04.02.2023,
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Wien (OTS) - Anfang Februar legte die Europäische Kommission ihren
"Green Deal-Industrial Plan for the Net Zero Age" vor, um so die
Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie zu verbessern und den
schnellen Übergang zu der für 2050 angestrebten Klimaneutralität zu
unterstützen.
Mit diesem Vier-Säulen Plan reagiert die Kommission unter anderem
auf den US Inflation Reduction Act (IRA), der - neben den
überschießenden europäischen Energiepreisen - eine immense
Herausforderung für die im internationalen Wettbewerb stehenden
europäischen Unternehmen darstellt. Details bleiben aber der späteren
legislativen Konkretisierung vorbehalten, wie z.B. dem angekündigten
Net-Zero-Industry-Act.
Zwtl.: Vereinfachtes Regulierungsumfeld
Die erste Säule sieht einen Wettbewerbscheck für neue
Gesetzesinitiativen vor, der günstige Bedingungen für Unternehmen,
Beschäftigung und ein hohes Maß an Umweltschutz miteinander verbinden
soll. Durch einen One-Stop-Shop sollen Bewilligungsprozesse deutlich
kürzer und vorhersehbarer sein.
Weiters sollen schnelle Forschung und disruptive Innovation für
neue Technologien leichter ermöglicht werden. Die Stärkung der
Energieversorgung durch eine Reform des Strommarktdesigns sollen
ebenfalls realisiert werden.
Der vorgelegte Plan wird durch den "Critical Raw Materials Act"
ergänzt, um einen ausreichenden Zugang zu kritischen Rohstoffen zu
sichern, die für die Herstellung von Schlüsseltechnologien
unerlässlich sind.
"Wesentlich für den Erhalt der Resilienz der europäischen
Industrie und den Erfolg des grünen und digitalen Wandels ist, dass
der Critical Raw Materials Act alle Rohstoffe umfasst. Neben der
Sicherstellung von ausreichend grüner Energie zu wettbewerbsfähigen
Preisen ist auch die Vereinfachung und Beschleunigung von
Genehmigungsverfahren und die Kohärenz von rechtlichen Regelungen
essenziell, um eine Versorgung der europäischen Gesellschaft mit den
für den Wandel erforderlichen Hightech-Produkten zu gewährleisten",
so Andreas Henckel von Donnersmarck, Obmann des Fachverbands
Bergwerke und Stahl in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ).
Zwtl.: Schnellerer Zugang zu ausreichenden Finanzierungen
In der zweiten Säule spricht sich die Kommission für eine
Aufstockung der EU-Fördermittel sowie für die Errichtung eines
Europäischen Souveränitätsfonds aus.
Weiters strebt die Kommission eine temporäre Flexibilisierung der
Beihilferegeln an, die bis 31. Dezember 2025 gelten soll. Dazu zählen
etwa eine Ausweitung der begünstigten erneuerbaren Technologien oder
Steuervorteile bei Investitionen in klimaneutrale Produktionsstätten.
Damit soll Europa in strategischen Zukunftsfeldern wie
Mikroelektronik oder Net-Zero-Technologies wettbewerbsfähig bleiben
bzw. werden.
Zwtl.: Offener Handel für widerstandsfähige Lieferketten
Eine weitere Säule befasst sich mit den wirtschaftlichen
Beziehungen zu Drittstaaten und konzentriert sich auf die
Diversifizierung und Widerstandsfähigkeit von Wertschöpfungs- und
Lieferketten. Im bilateralen Bereich bedeutet dies in erster Linie
die Ratifizierung der Handelsabkommen mit Chile, Mexiko, Neuseeland,
Australien und dem Mercosur sowie die Aufnahme von Verhandlungen mit
anderen Partnern im Indo-pazifischen Raum.
Mit dem Instrument gegen wettbewerbsverzerrende
Drittlandsubventionen und dem Internationalen Beschaffungsinstrument
stehen nunmehr zwei weitere zentrale Werkzeuge zum Schutz vor
unfairen Handelspraktiken zur Verfügung. "Angesichts der Tatsache,
dass die europäische Wirtschaft bei der Rohstoffversorgung auf eine
diversifizierte und resiliente Liefer- sowie Wertschöpfungskette
angewiesen ist, kommt dem Außenhandel für die Erreichung der
Net-Zero-Industry-Agenda eine sehr hohe Bedeutung zu. Daher sollte
auch im Rahmen der EU-Handelspolitik der Fokus vermehrt auf eine
Absicherung der Rohstoffversorgung gelegt werden. Die Bemühungen der
EU dürfen dabei aber nicht alleine auf die Sicherstellung der
Versorgung mit kritischen Rohstoffen gerichtet sein, sondern auf alle
erforderlichen Rohstoffe in all ihren Ausprägungen (Rohform, Pulver,
verarbeitet etc.) und Vormaterialien für den grünen Übergang.
Gleichzeitig sollten die existierenden 'Trade Defence Instruments'
für die Sicherung der EU-Interessen gezielter, jedoch im Einklang mit
der WTO und der internationalen Wettbewerbsfähigkeit, eingesetzt
werden", so Alfred Hintringer, Obmann des Fachverbands der
NE-Metallindustrie.
Zwtl.: Verbesserung der Qualifikationen
Grüne Industriepolitik benötigt auch eine immer größer werdende
Zahl an Fachkräften, die eine adäquate Ausbildung und einschlägige
Erfahrung vorweisen können. Die Kommission hat für 2023 das
europäische Jahr der Aus- und Weiterbildung ausgerufen. Eine Reihe
von darin integrierten Initiativen soll das Angebot und die Nachfrage
nach Arbeitskräften in grünen und digitalen Industriezweigen besser
aufeinander abstimmen. Weiters soll auch die Anerkennung bestehender
sowie künftig erworbener Berufsqualifikationen leichter und schneller
anerkannt werden.
"Vor dem Hintergrund der demographischen Veränderung in der EU,
legt die europäische Industrie einen hohen Wert auf Bildung sowie
geordnete Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte, um den
Herausforderungen der Energiewende zu begegnen. Die zunehmende
Automatisierung wird zwar in Teilbereichen negative Auswirkungen
verhindern helfen, der Bedarf an gut ausgebildeten Personal wird sich
dadurch aber nicht verringern", so Roman Stiftner, Geschäftsführer
der Fachverbände Bergbau-Stahl und Nicht Eisen-Metallindustrie in der
WKÖ sowie Generalsekretär von EUMICON, der Plattform für mineralische
Rohstoffe und Technologie-Transfer. (PWK036/JHR)
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