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Apple: Absturz eines Darlings (Tim Schäfer)

Bild: © www.shutterstock.com, Apple Store Logo, New York City pio3 / Shutterstock.co

Autor:
Tim Schäfer

Der Journalist Tim Schäfer pendelt seit dem Frühjahr 2006 zwischen New York und Deutschland. Wöchentlich berichtet er über die Geschehnisse an der Wall Street für Euro am Sonntag, eine der führenden deutschen Wirtschaftspublikationen. Darüber hinaus schreibt er für Magazine wie Der Aktionär oder die Börsenbriefe Prior Global und Prior Gold.

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03.05.2016, 4681 Zeichen

Autsch! Die Apple-Aktie ist auf ein Ein-Jahres-Tief eingebrochen. Das iPhone, einst Stütze des Konzerns, verkauft sich nicht mehr so gut. Ein Grund ist: Die Elektronik mit dem Apfel-Symbol ist ziemlich teuer. Konsumenten schieben eine Neuanschaffung auf oder wechseln zu billigen Konkurrenzprodukten.

Trotzdem sollten Anleger das Kind nicht mit dem Bade ausschütten. Im zweiten Quartalsank zwar der Umsatz und Gewinn. Aber es ist nicht so dramatisch, wie es gerne dargestellt wird. Der Umsatz türmte sich in dem Quartal auf 50 Milliarden Dollar. Es sprangen rund zehn Milliarden Dollar Profit unterm Strich heraus. Das sind enorme Zahlen. Was ist so schlimm daran, wenn ein Konzern 13 Prozent in einem Quartal weniger verdient? Das ist kein Weltuntergang. Warum Medien Apple als „in Nöten“ beschreiben? Das ist etwas zu dramatisch, finde ich.

Klar fehlen die Innovationen. Das Bahnbrechende bleibt aus. Allerdings: Das kann noch kommen. Ganz abschreiben würde ich Apple nicht. Das laufende Jahr wird natürlich schwächer ausfallen. Anschließend kann sich die Aktie wieder fangen. Kein Unternehmen kann ohne Unterbrechung nur wachsen und gedeihen. Eine Verschanufpause ist völlig normal. Und gesund.

Was also tun? Ist es eine schöne Zeit, um die ausgebombte Apple-Aktien einzusammeln? Womöglich! Genau weiß das niemand. Immer erst im Nachhinein. Nach so einer Korrektur ist es grundsätzlich schon spannend, so etwas zu überlegen.

Wenn solche Aktien wie Apple der Darlig der Wall Street sind, greifen alle zu. Geraten aber die Lieblinge aus der Mode, flüchten alle. Die Herde rennt immer in eine Richtung. Sich gegen die Herde zu stellen, ist nicht einfach. Die meisten Menschen können es nicht. Ich schwimme gerne gegen die Strömung. Obgleich es mir verdammt schwer fällt.

Milliardenspekulant Carl Icahn verkloppte sein Aktienpaket. Es liegt an dem typischen Kurzfristdenken der Wall Street. Er hielt die Papiere drei Jahre lang. Icahn freute sich, als er die Aktie hielt, über die großartigen Chancen. Er lobte die günstige Bewertung, beschrieb Apple als eine unterschätzte Aktie.

Jetzt verkaufte er sie für weniger als 100 Dollar. Seltsam!

Hier erklärte Icahn dem Fernsehsender CNBC vor einigen Tagen, warum er ausgestiegen ist:

Icahn behauptete noch vor einem Jahr, dass die Apple-Aktie mit 240 Dollar fair bewertet sei. Der Hedgefonsmanager veröffentlichte einen ellenlangen Brief mit Lobpreisungen, wie großartig Apple angeblich sei.

Der Fall des Börsenaltmeisters Icahn zeigt: Solchen Wall-Street-Leuten können Sie kaum trauen. Sie ändern ihre Meinung blitzartig.

Carl Icahn rechts im Bild schwärmte noch vor einem Jahr in einem Brief, wie großartig Apple sei. Doch vor wenigen Tagen önderte er seine Meinung und verkloppte seine gesamte Apple-Position. (Foto: CNBC, Delivering Alpha-Konferenz, Photo von Heidi Gutman/CNBC)

Ich finde, das Schwergewicht aus Kalifornien ist ein solides Investment. Anleger brauchen einfach mehr Geduld. Wäre ich Apple-Aktionär, würde ich niemals die Aktie hergeben. Ich bin ohnehin ein extremer Buy-and-Hold-Anleger. Ich verkaufe niemals eine Aktie. Egal, was passiert. Ich halte sie ewig.

Als Schnäppchenjäger gefällt mir schon die Apple-Aktie. Der Kurs verlor enorm in den vergangenen zwölf Monaten. Der Börsenwert beläuft sich auf 513 Milliarden Dollar. Vergleichen Sie: Im Geschäftsjahr 2014/15 kamen rund 53 Milliarden Dollar Profit zusammen. Insofern landet das Gewinnvielfache (KGV) bei weniger als zehn. Das ist wenig. Nebenbei können Anleger 2,4 Prozent Dividendenrendite kassieren. Und von Aktienrückkäufen (indirekt) profitieren.

Das Problem ist, dass Apple zu groß geworden ist. Die Kalifornier haben im vorigen Geschäftsjahr 231 Millionen iPhones verkauft. Nun haben die Menschen alle schon ein Smartphone – jedenfalls jene, die es sich leisten können. Es kann dauern, bis sie neue iPhones kaufen werden.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass die glorreichen Tage für immer vorbei sind. Das wäre absurd zu glauben. Ich glaube, dass die Kalifornier ein Comeback feiern werden. Vielleicht folgt ein weiteres schwaches Jahr (ich weiß es nicht).

Klar, es gibt mehr Konkurrenz. In China schwächt sich der Konsum ab. Der Absatz der neuen Apple-Armbanduhren lief enttäuschend. Einige Initiativen sind fraglich. Vorstandschef Tim Cook bastelt beispielsweise länger an einem eigenen Elektroauto. Ob das ein Erfolg wird, ist fraglich.

Im laufenden Turnus kann der Umsatz sinken. Es ist ein Jahr des Luftholens.

Was mir Hoffnung macht, ist der Langfristchart. Der sagt mehr als Tausend Worte. Seit Dezember 1980 legte die Aktie um 15.270 Prozent zu. Aus einem Einsatz von 1.000 Euro wären 153.000 Euro geworden.

Im Original hier erschienen: Apple: Absturz eines Darlings


(03.05.2016)

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    Trotzdem sollten Anleger das Kind nicht mit dem Bade ausschütten. Im zweiten Quartalsank zwar der Umsatz und Gewinn. Aber es ist nicht so dramatisch, wie es gerne dargestellt wird. Der Umsatz türmte sich in dem Quartal auf 50 Milliarden Dollar. Es sprangen rund zehn Milliarden Dollar Profit unterm Strich heraus. Das sind enorme Zahlen. Was ist so schlimm daran, wenn ein Konzern 13 Prozent in einem Quartal weniger verdient? Das ist kein Weltuntergang. Warum Medien Apple als „in Nöten“ beschreiben? Das ist etwas zu dramatisch, finde ich.

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