22.05.2012,
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Besorgniserregende Zahlen über die Höhe der Jugendarbeitslosigkeit werden dieser Tage medial verbreitet. Tatsächlich lässt sich daran nichts Positives finden, wenn im Durchschnitt der EU 22,6% der unter 25-Jährigen keine Arbeit finden. Allerdings lohnt sich wie bei allen Statistiken der Blick auf die Details. Und hier lässt sich, wie bei so vielen anderen Kennzahlen der EU, ein sehr differenziertes Bild erkennen.
In einer mittelfristigen Betrachtung (seit 2002) lässt sich nämlich feststellen, dass die Erhöhung der Jugendarbeitslosigkeit kein genereller Trend ist. In immerhin 7 EU-Mitgliedstaaten ist diese seit 2002 gefallen, nämlich in Deutschland, Finnland, Malta, Slowenien, Polen, Bulgarien und der Slowakei. Vor allem in den neuen Mitgliedsstaaten ist zwar das Niveau deutlich über jenem der "alten" EU-Mitglieder und seit 2007 hat sich der Trend zur Reduktion der Jugendarbeitslosigkeit gedreht, aber insgesamt stehen diese Länder heute wesentlich besser da, also noch vor 10 Jahren. Arbeitsmarktreformen und eine relativ starke Wirtschaftsentswicklung haben hierzu ihren Beitrag geliefert. Jugendarbeitslosigkeit ist somit kein Schicksal, dem die Staaten hilflos ausgeliefert sind, sondern das aktiv bekämpft werden kann, selbst während einer Wirtschaftskrise. Denn auch im Vergleich zu 2007 gibt es immerhin noch 5 Mitgliedsstaaten, die 2011 eine niedrigere Arbeitslosenquote aufweisen konnten: Österreich, Deutschland, Malta, Luxemburg und Belgien.
Woran liegen nun diese unterschiedlichen Trends? Das abschließend zu beantworten würde den Rahmen dieses Kommentars sprengen. Allerdings kann ich sagen woran es nicht liegt: an den Ausgaben des staatlichen Bildungssystems. Denn entgegen den üblichen Statements der Politiker, die staatlichen Ausgaben für Bildung zu erhöhen, aber auf keinen Fall zu verringern, lässt sich aus den Daten kein wirklicher Zusammenhang zwischen der Höhe der Bildungsausgaben und dem Niveau der Jugendarbeitslosigkeit erkennen. Der politischen Argumentationslogik folgend, müssten Länder mit hohen Bildungsausgaben, niedrige Arbeitslosigkeitsraten haben, der Realitätscheck bestätigt diese These keinesfalls.
Die TOP 5 Nationen der EU mit den höchsten Ausgaben für Bildung (in Relation zum BIP) waren 2011 Dänemark, Zypern, Schweden, Belgien und Finnland. Im Ranking der niedrigsten Jugendarbeitslosigkeit liegen diese Länder auf den Plätzen 5, 13, 15, 9 und 10, erreicht also nur Dänemark auch hier eine Top-Position, allerdings mit einer Quote von 15,6% deutlich hinter den absoluten Spitzenreitern Niederlande (7,6%), Österreich (8,3%) und Deutschland (8,6%). Diese drei Länder liegen wiederrum im Vergleich der Bildungsausgaben mit den Positionen 12., 13. und 24. (!) im Mittelfeld bzw. wie Deutschland sogar unter den Schlusslichtern der EU. Spanien hatte vor der Krise ungefähr das gleiche Niveau der Bildungsausgaben wie Deutschland, und dennoch ist die Jugendarbeitslosigkeit rund 5,4-mal höher als in Deutschland.
Da fällt einem der Spruch "Nicht für die Schule, für das Leben lernen wir" ein. Offenbar lernt die europäische Jugend an den (überwiegend) staatlichen Schulen Europas doch nicht so gut für das Leben außerhalb des Schulhofs. Das ist kein Plädoyer gegen Bildung, aber sehr wohl die Frage nach der "richtigen" Bildung, nämlich was und in welcher Qualität gelehrt wird. Wissen ist DER "Rohstoff" Europas, aber offenbar stellt auch in dieser Hinsicht der Staat kein ausreichendes Angebot zur Verfügung, und das obwohl die Bildungsausgaben in Europa seit 2002 stärker als das BIP gestiegen sind.
Auch hier nur eine Andeutung des Problems mit einem Blick auf die heimischen Studierenden. Seit dem Wintersemester 1971/72 ist die Anzahl der Studierenden an den österreichischen Universiäten um 474% gestiegen. So weit so gut. Überdurchschnittliche Zuwächse gab es bei Juristen (774%) und den Geisteswissenschaften (668%), was zur Folge hatte, dass 2010/11 über 40% der Studierenden in diesen beiden Fachrichtungen zu finden waren, 1971 waren es erst 28% gewesen. Umgekehrt ist der Anteil von Technikern und Motanwissenschaftlern von knapp 20% auf rund 15% gesunken. Nichts gegen qualifizierte Juristen und geisteswissenschaftlich Gebildete: Aber die Zukunft Österreichs bzw. Europas wird damit im internationalen Wettbewerb nicht zu gewinnen sein.
Vielleicht muss man im Bildungssystem auch über Geld reden. Primär muss man aber über das Angebot reden: Die angebotenen Fächer und die Qualität. Es ist ja geradezu skandalös, dass im Lehrplan der AHS (oder auch der NMS) kein entsprechendes Angebot an ökonomischer oder technischer Bildung zu finden ist, außer wenn es vielleicht um antikapitalistische und fortschrittsfeindliche Indoktrinierung geht. Daher gilt hier, wie in fast allen Lebensbereichen: Auf den Staat als Monopolisten (der Bildung) sollten wir uns nicht verlassen, wenn wir qualifziertes Angebot erwarten wollen.
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