10.03.2016, 1527 Zeichen
Jochen Stanzl, 10. März 2016
Anleger gehen aktuell ein Risiko ein, wenn sie sich so positionieren, als hätte die Europäische Zentralbank die hoch gesteckten Markterwartungen schon erfüllt. Dem Deutschen Aktienmarkt wurden so viele „geldpolitische Drogen“ verabreicht, dass er sofortige Entzugserscheinungen zeigt, wenn der Nachschub ausbleibt. Das technische Abwärtsrisiko bis zur nächsten größeren Unterstützung beträgt aktuell 400 Punkte.
Die Vielfalt der im Vorfeld diskutierten Maßnahmen könnte allerdings dazu führen, dass neue Wege beschritten werden. Sollten Maßnahmen beschlossen werden, mit denen der Markt nicht gerechnet hat, ist auch Platz für eine positive Überraschung. Technisch liegt dann das Ziel der jüngsten Bodenbildung im DAX 800 Punkte über dem aktuellen Niveau. Der in den vergangenen zwei Monaten schon wieder um fast 50 Prozent gestiegene Ölpreis allerdings spielt den Ratsmitgliedern in die Hände, die sich im Vorfeld gegen eine weitreichende Ausweitung der Geldpolitik aussprachen.
Dass Aktien im Gleichgang mit sicheren Häfen wie Staatsanleihen oder Gold steigen, spricht Bände. Darin drückt sich ein hohes Maß an Unsicherheit der Anleger aus, die Schwierigkeiten haben, die Beschlüsse der EZB im Vorfeld abzuschätzen. Diese mangelnde Planungssicherheit kann schnell in Misstrauen umschlagen, wenn die Anleger unzufrieden mit den Beschlüssen sind oder ihre Folgen nicht ausreichend verstehen. Dieses Risiko ist vor allem dann gegeben, wenn die EZB komplett neuartige geldpolitische Wege beschreitet.
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