21.02.2016, 3509 Zeichen
Die Frage der Lagerkapazitäten für Rohöl beschäftigt die Marktteilnehmer. Die US-Ölvorräte stiegen in dieser Woche mit 504 Mio. Barrel auf ein Rekordhoch. Die Außergewöhnlichkeit dieses Lageraufbaus zeigt der folgende Chart.

Normalerweise reduzieren sich die Vorräte im zweiten Halbjahr. Der vergleichsweise milde US-Winter, das unverdrossen hohe Fördervolumen in der OPEC sowie die Rückkehr Irans an den Ölweltmarkt sorgen dafür, dass die Vorräte zur Jahreswende nicht abgebaut wurden. Greift jetzt der übliche saisonale Effekt, dürften die Lager beginnen, aus den Nähten zu platzen.

Typisch ist ein Vorräteaufbau bis Mai. Quellen die Lager jetzt bald über? Angaben über die tatsächliche US-Lagerkapazität sind schwierig bzw. kaum zu erhalten. Sie soll sich in den vergangenen Jahren erhöht haben.
Der beste Gradmesser dürfte die Tiefe des Contangos sein. Denn für einen Ölkontrakt am Terminmarkt, der erst später fällig wird, fließen die Lagerkosten in die Preisberechnung ein. Je geringer die Lagerkapazität, desto höher fällt der Aufschlag aus. Tatsächlich muss jemand, der am Terminmarkt einen Ölkontrakt erwirbt, der erst in einem Jahr fällig wird, einen Aufschlag von 10 US-Dollar entsprechend 25 Prozent bezahlen.
Liegt der Preis eines zukünftigen Kontraktes über dem aktuellen Spotpreis, dann spricht man vom Contango. Das Gegenteil davon nennt sich Backwardation.
In der Branche wird die Preisdifferenz zwischen dem aktuellen und dem drei Monate in der Zukunft liegenden Kontrakt als guter Gradmesser für die Lagerkosten angesehen. Im Jahr 1998, als der Ölpreis auf 10 US-Dollar zusammenbrach, stieg diese Differenz in Form einer Contango-Situation bis zu 18 Prozent an. Anfang 2009 – auf dem Höhepunkt der Finanzkrise – wurden sogar 27 Prozent registriert. Derzeit beträgt diese Kontrakt-Differenz (März zum Juni-Kontrakt) etwa 15 Prozent.

Damit liegt das Contango deutlich über dem Durchschnitt, kommt aber bisher nicht an die Werte der Jahre 1998 und 2009 heran.
Umkehrpunkte in Contango und Backwardation geben teils sehr gute Aufschlüsse zur weiteren Ölpreisentwicklung. Dies zeigt der Blick auf die Jahre 1988 bis 2002 im folgenden Chart.

