30.05.2023,
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Wien (OTS) - Rückschau Pressegespräch „Können wir uns Bezahlen noch
leisten?“
Beim heutigen Pressegespräch präsentierte Mag. Karin Graf,
marketmind, die Eckpunkte einer Studie zur Motivlage Bargeld 2023.
Einer angeregten Diskussion stellten sich im Anschluss auch Dr.
Matthias Schroth, LL.M., Direktor der Hauptabteilung Bargeld,
Beteiligungen und Interne Dienste der Oesterreichischen Nationalbank,
und Mag. Gerhard Starsich, Generaldirektor der Münze Österreich AG.
Dr. Matthias Schroth, LL.M., Oesterreichische Nationalbank:
"Bargeld ist die einzige Bezahlform, bei der es rein nur um das
Bezahlen an sich geht. Alle anderen Formen sind Geschäftsmodelle.
Daher fallen dort naturgemäß Gebühren an, man muss sich Allgemeinen
Geschäftsbedingungen eines Dritten unterwerfen und es stellt sich
dabei natürlich auch die Frage der Datensicherheit. Bei bestimmten
Bezahlformen, wie zB bei der Kreditkarte, verbinden sich somit die
Kosten für den bloßen Bezahlvorgang mit anderen Kosten des
Geschäftsmodells, wie Versicherungspakete, Lounge-Zugang am Flughafen
und vieles mehr. So angenehm diese Aspekte auf den ersten Blick sein
mögen, so erhöhen sie die Kosten beim Bezahlvorgang beträchtlich.
Diese Kosten müssen dann teilweise von allen getragen werden; auch
von jenen, die zB aufgrund eines zu geringen Einkommens gar keine
Kreditkarte bekommen bzw auch wollen.“
Mag. Gerhard Starsich, Generaldirektor der Münze Österreich AG:
„In einer idealen Welt existieren viele Instrumente nebeneinander und
der mündige Bürger weiß damit umzugehen, ohne sich zu verschulden.
Anbieter gehen sorgsam mit den Daten der Konsumenten um und jeder
darf situativ frei das aktuell für ihn beste Angebot wählen. Ich
frage Sie aber: Leben wir in einer idealen Welt? 21,8 % der
Klient*innen der Schuldenberatung sind 30 Jahre oder jünger (Quelle:
Schuldenreport 2023, Datenmaterial aus 2022), Tendenz steigend. 41 %
der Kinder bekommen kein Taschengeld und haben damit nicht die
Chance, mit ihrem eigenen Geld haushalten zu lernen."
Matthias Schroth beleuchtet weiter auch den rechtlichen Status von
Bargeld: „Bargeld ist aus europarechtlicher wie auch nationaler Sicht
zwar das einzige gesetzliche Zahlungsmittel; eine klare, allgemein
anerkannte und jederzeit durchsetzbare Annahmeverpflichtung besteht
jedoch nicht, weshalb gesetzliche Klarstellungen wünschenswert sind,
um den Bürgerinnen und Bürgern – freilich mit entsprechenden
Ausnahmen zB aus Sicherheitsgründen und im online-Bereich – eine
jederzeitige Bezahlung mit Bargeld garantieren zu können.
Generaldirektor Starsich machte auf die gemeinsamen Interessen von
Konsumenten und Wirtschaft aufmerksam: „Auch im Sinne der
österreichischen Wirtschaft ist die Aufrechterhaltung einer gut
ausgestatteten Bargeldinfrastruktur wesentlich. 2/3 der Konsumenten
wissen, dass digitale Bezahlmethoden Geld kosten und die Interessen
der Betreiber klein- und mittelständischer Unternehmen decken sich an
diesem Punkt: Beide können oder wollen sich keine zusätzlichen
Kostentreiber leisten."
