06.11.2024, 11384 Zeichen
Johanna Kyrklund, Group Chief Investment Officer bei Schroders zu den Ergebnissen der US-Wahl. „Der Sieg von Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen hat nichts an unserer positiven Einstellung zu globalen Aktien geändert. Dabei favorisieren wir US-Aktien. In seiner vorherigen Amtszeit betrachtete Donald Trump den Dow Jones als wichtigen Gradmesser für seinen Erfolg. Nach wie vor erwarten wir eine weiche Landung der US-Wirtschaft. Die Fiskalpolitik dürfte weiterhin unterstützend wirken. Das Hauptrisiko liegt im Bereich Handel: Schon bald könnte Trump erste Schritte ankündigen. Kurzfristig begünstigt eine protektionistische Haltung im Handel den US-Dollar und stellt ein Risiko für das Wachstum außerhalb der USA dar. Die chinesische Regierung dürfte ihre stimulierenden politischen Maßnahmen fortsetzen, um dies aufzufangen. Europa hingegen könnte Ziel einer aggressiveren Handelspolitik werden und verfügt nicht über die notwendige Geschlossenheit, um dem etwas entgegenzusetzen. Das ist in der Tat besorgniserregend. Wir plädieren weiterhin für Anleiheninvestments aus dem altbewährten Grund: um Erträge zu generieren. Die Möglichkeit, dass eine expansive Finanzpolitik eingeschlagen wird, stellt jedoch die Rolle von Anleihen als Vehikel der Diversifikation weiterhin in Frage. Im Großen und Ganzen sehen wir jedoch nach wie vor ein geringes Risiko für eine harte wirtschaftliche Landung und sind der Ansicht, dass diese Regierung mit ihrer Handels- und Fiskalpolitik das Risiko eines späteren Inflationsanstiegs im Jahr 2025 erhöht. Das schlimmste Ergebnis wäre ein umstrittenes Wahlergebnis gewesen, und dieser Fall ist immerhin nicht eingetreten.“
Matthew Rees, Head of Global Bond Strategies, und Christopher Teschmacher, Fondsmanager – beide bei Legal & General Investment Management: „Unmittelbar nach dem Sieg der Republikaner sind die US-Anleiherenditen und der US-Aktienmarkt gestiegen und der Dollar hat aufgewertet. Denn Anleger preisen nun strengere Einwanderungskontrollen, zusätzliche Zölle und Steuersenkungen ein. Ob die Markterwartungen eintreten, hängt allerdings davon ab, ob die Republikaner auch die Mehrheit im Repräsentantenhaus bekommen werden und ihr Programm tatsächlich vollständig durchsetzen können. Sollten die Republikaner das Repräsentantenhaus tatsächlich gewinnen, ist – neben der Erhebung von Zöllen und neuen Migrationsbestimmungen – mit einer lockeren Fiskalpolitik in Form von Steuersenkungen für Wohlhabende und Unternehmen zu rechnen. Das sollte sich positiv auf die Gewinne der US-Unternehmen auswirken. Diese Maßnahmen könnten aber auch zu höheren Inflationserwartungen führen, die wiederum durch niedrigere Energiekosten abgemildert werden könnten, wenn die Regulierung die Regulierung für fossile Brennstoffe lockern würde.Insgesamt gehen wir davon aus, dass sich ein solches Marktumfeld positiv auf Aktien und den US-Dollar, aber weniger positiv auf US-Staatsanleihen auswirken würde. Der Einfluss auf Unternehmensanleihen wäre begrenzt, da sich höhere Renditen und höhere Erträge bis zu einem gewissen Grad ausgleichen. Hochverzinsliche Unternehmensanleihen würden wahrscheinlich am meisten profitieren, während Anleihen von Unternehmen aus Schwellenländern durch die Zölle und strengere Finanzierungsbedingungen in US-Dollar unter Druck geraten könnten. Abhängig von den geopolitischen Auswirkungen und der Volatilität des Ölpreises könnte es trotzdem in allen Schwellenländern auch Gewinner geben. Mit Blick auf einzelne Branchen könnten der Finanz- und der Energiesektor von einer Lockerung der Regulierung profitieren, während Automobilhersteller unter höheren Handelszöllen leiden würden. Scheitern die Republikaner im Repräsentantenhaus, könnten die Auswirkungen sehr unterschiedlich sein. Donald Trump könnte vermutlich strengere Einwanderungskontrollen und höhere Einfuhrzölle durchbekommen, aber an wachstumsfördernden Maßnahmen wie etwa die Senkungen von Unternehmenssteuern scheitern. Das würde die Anlegerstimmung insgesamt belasten. Auf US-Staatsanleihen würden dann gegensätzliche Einflüsse wirken, da Änderungen bei den Zöllen und der Einwanderung durch die fehlende lockere Fiskalpolitik ausgeglichen würden. Die mittelfristigen Auswirkungen auf die Renditen sind daher wahrscheinlich neutral, was auch weitgehend für den US-Dollar gilt. Aktien und Unternehmensanleihen könnten durch das Ausbleiben von Steuersenkungen und den potenziellen Schub durch die Deregulierung beeinträchtigt werden, wenn die Republikaner nicht die Mehrheit in beiden Häusern des Kongresses gewinnen würden. Die Schwellenländermärkte könnten angesichts möglicher höherer Zölle besonders negativ betroffen sein.“