Die grünen „Pinselstriche“ bezeichnen jeweils eine positive Divergenz der Kontrakt-Preisdifferenz in den Jahren 1998 und 2000. Im Herbst 1998 fiel der Ölpreis auf ein neues Verlaufstief, das Contango wurde aber bereits geringer. Gleiches gilt für das Hoch im Ölpreis im Herbst des Jahres 2000. Es wurde bereits von einer geringeren Backwardation begleitet.
Würde der Ölpreis ein neues Tief markieren, während sich das Contango reduziert, dann wäre dies ein guter Indikator für ein Tief im Ölpreis. Gleiches würde gelten, sollte der Ölpreis sein Tief bei einem geringeren Contango erfolgreich testen. Zum aktuellen Zeitpunkt sind derartige Divergenzen noch nicht zu erkennen. Insgesamt gehen wir weiterhin davon aus, dass der Ölpreis über einen längeren Zeitraum im Bereich von 25 bis 35 US-Dollar einen Boden ausbilden sollte.
Ein Beitrag von Robert Rethfeld.
Robert Rethfeld betreibt den Börsendienst Wellenreiter-Invest. Kernprodukt ist ein handelstäglich erscheinender, abonnementsbasierter Börsenbrief. Seit Ende der 80er Jahre lebt er im Vordertaunus, zunächst in Bad Homburg und seit dem Jahr 1999 in Oberursel. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und hält sich durch Laufen im Taunus sowie durch Golfspielen fit.
P.S. Ein kostenloses 14tägiges Schnupperabonnement erhalten Sie unter www.wellenreiter-invest.de
Bildquelle: Robert Rethfeld / dieboersenblogger.de
kapitalmarkt-stimme.at daily voice: Zahlen & Fakten nach Woche 50, damit man bzgl. Wiener Börse mitreden und sie einreihen kann
Bildnachweis
Aktien auf dem Radar:VIG, UBM, FACC, Pierer Mobility, EuroTeleSites AG, RHI Magnesita, Frequentis, AT&S, Porr, Amag, Uniqa, DO&CO, Erste Group, VAS AG, Wolftank-Adisa, BKS Bank Stamm, Oberbank AG Stamm, EVN, Flughafen Wien, CPI Europe AG, Kapsch TrafficCom, Lenzing, Österreichische Post, Rosenbauer, Strabag, Telekom Austria, Continental, Münchener Rück, Hannover Rück, Fresenius Medical Care, adidas.
Random Partner
Kapsch TrafficCom
Kapsch TrafficCom ist ein Anbieter von Intelligenten Verkehrssystemen in den Bereichen Mauteinhebung, Verkehrsmanagement, Smart Urban Mobility, Verkehrssicherheit sowie vernetzte Fahrzeuge und deckt mit durchgängigen Lösungen die gesamte Wertschöpfungskette der Kunden aus einer Hand ab. Die Mobilitätslösungen von Kapsch TrafficCom helfen dabei, den Straßenverkehr in Städten und auf Autobahnen sicherer und effizienter zu machen.
>> Besuchen Sie 62 weitere Partner auf boerse-social.com/partner
Latest Blogs
» Börse-Inputs auf Spotify zu u.a. VIG vs. Uniqa, ÖTV Lilli Tagger, Societ...
» Österreich-Depots: Weekend Bilanz (Depot Kommentar)
» Börsegeschichte 12.12.: KTM, Immoeast, Robert Kastil, Michael Pistauer, ...
» Nachlese: Birgit Puck, Richard Dobetsberger, Martina Geisler, Karin Pühr...
» PIR-News: Uniqa bei Investoren, Roadshows 2026, News zu UBM, Semperit, K...
» Heute Ausgabe 2000 des #gabb, danke an Polytec! (Christian Drastil)
» Wiener Börse Party #1054: ATX erneut fester, Erste Group nur noch minima...
» Wiener Börse zu Mittag etwas fester und heute Ausgabe 2000 des #gabb: Pi...
» LinkedIn-NL: Heute Ausgabe 2000: Den täglichen Börsenbrief zur Wiener Bö...
» Börse-Inputs auf Spotify zu u.a. Birgit Puck FMA; Karin Pühringer TUDC, ...
Useletter
Die Useletter "Morning Xpresso" und "Evening Xtrakt" heben sich deutlich von den gängigen Newslettern ab.
Beispiele ansehen bzw. kostenfrei anmelden. Wichtige Börse-Infos garantiert.
Newsletter abonnieren
Runplugged
Infos über neue Financial Literacy Audio Files für die Runplugged App
(kostenfrei downloaden über http://runplugged.com/spreadit)
per Newsletter erhalten
- 21st Austria weekly - Uniqa (12/12/2025)
- 21st Austria weekly - Palfinger, Semperit (11/12/...
- Börse-Inputs auf Spotify zu u.a. VIG vs. Uniqa, Ö...
- 21st Austria weekly - VIG, Strabag, Austrian Post...
- 21st Austria weekly - Polytec (09/12/2025)
- 21st Austria weekly - Reploid (08/12/2025)
Featured Partner Video
Private Investor Relations Podcast #10: Stephanie Kniep, IR-Zugang bei Pierer Mobility, über den neuen Job und IR-Ausbildungen
Stephanie Kniep betreut ab sofort die IR-Agenden von Pierer Mobility. Sie ist seit mehr als zwei Jahrzehnten in der IR tätig, u.a. langjährige IR-Leiterin bei Lenzing, später bei Marinomed, davor a...
Books josefchladek.com
Konrad Werner Schulze
Der Stahlskelettbau
1928
Wissenschaftl. Verlag Dr. Zaugg & Co.
Daniele Torriglia
Il senso della presenza
2025
Self published
Florian Rainer
Tagada
2025
Fotohof
Pieter Hugo
The Hyena & Other Men
2007
Prestel
Wassili und Hans Luckhardt
Zur neuen Wohnform
1930
Bauwelt-Verlag
