Österreich, ist die Zeit
längst reif, neue Motorenkonzepte und innovative Energieträger
zweigleisig voranzutreiben und nicht gegeneinander auszuspielen: „
Wenn man etwas möchte, reicht es nicht, es nicht explizit zu
verbieten. Dazu gehört auch, Quasi-Verbote zu entfernen. Der Standort
Europa leidet, wenn die Europäische Kommission Entscheidungen zwei
Jahre vor sich herschiebt. Beim Klimaschutz muss sie den Standort und
die Resilienz unserer Wirtschaft mitdenken. Das ist gerade jetzt ein
Gebot der Stunde. “
Stephan Schwarzer, Generalsekretär der eFuel Alliance Österreich
erklärt: „ Der motorisierte Individualverkehr bleibt das Sorgenkind
des Klimaschutzes, nachdem sich gezeigt hat, dass Electric-only ein
Irrweg war.“ Wie weit die Wunschvorstellung der Politik von der
Realität entfernt liegt, zeigen die Verkaufszahlen. Der E-Auto-Anteil
im Bestand stieg von Ende 2023 bis Ende 2024 nur um einen
Prozentpunkt von drei auf vier Prozent. Schwarzer: „Auch 2030 werden
90 Prozent der Fahrzeuge einen Verbrennungsmotor haben. Genau da muss
man ansetzen und CO2-neutrale Kraftstoffe für die große Masse an
Bestandsfahrzeugen bereitstellen. “ Ergänzend fügt er hinzu: „ Der
Kunde ist König - und die Politik hat zu liefern, was der Bevölkerung
hilft, CO2-Emissionen abzubauen. “
Studie unterstreicht: Synthetische Fuels liegen bei
Emissionsreduktion vor E-Autos
Eine aktuelle Analyse von Günther Oswald untersucht die CO₂-
Emissionen der meistverkauften Fahrzeuge in Österreich im Jahr 2024.
Die Ergebnisse zeigen: Fährt ein Verbrenner anstatt mit fossilem
Treibstoff mit HVO (hydriertes Pflanzenöl) sinken die Emissionen von
bisher 13 bis 14 kg auf 2,6 bis 2,7 kg CO₂/100 km. Damit weisen diese
innovativen Treibstoffe eine bessere Ökobilanz auf als E-Autos, die
mit dem durchschnittlichen österreichischen Strommix fahren, sofern
man die Mehremissionen aus der Batterieproduktion berücksichtigt.
Generell bringen E-Autos einen größeren CO2-Rucksack aus der
Fahrzeugproduktion mit, der laut Studie mit zusätzlich 4 bis 5 kg CO
₂/100 km veranschlagt wird. In Wintermonaten oder bei Dunkelflaute
steigen die Stromemissionen auf bis zu 7 kg CO₂/100 km. Günther
Oswald: „ Mit eFuels können die Emissionen auf 0,3 bis 3,7 kg CO₂/100
km reduziert werden. “
Technologieoffenheit statt Einheitslösung
Auch Prof. Dr.-Ing. Uwe Dieter Grebe, Vorstand des Instituts für
Antriebe und Fahrzeugtechnik (IFA) an der TU Wien, warnt vor einer
einseitigen Fokussierung auf batterieelektrische Fahrzeuge und
fordert einen technologieoffenen Ansatz. „ Wenn wir uns die
Möglichkeiten anschauen, die verschiedene Antriebssysteme bieten, und
die Voraussetzung zugrunde legen, dass nur erneuerbare Energiequellen
verwendet werden, ist es effektiv, grüne Elektronen direkt auf dem
Weg der Stromübertragung in die Batterien des batterieelektrischen
Fahrzeuges zu bringen. Der effektivste Weg ist das allerdings nur
dann, wenn Regenerative Energie zur gleichen Zeit zur Verfügung
steht, wenn das elektrische Fahrzeug geladen werden soll. Also bei
Sonnenschein oder bei Wind. “ Mit Hilfe von Fischer-Tropsch- oder
Methanisierungs-Prozessen können aus grünen Elektronen synthetische
Kraftstoffe hergestellt werden. Dem Wasserstoff kommt in allen
Umwandlungsprozessen eine zentrale Rolle zu. Er ist durch die
Umwandlung des Stroms mit Hilfe von Elektrolyseuren der erste Weg hin
zur molekularen Speicherung. Wasserstoff kann aber natürlich auch
direkt für den Transport durch das Umsetzen in Verbrennungsmotoren
oder Brennstoffzellen genutzt werden. Grebe: „ Electric-only ist
daher grundsätzlich nicht zielführend. Synthetische Kraftstoffe
könnten wesentlich zu einer raschen CO2-Reduktion beitragen. Jede
Lösung hat dabei ihre Meriten und Schranken, doch alle Lösungen
gemeinsam können das Gesamtziel am besten erreichen. CO₂-neutrale,
erneuerbare flüssige Kraftstoffe - im Fachjargon „grüne Moleküle“ -
sind die logische Ergänzung zu Ökostrom („grüne Elektronen“). Sie
ermöglichen es, grüne Energie dort zur Verfügung zu stellen, wo sie
gebraucht wird - 365 Tage im Jahr. Beide Technologiestränge sind
voranzutreiben. “
Politik muss Weichen zugunsten der E-Fuels stellen
Laut Jürgen Roth muss eine sinnvolle Klima-Mobilitäts-Strategie
drei Kriterien erfüllen:
1.
