05.12.2022,
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Klagenfurt (OTS) - Hohe Energiepreise und fehlende Arbeitskräfte sind
die größten Herausforderungen für 2023. Der europaweit einzigartige
Zollkorridor zwischen Triest und Villach wird als große Chance
gesehen.
Außer Kontrolle geratene Gas- und Strompreise gefährden die
Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Europa, der
Ukraine-Krieg geht in ein neues Jahr und auch die Inflation bleibt
hoch: Gemischte Gefühle für Betriebe und Konsumenten. Doch wie
beurteilen die Unternehmerinnen und Unternehmer in Kärnten konkret
die näheren Zukunftsaussichten? Das war heute zentrales Thema der 17.
Kärntner Investitions- und Konjunkturkonferenz (KIKK), bei der die
Spartenobleute der Kärntner Wirtschaftskammer die Spitzen der
Landesregierung über den aktuellen Status, signifikante Trends und
daraus resultierende Forderungen in ihren Branchen informierten.
Ausblick und Rückblick
Der Ausblick auf das Jahr 2023 ist sehr verhalten. „Es wird im
kommenden Jahr deutliche Risse in der Konjunktur geben, die
Perspektiven zeigen, wo die Reise hingehen wird. Auch wenn die Zeiten
gerade nicht die einfachsten sind: Es gilt, den Blick nach vorne zu
richten, die Wettbewerbsfähigkeit aufrecht zu erhalten und Kärntens
Unternehmer bestens zu unterstützen“, betonte
Wirtschaftskammerpräsident Jürgen Mandl. So sei bereits die
Exportförderung für weitere drei Jahre fixiert worden, denn der
Wohlstand Kärntens sei auch auf die kontinuierlichen Überschüsse
zurückzuführen, die der Export in der Vergangenheit erwirtschaftet
habe. Ein entscheidender Sprung für das Land sei die Unterfertigung
des Europaweit einzigartigen Zollkorridor zwischen dem Hafen in
Triest und dem Logistik Center Austria Süd (LCAS) in Villach/Fürnitz,
hob Mandl hervor: „Der gesamte Wirtschaftsstandort Österreich wird
dadurch gestärkt.“ Große Sorgen bereitet den Unternehmen die
Mitarbeitersuche, was inzwischen in vielen Branchen mit sichtbaren
Leistungsreduktionen verbunden sei. Deutlich bemerkbar machen sich
für Mandl auch die demografischen Themen: „Wir müssen, um die
Kernkräfte zu erhalten, auf die Ausbildung der Mitarbeiter setzen. Es
muss aber auch Entlastungen für Überstunden und steuerliche Anreize
für jene geben, die in der Pension weiterarbeiten möchten. Die
Bürokratie muss vereinfacht werden.“
Das sagt die Landespolitik
Für die Kärntner Landespolitik ist die KIKK eine wertvolle
Orientierung. Kärntens Landeshautmann Peter Kaiser lobte das
Veranstaltungsformat, bei dem — neben der Präsentation des
Wirtschaftsbarometers — auch die Spartenobleute der Wirtschaftskammer
in knapp zwei Stunden die Spitzen der Landesregierung über die
aktuelle Situation in ihren jeweiligen Branchen informieren. „Für
unsere politische Arbeit sind die Ergebnisse des KIKK sehr wichtig“,
fasste Kaiser die Ergebnisse zusammen. Es gelte, an den kleinen
Schrauben zu drehen, die dann ein gemeinsames großes Ganzes ergeben
würden. Zum Fachkräftemangel erklärte Kaiser, der Zugang zur
Rot-Weiß-Rot-Karte müsse erleichtert werden. „Wir haben ein großes
Migrationspotential.“ Auch Kaiser sieht den ersten europäischen
Zollkorridor als große Chance für den Wirtschaftsstandort Süd. Auch
wenn die derzeitige wirtschaftliche Situation nicht gerade einfach
sei, spüre er einen grundsätzlichen Optimismus.
