11.11.2024, 4834 Zeichen
Wien (OTS) - Das Institut für Facharbeit der Kammer der
Steuerberater:innen und
Wirtschaftsprüfer:innen (KSW) fordert in einem detaillierten
MaÃnahmenpapier die grundlegende Neuaufstellung des österreichischen
Steuersystems. âDie neue Bundesregierung und das Parlament sind
dringend gefordert. Wir brauchen so schnell wie möglich eine massive
Reduktion der Steuerlast und eine Vereinfachung des Steuersystemsâ,
so Verena Trenkwalder, die Vorsitzende des Fachsenats für Steuer- und
Sozialrecht im Institut.
âEs geht vor allem um die Entlastung der Arbeitseinkommen, damit
die Menschen wieder Vertrauen in die Zukunft haben und konsumieren.
Ãsterreich steckt im dritten Rezessionsjahr in Folge, die Insolvenzen
steigen, Leitbetriebe wandern ab und damit gerät auch der
Arbeitsmarkt unter Druck. Auch wenn das Budget konsolidiert werden
muss - der Weg darf nicht über neue oder höhere Steuern führen. Die
Politik muss jetzt energisch und verantwortungsvoll handeln, aber
nicht nach Parteiinteressen entlang ideologischer Dogmen, sondern
sachorientiert und kompetent.â
Die KSW vertritt die Interessen von mehr als 6.400
Steuerberater:innen und 2.000 Wirtschaftsprüfer:innen. Deren
Expertise und Erfahrungen sind in das MaÃnahmenpapier zu einer
zukunftsgerichteten Steuerreform eingeflossen.
â Globale Entwicklungen setzen den Wirtschaftsstandort Ãsterreich
massiv unter Druck, dazu kommen hausgemachte Stressfaktoren: So
weisen die OECD-Länder im Durchschnitt eine Abgabenquote von rund 34
% des Bruttoinlandprodukts auf, in Ãsterreich liegt der Wert aber bei
43,1 %. Bei den Arbeitseinkommen klafft zwischen den Kosten der
Arbeitgeber und dem Nettoverdienst der Arbeitnehmer:innen eine Lücke
von 47,2 %, damit gehört Ãsterreich laut einer OECD-Studie aus 2023
zu den Schlusslichtern. Auch bei der Wettbewerbsfähigkeit sind wir
laut dem IMD World Competitiveness Yearbook von Rang 16 im Jahr 2020
auf Rang 26 heuer abgestürztâ, erläutert Trenkwalder.
Als zentrale Schwachstellen im österreichischen Steuersystem
werden eine zu hohe Gesamtsteuerbelastung sowie zu hohe
Personensteuern und Sozialversicherungsbeiträge kritisiert. AuÃerdem
ist es zu komplex und verursacht damit unnötige Bürokratie. Die KSW
formuliert in ihrem MaÃnahmenpapier konkrete Vorschläge für Reformen
und deren gesetzliche Umsetzung.
Eine weitere Forderung formuliert KSW-Präsident Herbert Houf:
âWenn wir den Wirtschaftsstandort Europa wieder stärken und trotzdem
den âgreen dealâ schaffen wollen, werden die Unternehmen Eigenkapital
benötigen, das auch von Privaten kommt. In der Eurozone liegen über 8
Billionen Euro auf Sparkonten. Dieses Vermögen müssen wir als
Chancenkapital mobilisieren, um innovative und ökologische
Investitionen zu finanzieren. Warum auch immer, aber steuerliche
Vorteile wirken dafür unserer Erfahrung nach als stärkster Anreiz.â
Dazu hat die KSW bereits konkrete MaÃnahmen vorgeschlagen. âSeit
langem reden wir über die fiktive Eigenkapitalverzinsung, die eine
steuerliche Gleichstellung von Eigenkapital mit Fremdkapital bewirkt.
Wenn Ausschüttungen oder Dividenden als Eigenkapital in die
Unternehmen zurückflieÃen, sollte die bezahlte Kapitalertragsteuer
rückerstattet werden. Kapitalgewinne könnte man (teilweise)
steuerfrei stellen, wenn damit die richtigen Projekte finanziert
werden. Und allenfalls erlittene Verluste müssen uneingeschränkt
abzugsfähig seinâ, formuliert Präsident Houf einige der Ideen.
Die zentralen Forderungen an die neue Regierung im Ãberblick:
- Besteuerung an der Quelle basierend auf einer einheitlichen
Bemessungsgrundlage sowie einem einheitlichen Steuersatz
- Wirtschaftliche Entscheidungen von Unternehmen so wenig wie möglich
beeinflussen
- Keine Einführung neuer Steuern: besonders Vermögenssteuern könnten
die Kapitalbildung bremsen
- Entlastung der Arbeitseinkommen: mehr Nettoeinkommen bedeutet mehr
Wohlstand und in weiterer Folge mehr Konsum
- Steuerentlastung von Arbeitskosten
- Weniger Bürokratie
- Stärkung des Eigenkapitals in der Unternehmensfinanzierung: Die
Mobilisierung privaten Vermögens als Eigenkapital für innovative
Unternehmen kann zu Finanzierung des âgreen dealsâ beitragen
- International konkurrenzfähiges Abgabenrecht
- Umfangreiche Reform des Finanzstrafrechts
âIn den nächsten Jahren entscheidet sich möglicherweise die
wirtschaftliche Zukunft Ãsterreichs für Jahrzehnte. Auch im
Pensionssystem tickt, wie wir wissen, eine Bombeâ, so Houf und
Trenkwalder unisono. âWenn wir unseren Wohlstand und sozialen Frieden
nicht gefährden wollen, brauchen wir eine mutige, strukturell neue
Budget- und Steuerpolitik. Wir hoffen, das wird von der künftigen
Regierung ernst genommen.â
Hier finden Sie das Steuer-Reformpapier der KSW in der Kurz- und
Langversion:
https://ksw.or.at/wir-ueber-uns/positionen-der-k...
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