13.01.2016, 3855 Zeichen
Die letzten Tage an den Kapitalmärkten waren schon von einer ganz besonderen Chemie geprägt. Die Bären haben die Bullen in deren Urlaub eiskalt ausgekontert und singen so laut es geht das Lied der Krisen.
So schnell kann man gar nicht schauen sind plötzlich alle möglichen Argumente und Doom-Szenarien parat. Von Rohstoffimplosion bis zu Grexit, von China-Fake bis hin zu Firesale Verkäufen von Zentralbanken. Hauptsache extrem, Hauptsache emotional. Schon einigermaßen verwirrend wie sehr ein missglücktes Limit-Ruling bei Chinas Großanlegern die halbe Welt in eine Argumentationsspirale dreht, an der selbst den härtesten Masochisten das Grinsen vergeht. Eigentlich punkto „Überraschung“ entlarvend, weil es sich hier ja um kein geheimes Know How handelte, die Limit-Beschränkung samt deren Startzeitpunkt war seit einem halben Jahr wohl bekannt. Warum die ganzen superschlauen Kommentatoren (trotz deren Vorauswissen) erst mit deren „Wahrheit“ rausrückten als das Kind im Brunnen lag, ist wieder Beweis genug wie oberflächlich manchmal die Märkte ticken. Und alle blasen wie so oft sofort ins selbe Horn.
Nicht wie man meinen könnte in jenes der einzelnen Aufarbeitung der treibenden Themen, nein man ist gleich der Entwicklung voraus und bildet die kommenden Krisen gleich mit Wahrscheinlichkeiten ab. Der Kreativität scheint dabei keine Grenze gesetzt worden zu sein. Manche titulieren dabei vorsichtigerweise ohnehin bereits mit „Black Swan“. Aber müssen es wie gesehen gleich 10 (zehn!) schwarze Schwäne sein die uns auf einmal bedrohen? Der Minderwertigkeitskomplex der weißen Schwäne wäre gleich der 11. Schwarze. Und wieso ist es immer noch ein Verkaufsargument für selbsternannte Propheten auf andere und kleinere drauf zu “argumentieren“? Jedes Mal wenn man sich Sorgen um Asien oder die USA macht, kriegt nämlich Europa eine auf’s Dach. Die Argumentation punkto Griechenland war beispielsweise sofort wieder da. Fällt doch auf, oder? Die Krise im anderen Land liegt eben immer viel klarer vor Einem als der Schmutz auf der eigenen Hose.
Ok, was passiert jetzt. Die erste Emotion nach den von vielen per Urlaub genutzten Fenstertagen lag darin einfach abzusichern oder nur die Positionen auf die neuen Erwartungen anzupassen. Das dauert eben. Wie zur Bestätigung wird eben in dieser Phase gerne noch einmal extern Druck gemacht nur um die Betrachtung der Chance nicht gegen das Risiko gewinnen zu lassen. Und während die Rückversicherer mittlerweile jeden freien Schmetterling in China jagen nur um ja keinen Hurrikan zu riskieren und Fahrräder dort ebenso tausendfach festgeschraubt oder gleich einbetoniert werden, machen aktive Investoren ihren Job. Die Performance der Portfoliomanager war in Relation zu den vielgelobten ETFs noch nie so gut wie in dieser Phase. Auch das ist ein „Rekord“. Er ist halt nicht so „sexy“ wie die Wahrscheinlichkeit, dass Donald Trump Präsident wird oder DJ Ötzi Bundespräsident.
Aber jetzt im Ernst. Die Motivation der Märkte dürfte sehr eng mit dem Geschick der chinesischen Währung verbunden sein. Jedes Mal wenn der frei gehandelte Yuan fällt, fallen derzeit auch die Börsen, und umgekehrt. Interessant, dass es der international gehandelte Yuan ist, der mittlerweile enorme Zinsen bezahlt (und verlangt). Auf 66% sind dessen Intraday-Raten bereits gestiegen (während der in China gehandelte Yuan nur rund 3% verlangt). Ein Zeichen wie sehr die Refinanzierung dieser Währung aktuell im Zentrum der Märkte steht. Das Ausborgen und danach Verkaufen wurde dadurch ziemlich teuer. Also Carry Trades nach Hedgefund-Muster rentieren sich nicht mehr. Das Ziel den Yuan international zu schwächen ging somit vorerst in die Hose. Und wenn man einige Marktgeräusche nun ausblendet entsteht das Bild eines offensichtlichen Währungskampfes zwischen Chinesischem Yuan und dem US-Dollar.
Und da geht es um richtig viel Geld.
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