03.10.2023,
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Wien (OTS) - Was Österreich in punkto Tierwohl leistet, zeigt die
Landwirtschaftskammer Österreich anlässlich des morgigen
Welttierschutztages auf. In vielen Bereichen geht es unseren
Nutztieren besser als im EU-Schnitt. Die höheren nationalen Standards
bedeuten allerdings oft einen erheblichen Wettbewerbsnachteil auf den
europäischen und internationalen Märkten. Und bei speziellen
Tierwohl-Produkten mit noch strengeren Auflagen hinkt die Nachfrage
im Lebensmitteleinzelhandel dem Angebot oft noch deutlich hinterher.
Es braucht daher eine marktorientierte Weiterentwicklung der
Tierhaltung mit besseren Erzeugerpreisen und einen Ausbau der
Herkunftskennzeichnung auf Verarbeitungsprodukte und Gastronomie,
betont LK Österreich-Präsident Josef Moosbrugger.
Vorreiterrolle Österreichs - Positiv für Tiergesundheit und
Produktqualität
"Österreich nimmt beim Thema Tierwohl EU-weit in vielerlei
Hinsicht eine Vorreiterrolle ein. Einerseits übertreffen die
nationalen gesetzlichen Regelungen die europäischen bzw.
internationalen in vielen Bereichen deutlich. Andererseits gibt es
auch zahlreiche, darüber hinausreichende Tierwohlprogramme. Mit 27,7%
der Flächen haben wir außerdem den höchsten Bioanteil aller
EU-Mitgliedsstaaten", betont Moosbrugger. "Für die meisten heimischen
Bäuerinnen und Bauern ist Tierwohl aber mehr als irgendein
Zahlenwerk, es ist ihnen ein Herzensanliegen. Mehr Platz, mehr Licht
und mehr Auslauf wirken sich positiv auf die Gesundheit der Tiere und
die Qualität der Produkte aus", erklärt der LKÖ-Präsident.
Das Paradebeispiel ist die heimische Putenhaltung. Österreich hat
hier europaweit den höchsten Standard mit der geringsten
Besatzdichte. Während hierzulande nur zwei Puten pro m² erlaubt sind,
dürfen beispielsweise in Polen drei gehalten werden. EU-weit gibt es
gar keine maximale Besatzdichte, was – abgesehen vom Tierwohl –
vollkommen unterschiedliche Kostenstrukturen ergibt. Gefüttert werden
die österreichischen Puten außerdem nur mit GVO- und
entwaldungsfreiem Soja, bevorzugt aus dem Donau-Raum. Ein
Pioniersektor ist auch die Legehennenhaltung. Österreich war 2009 das
erste Land, das die traditionelle Käfighaltung in der Eierproduktion
verboten hat, seit 2020 auch ausgestaltete Käfige. Außerdem steht der
gesamte Geflügelsektor für höchste Transparenz und eine umfassende
tiermedizinische Betreuung.
Aber auch in der Schweinehaltung geht Österreich neue Wege. Mit
dem "Masterplan Schwein", das mehrere Tierwohlmodule umfasst,
verfolgt die Schweinebranche trotz großer Herausforderungen das Ziel,
in den nächsten sieben Jahren 1 Mio. Tierwohlschweine anzubieten.
Damit hat Österreich die Weichen für eine zukunftsfitte
Schweinefleisch-Produktion gestellt.
Höhere Investitions-, Betriebsmittel- und Arbeitskosten
"Österreichs Bäuerinnen und Bauern sind daran interessiert, ihren
Tieren bestmögliche Haltungsbedingungen zu bieten. Allerdings müssen
die deutlich höheren Investitions-, Betriebsmittel- und Arbeitskosten
abgegolten werden. Unsere Bauernfamilien brauchen ein Einkommen zum
Auskommen", gibt Moosbrugger zur bedenken. "Für Mastschweine
beispielsweise müssen Betriebe um 26% höhere Kosten kalkulieren, wenn
sie – wie in einem Masterplan Schwein-Modul vorgesehen – den Tieren
100% mehr Platz, Einstreu, einen Auslauf, GVO-freies Futter etc. zur
Verfügung stellen wollen. Es darf auch nicht vergessen werden, dass
die Umrüstung auf einen Tierwohlstall eine erhebliche Investition
darstellt, die über viele Jahre abbezahlt werden muss."
42% aller tierhaltenden Betriebe nehmen an ÖPUL-Tierwohl-Maßnahmen
teil
Durch Mittel im Österreichischen Agrarumweltprogramm (ÖPUL) kann
ein Teil der Mehrkosten abgedeckt werden. Aktuell fließen über 68
Mio. Euro in Tierwohl-Maßnahmen wie "Tierschutz Weide" oder
"Tierschutz Stallhaltung", Tendenz steigend. Im Vergleich zur
vorangegangen Periode 2015 bis 2022 hat sich die Fördersumme um 60%
erhöht und macht rund 12% des gesamten ÖPUL-Förderbudgets aus.
Aktuell nehmen 34.700 Betriebe von insgesamt 82.000 tierhaltenden
Betrieben an einer oder beiden Maßnahmen teil. Das entspricht über
42%.
Absatzfördernde Maßnahmen und Herkunftskennzeichnung wichtig
"Fördergelder allein reichen jedoch nicht aus, um die Mehrkosten
zu decken. Es muss auch der Markt mitspielen. Schon die höheren
nationalen Tierhaltungsstandards stellen auf den europäischen und
internationalen Märkten oft einen Wettbewerbsnachteil dar. Auch der
Absatz von Tierwohlprodukten gestaltet sich – trotz anderes lautender
Umfragen – schwierig. Teilweise muss Tierwohlfleisch über
Rabattaktionen verkauft oder sogar weggeworfen werden. Wer mehr
Tierwohl fordert, muss aber auch bereit sein, dafür zu bezahlen. Es
ist pure Scheinheiligkeit, von den Bäuerinnen und Bauern Tierwohl zu
verlangen und dann selbst zu Billigware zu greifen", betont
Moosbrugger, der auch absatzfördernde Maßnahmen und verlässliche
Partnerschaften fordert.
Schließlich entscheiden die Konsumentinnen und Konsumenten mit
jeder Kaufentscheidung, in welche Richtung die Produktion für die
Zukunft gelenkt wird. Bei Schweinefleisch beispielsweise liegt der
Marktanteil von Bio- und Tierwohlfleisch derzeit bei insgesamt 6%,
bei Rindfleisch sind es im Biobereich rund 9% und inklusive
Tierwohlprogrammen knappe 20%.
"Hinter der Herkunft stehen immer auch bestimmte
Haltungsbedingungen. Mit der verpflichtenden Herkunftskennzeichnung
von Fleisch, Milch und Eiern in der Gemeinschaftsverpflegung ist ein
erster wichtiger Schritt gelungen. Weitere Bereiche mit einfachen,
praktikablen Systemen müssen folgen", unterstreicht der LKÖ-Präsident
und weiter: "Schon 40 Cent mehr für ein heimisches Putenschnitzel im
Wirtshaus würden reichen und jeder hätte Tierwohl am Teller."
(Schluss) kra
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