Für Wirtschafts- und Tourismuslandesrat Sebastian Schuschnig bilden
die Erkenntnisse aus dem KIKK ebenfalls eine wertvolle
Arbeitsgrundlage: „Der Austausch mit allen Sparten ist sehr wichtig,
man bekommt nicht nur ein Stimmungsbild im Rückspiegel, sondern es
wird ein zukünftiges Szenario skizziert.“ Auch Schuschnig sieht den
Mitarbeitermangel als große Herausforderung. Wobei er anmerkte, dass
weniger die Mitarbeiter, sondern mehr die Arbeitsstunden fehlen
würden: „Man muss künftig Anreize bieten, um Vollzeit zu arbeiten.
Wer Überstunden macht, soll nicht belastet werden.“ Zur Energiekrise
meinte Schuschnig: „Wir haben ein großes Potential zur
Eigenversorgung und stehen im großen internationalen wie nationalen
Wettbewerb. Die Investitionsbereitschaft hinsichtlich erneuerbarer
Energie ist hoch. Es braucht keine Förderung, sondern eine
Genehmigung“, hofft er auf eine baldige Beschleunigung von
Behördenverfahren.
Ergebnisse im Detail
Es hat bereits Tradition, dass die Investitions- und
Konjunktureinschätzung der Kärntner Unternehmer und Unternehmerinnen
im Rahmen einer Umfrage zweimal jährlich abgefragt werden. Die
Ergebnisse liefern jedes Jahr eine treffsichere Prognose für die
nächsten Monate des Folgejahres. Im Erhebungszeitraum zwischen Mitte
Oktober und Anfang November 2022 nahmen insgesamt 570 Kärntner
Betriebe bzw. österreichweit an die 5.400 Betriebe, die mittels
Zufallsstichprobe ausgewählt wurden, an einer Umfrage teil. Im Fokus
standen dabei die Indikatoren Gesamtumsätze, Auftragslage und
Investitionen. Höhen und Tiefen zeichneten die Konjunktur der
vergangenen beiden Jahre aus. Der Sommer 2021 war wirtschaftlich auf
einem sehr hohen Niveau, danach folgte pandemiebedingt eine
Eintrübung. Daraus entwickelten sich Anfang 2022 erste Anzeichen
eines Konjunkturabschwunges. Diese konjunkturelle Abwärtsbewegung
zeigt im Privatkonsum erst gegen Ende 2022 seine Auswirkung. Die
unternehmerischen Zahlen sind hier schon über das Jahr 2022 in einer
Abwärtsbewegung.
Auf die Frage, ob die Unternehmen von der Wirtschaftskrise betroffen
sind, geben 60 % an, sehr stark bzw. stark betroffen zu sein. Vor
allem die massiv steigenden Energiepreise und Rohstoffpreise sowie
die Lieferkettenprobleme dämpfen die Stimmung. „Aber auch der
Arbeits- und Fachkräftemangel sowie die Arbeitskosten im Allgemeinen
werden für die nächsten zwölf Monate als größte Herausforderung
gesehen. Sie treffen die Betriebe sämtlicher Branchen und
Größenklassen“, analysiert Herwig Draxler, Leiter der Abteilung
Wirtschaftspolitik der WKK, im Pressegespräch nach der KIKK.
Die Investitionsbereitschaft war bereits verhalten und ist weiter
gesunken. Zwei Drittel der Unternehmen gaben in der Umfrage an,
investieren zu wollen, vor allem im ökologischen und nachhaltigen
Bereich. Die Exporterwartungen sind überraschend positiv: 82 % der
exportierenden Betriebe rechnen mit steigenden bzw. gleichbleibenden
Exportumsätzen (Juni 2022: 62 %). Nur noch 18 % der Unternehmen
rechnen mit einem Einbruch bei den Exportzuwächsen, im Juni waren es
noch 39 %.
Auftragserwartungen sind branchenunterschiedlich
Die Auftragserwartungen sind von Branche zu Branche unterschiedlich –
je energieintensiver, desto größer ist der erwartete
Auftragsrückgang. Konsumnahe Dienstleistungen erwarten geringere
Einbußen, bei Handelsunternehmen sieht es anders aus: Sie rechnen
aufgrund der Preissteigerungen mit einem Nachfragerückgang. Trotz
Teuerung ist der private Konsum derzeit noch kaum eingebremst und
somit ein wesentlicher Wachstumstreiber.
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