Die Maßnahmen müssen effektiv sein . Das heißt, dass alle
Optionen ausgeschöpft werden, die einen Beitrag leisten können. Es
gibt keinen Grund, sich auf einen einzigen Pfad oder eine einzige
Technologie zu kaprizieren.
2.
Strategien müssen wirtschaftlich sinnvoll sein : Es steht außer
Frage, dass wir eFuels für Traktoren, Flugzeuge, Schiffe,
Baumaschinen oder Oldtimer benötigen. Bei der Kerosin-Produktion
fallen Diesel und Benzin quasi als Kuppelprodukte an. Warum sollten
wir sie dann nicht auch gleich für PKW, LKW und Busse verwenden? Der
Road-Sektor bringt uns die Schwungmasse für die Kostendegression, die
unsere europäischen Airlines dringend benötigen, damit sie nicht von
der außereuropäischen Konkurrenz ausgebremst werden können. Wenn Wien
- Tokio aufgrund von überbordender EU-Regulatorik zu teuer ist,
werden viele in Zukunft von Wien über Istanbul nach Tokio fliegen
müssen, zum Nachteil des Wiener Flughafens, der AUA und des
Klimaschutzes (weil eine Strecke auf zwei Segmente aufgeteilt wird).
3.
Standortpolitik muss ganzheitlich gedacht werden: Europa deckt
zwei Drittel seines Energiebedarfs durch Importe ab - aktuell vor
allem in Form von Braunkohle, Steinkohle, Erdöl, Erdgas. Den
Erdölanteil können wir durch flüssige klimaneutrale Energieträger
substituieren. Sie stärken die Resilienz unserer Wirtschaft, da sie
die notwendige Diversifikation gewährleisten: Weltweit haben rund 100
Länder gute bzw. sehr gute Voraussetzungen für eFuels-
Produktionsstätten. Für die europäische Verteidigung wird es
notwendig sein, dass bevorratbare flüssige Energieträger für
militärisches Gerät zur Verfügung stehen und Unterbrechungen der
Stromversorgung nicht bedeuten, dass Geräte den Geist aufgeben oder
Fahrzeuge stranden.
Die Forderung an die EU lautet daher : Regulatorische Barrieren,
die einer eFuels-Massenproduktion im Wege stehen, müssen so rasch wie
möglich beseitigt werden. Zwar hat die EU bei den CO2-Grenzwert-
Verordnungen Bewegung signalisiert, aber es geht viel zu langsam.
Technologieoffenheit wird zwar proklamiert, aber in den
Rechtsvorschriften steht etwas anderes. Stephan Schwarzer: „ Zuerst
fordert die EU fast Unmögliches und dann behindert sie die Projekte
zur Umsetzung, das macht einfach keinen Sinn. “
Jürgen Roth: „ Es hakt bei den viel zu detaillierten delegierten
Rechtsakten, dieses Korsett raubt jedem Investor den Atem. Straffen,
durchforsten ist notwendig. Die Europäische Kommission hat Abhilfe
angekündigt, aber erst für das 3. Quartal. Bitte Beeilung, so viel
Zeit haben wir nicht. “
Hausaufgaben für den österreichischen Gesetzgeber
Jürgen Roth ergänzt an die Adresse der österreichischen
Bundesregierung: „ Der Österreichische Gesetzgeber hat auch Hebel in
der Hand, die genutzt werden sollten. Normverbrauchsabgabe und
Sachbezug müssen eFuels genauso fördern wie die Elektromobilität.
Jede eingesparte Tonne CO2 muss gleichviel zählen, dann kommen wir
rascher weiter. Mit der Versicherungssteuer setzt die Bundesregierung
ein Signal für Gleichstellung. Wir müssen die Instrumente ausbauen,
dann sparen wir bei jedem Mal Tanken CO2 in unserer Klimabilanz.
Daher brauchen wir in der Kraftstoffverordnung höhere Quoten für
eFuels. Lieber Investitionen in neue Technologien als Strafzahlungen
wegen Verfehlung der Klimaziele “, schließt Jürgen Roth. „ In der
vergangenen Gesetzgebungsperiode passierte hier zu wenig, man hat
keine eFuel-Strategie erarbeitet, jetzt besteht Nachholbedarf .“
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