Jan Viebig, Chief Investment Officer der ODDO BHF SE, zum Ergebnis der US-Präsidentschaftswahlen: "Donald Trump hat die Präsidentschaftswahl in den USA unerwartet klar gewonnen. Auch kann er mit einer Mehrheit der Republikaner im Kongress rechnen. Jetzt geht es für Anleger darum, ungeachtet politischer Präferenzen das Ergebnis kühl zu analysieren und ihre Vermögensanlage an den neuen politischen Mehrheiten in den USA auszurichten. Die amerikanische Wirtschaftspolitik wird damit protektionistischer ausgerichtet sein als unter Trumps Vorgänger Joe Biden. Darunter wird auch die europäische Wirtschaft leiden. Zudem steht Trump wirtschaftspolitisch für Deregulierung und Steuersenkungen. Dies dürfte der US-Wirtschaft Konjunkturimpulse verleihen. Trumps Wirtschaftspolitik wird den Kurs des US-Dollar tendenziell steigen lassen, obwohl der künftige Präsident einen schwächeren Außenwert der US-Währung anstrebt. Trumps Sieg wird an den Finanzmärkten positiv für die wirtschaftliche Entwicklung bewertet, vor allem im Vergleich zur Wirtschaftsentwicklung in Europa und China. Dies zeigen auch die ersten Marktreaktionen vom Mittwoch. Trumps Wirtschaftspolitik begünstigt damit amerikanische Aktien. Die Titel vieler europäischer Unternehmen dagegen werden unter höheren Importzöllen in den USA leiden. Vor allem in der deutschen Automobilindustrie werden die Probleme durch Trumps Wahlsieg noch zunehmen. Gleichwohl sehen wir Kurschancen für Aktien europäischer Qualitätsunternehmen mit einem hohen Umsatzanteil in den USA."
Luke Bartholomew, Deputy Chief Economist bei abrdn: „Nachdem das Ergebnis der Präsidentschaftswahlen relativ früh feststand, wird die vom Markt erwartete Volatilität für die kommenden Tage wohl nicht eintreten. Im Allgemeinen verhalten sich die Finanzmärkte so, wie man es bei einer republikanische Welle erwarten würde. Der Dollar ist stärker, die Treasury-Renditen sind höher, die US-Aktien-Futures sind gestiegen und der Ölpreis ist gesunken. Dies bedeutet, dass sich der Markt auf die reflationären Aspekte von Donald Trumps Politik konzentriert, wobei die Aussicht auf Steuersenkungen (und die Vermeidung von Teilen der Agenda von Kamala Harris) die Risikobereitschaft anheizt. Je nachdem, wie sich im Laufe der Zeit verschiedene Aspekte seiner Agenda entwickeln, könnte sich diese Reaktion aber ändern - insbesondere angesichts der Aussichten auf höhere Zölle und des Umfangs potenzieller fiskalischer Anreize in einer bereits vollbeschäftigten Wirtschaft. Die jüngsten Umfragedaten zeigen, dass die US-Wirtschaft weiterhin robust ist. Der ISM-Index für den Dienstleistungssektor stieg im Oktober auf ein 18-Monats-Hoch von 56, wobei die Zahl der Beschäftigten besonders hoch war. Der ISM-Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor folgt inzwischen recht genau dem PMI-Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor, obwohl sowohl der ISM- als auch der PMI-Einkaufsmanagerindex für den Produktionssektor nach wie vor schwach sind.“