Zwtl.: Zur Studie:
Studiendesign:
repräsentative Befragung für Österreich (nach Alter 14-75 Jahre,
Geschlecht, Bildung und Bundesland), Stichprobe = 800
Online-Interviews, Befragung im Februar/März 2023
Insights:
Finanzielle Lebensumstände der Österreicher:innen: 56 % sind
zumindest finanziell stabil, 30 % befinden sich in finanziell
schwierigen Lebensumständen (8 % davon kommen nur schwer über die
Runden).
Je komfortabler die finanzielle Situation, desto flexibler sind
die Österreicher:innen bei der Wahl des Zahlungsmittels.
44 % zahlen lieber bar, um Gebühren zu vermeiden. Kontaktloses
Bezahlen mittels Karte ist für Personen in finanziell schwieriger
Situation oft nicht leistbar. Personen in (sehr) gut situierter Lage
nutzen seltener Bargeld als Personen in finanziell eher angespannten
Lebensumständen. Niedrigverdiener (geringe Bildung, rural, geringes
Sparvolumen) können nicht <a>[ME1]</a> gut mit Geld umgehen und sind
häufiger auf Bargeld angewiesen (günstigeres Zahlungsmittel).
Beschränkte Mittel zwingen zur maximalen Kontrolle der Ausgaben.
Bargeld erleichtert die Budgetkontrolle. 2/3 kaufen mit Bargeld
bewusster ein und Bargeld hilft ihnen ein besseres Gefühl für Geld zu
bekommen.
Die Sorge, sich zu verschulden, begünstigt die Bargeldnutzung.
Pragmatiker zahlen sowohl mit Bargeld als auch bargeldlos (was von
beiden gerade praktischer ist und schneller geht). Sie möchten sich
nicht verschulden und ihnen ist Bargeld in Zukunft sehr wichtig (und
sie sind zuversichtlich, dass es Bargeld auch in Zukunft geben wird).
Kinder und Jugendliche lernen mit Bargeld den Umgang mit Geld.
3/4 der Österreicher:innen sind der Meinung, dass Kinder den Umgang
mit Bargeld besser lernen. 1/4 der Eltern spricht mit ihren Kindern
nicht über Geld, Schulen tragen nur wenig dazu bei, dass
Schüler:innen den Umgang mit Geld erlernen und 41 % bekommen kein
Taschengeld von den Eltern.
Die Angst, beim Bezahlen Daten preiszugeben, stellt ein zentrales
Motiv zur Bargeldnutzung dar.
Durch die Bargeld-Bezahlung können sensible Daten geschützt werden.
Knapp die Hälfte gibt nur ungern personenbezogene Daten bekannt und
zahlt daher lieber mit Bargeld. Für die Bargeldverfechter ist das
Motiv der Privatsphäre besonders relevant.
Bargeldlose Zahlung als Schuldenfalle. Wer sich um Verschuldung
Sorgen macht, nützt lieber Bargeld.
Lebenskünstler:innen zahlen lieber bargeldlos und tragen kaum
Bargeld bei sich. Diese konsumorientierte Gruppe (jung und urban, mit
noch geringem Einkommen) hat wenig Überblick über die eigenen
Finanzen und ist durch die Nutzung von Ratenzahlung sowie
bargeldlosen Zahlungsmitteln schuldenanfällig, macht sich darüber
aber keine großen Gedanken.
Gutsituierte fühlen sich von Gebühren und Anonymitätsaspekten kaum
betroffen.
Die digitalen Gutverdiener zahlen lieber bargeldlos. First Mover
sind besonders digitalaffin (gut gebildet, eher männlich, gutes
Einkommen, Interesse an Finanzthemen) und könnten auch gut auf
Bargeld verzichten.
Bargeld stützt die heimische Wirtschaft.
Dass Bargeld die Wirtschaft stützt, ist den Österreicher:innen
durchaus bewusst. 2/3 geben an, dass die Kosten durch die bargeldlose
Zahlung zu Lasten der Anbieter gehen.
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