Blair Couper, Investment Director bei abrdn: „Längerfristig wird ein Wahlsieg Donald Trumps wahrscheinlich ein lockereres regulatorisches Umfeld, eskalierende Handelszölle und mögliche Versuche, Teile des Inflation Reduction Act (IRA) aufzuheben, bedeuten. Die Märkte haben die Wahrscheinlichkeit eines Wahlsiegs von Donald Trump bereits eingepreist, aber es sieht so aus, als würden die Republikaner auch den Kongress erobern, was es der Partei erleichtern würde, ihre politische Agenda durchzusetzen. Wir gehen davon aus, dass in diesem Szenario Sektoren unter Druck geraten könnten, die stärker von Zollerhöhungen betroffen sind, sowie Bereiche der IRA, die sich leichter aufheben lassen, was vor allem europäische Automobilhersteller, Elektrofahrzeuge und die Offshore-Windkraft treffen würde. Die Aktienkurse von US-Unternehmen mit Lieferketten in China dürften ebenfalls negativ reagieren, während die heimische Industrie und US-Unternehmen mit kleiner und mittlerer Marktkapitalisierung eine Outperformance erzielen dürften. Mit Präsident Donald Trump an der Spitze sehen sich die USA auch mit erhöhten Inflationsrisiken konfrontiert, so dass zinssensitive Sektoren reagieren werden und der Dollar aufwerten dürfte. Sektoren wie der Finanzsektor (z. B. Banken) könnten sich gut entwickeln, wenn die Zinsen länger hoch bleiben. Während Sektoren wie Immobilien und Wachstumsaktien von einer längeren Duration negativ betroffen sein dürften, wird dies wahrscheinlich durch die positiven Aussichten für die Märkte insgesamt aufgrund seiner Politik ausgeglichen, so dass wir noch nicht wissen, ob diese Sektoren negativ betroffen sein werden oder nicht.“
Aaron Rock, Head of Nominal Rates bei abrdn: „Die Märkte können sich mit einer schnellen Lösung des US-Wahlprozesses trösten. Die Befürchtungen, dass die Stimmenauszählung angefochten werden könnte, scheinen ausgeräumt zu sein, und die Neubewertung der „Trump-Trades“ verlief in geordneten Bahnen. Die nächste Herausforderung besteht darin, die Rhetorik mit der tatsächlichen Politik zu vergleichen. Die erste Amtszeit von Donald Trump hat in dieser Hinsicht ein gemischtes Bild ergeben. Wir erwarten in naher Zukunft Steuersenkungen für Verbraucher und Unternehmen, ein zentrales Element von Donald Trumps populistischer Vision. Die Zölle könnten mit der Zeit erhöht werden, was im Moment eher eine Drohung als eine Realität ist. In jedem Fall scheint eine weitere fiskalische Expansion sehr wahrscheinlich. Dies passt nicht zu Donald Trumps Wunsch, die Zinsen aggressiv zu senken. Wir gehen davon aus, dass die Renditen von US-Staatsanleihen im Vergleich zu anderen Ländern steigen werden, vor allem bei längeren Laufzeiten.“
Jean-Marie Mognetti, CEO des Krypto-Vermögensverwalters CoinShares: „Bitcoin hat ein neues Allzeithoch von 75.000 USD erreicht. Mit dem Schwung, den Trumps Kampagne erzeugt hat und seinem voraussichtlichen Sieg, gibt es eine klare Chance für Bitcoin und die breitere Kryptowährungsbranche, unter der unterstützenden Haltung der Republikaner zu florieren. Die globale Krypto-Adoption scheint nun noch unvermeidlicher. Ein neuer Bullenmarkt steht bevor."
James Butterfill, Head of Research bei CoinShares, analysiert: „Der zentrale Punkt ist die Aussicht auf die Verabschiedung des Bitcoin Acts, insbesondere da erwartet wird, dass die Republikaner die Kontrolle über das Repräsentantenhaus und den Senat übernehmen. Dieses Gesetz schlägt vor, Bitcoin als strategische Reserve zu halten, wobei die US-Regierung möglicherweise fünf Prozent des Bitcoin-Angebots erwirbt. Die Kryptoindustrie war in dieser Wahl eine der größten Lobbygruppen, insbesondere für die Republikaner, sodass die Wahrscheinlichkeit besteht, dass pro-krypto-Regulierungen verabschiedet werden."
Wiener Börse Party #798: Feiner Anstieg der Porr-Aktien, Gutes von Gunter Mayr und Rudi Fußi, weniger Gutes von der EZB
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Aktien auf dem Radar:Porr, Pierer Mobility, UBM, Immofinanz, CA Immo, Addiko Bank, Erste Group, Wienerberger, Bawag, RBI, Wolford, ATX, ATX Prime, ATX TR, Rosgix, AT&S, Kapsch TrafficCom, Linz Textil Holding, Josef Manner & Comp. AG, Marinomed Biotech, RWT AG, voestalpine, Agrana, Amag, EVN, Flughafen Wien, OMV, Palfinger, Österreichische Post, Telekom Austria, Uniqa.
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Die Vienna Insurance Group (VIG) ist mit rund 50 Konzerngesellschaften und mehr als 25.000 Mitarbeitern in 30 Ländern aktiv. Bereits seit 1994 notiert die VIG an der Wiener Börse und zählt heute zu den Top-Unternehmen im Segment “prime market“ und weist eine attraktive Dividendenpolitik auf.
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