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Tschüss Riester, willkommen Deutschland-Rente! (Ulrich W. Hanke)

Autor:
Ulrich W. Hanke

Börsenstratege und Herausgeber von www.boersianer.info - Hankes Börsenbrief

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22.05.2016, 3459 Zeichen

Von Ulrich W. Hanke, boersianer.info – Das digitale Anlegermagazin

Vergangenen Mittwoch haben die Politiker im hessischen Landtag über die Deutschland-Rente diskutiert. Die mögliche Alternative zur Altersvorsorge per ungeliebter Riester-Rente ist eigentlich schon seit Ende Dezember 2015 auf dem Tisch. Und ich finde die Idee in mehrerlei Hinsicht klasse!

Von Ulrich W. Hanke, www.boersianer.info 

Doch der Reihe nach: Es geht dabei um eine Art Aktienfonds, der keinerlei Gebühren kosten soll und den Fondsmanager im Staatsdienst verwalten sollten, also eine Art Staatsfonds. Die Politik soll dennoch keinen Zugriff auf die Ersparnisse haben können, diese also auch nicht (zwischenzeitlich) zweckentfremden können. Dazu soll es ein sogenanntes Opt-out-Verfahren geben: Wer sich nicht explizit gegen die Deutschland-Rente entscheidet, der spart. Und Zulagen wie bei Riester sind auch noch im Gespräch.

Jetzt bin ich zwar der Meinung, die Lobby der Finanzbranche wird sich schon durchsetzen, oder Politiker, die von den Finanzmärkten keine Ahnung haben – und da ist zumindest in Hessen allen voran ausgerechnet Nicola Beer von der FDP zu nennen, die hier das Kapitalmarktrisiko völlig falsch einschätzt. Mit anderen Worten: Es wird also vermutlich keine Deutschland-Rente geben. Doch endlich scheint es, als ob man sich die richtigen Gedanken gemacht hätte und Anleger können daraus auch etwas lernen.

1.) Wir alle sparen ungern und wir alle werden in Sachen Geldanlage selten aktiv. Ein Verfahren, wonach jeder für die Altersvorsorge und gegen die Altersarmut praktisch gezwungen wird, zu handeln, ist eine tolle Idee.

2.) In Deutschland gibt es keine Aktienkultur. Auch andere Nationen abseits der Angelsächsischen tun sich schwer. Dabei sind Aktien die beste Anlageform, die es gibt! Sie bringen langfristig am meisten Rendite. Acht Prozent sind es im Schnitt pro Jahr bei deutschen Titeln, zehn Prozent sogar bei US-Aktien. Das Auf und Ab an der Börse ist dagegen langfristig kein Problem.

3.) Die Gebühren fressen oft die Performance auf. Auch das fiele bei der Deutschland-Rente weg. Und oft genug zahlen Anleger für Fonds, die ihr Geld gar nicht wert sind, weil der Fondsmanager schlechter als der Gesamtmarkt abschneidet. Wo bleibt hier die ausschließlich (!) erfolgsabhängige Vergütung?

4.) Hätten wir ein Rentensystem wie das in Australien, wo jeder Bürger für seine eigene gesetzliche Rente einzahlt, hätten wir kein Problem. In Deutschland gibt es aber einen Generationenvertrag. Die Kinder zahlen für ihre Eltern. Und es gibt immer weniger Nachwuchs (Stichwort: Alterspyramide). Hat die Politik keinen Zugriff auf die Deutschland-Rente entfällt eine solche Problematik.

5.) Ein Blick in andere Länder lohnt sich. So sind es bei vergleichbaren Rentenmodellen durchschnittlich nur zehn Prozent der Bevölkerung, die sich explizit gegen diese aussprechen. In Norwegen gibt es seit 1997 einen entsprechenden Staatsfonds und der liefert netto fünf Prozent Rendite pro Jahr. Da greift auch der Zinseszinseffekt wieder, trotz aktueller Mini- und Negativzinsen bei Festverzinslichen. 

Anleger können aus der Debatte drei Dinge lernen: Aktien, Aktien und nochmals Aktien kaufen. Auf die Gebühren achten. Und früh mit dem Sparen beginnen, ja wenn nötig, sich dazu zwingen.

Ihr Ulrich W. Hanke, www.boersianer.info

Siehe auch Hankes Five (Video): http://boersianer.info/hankes-five-5-argumente-pro-deutschland-rente/

 

Zur Person: 12 Fragen an … Ulrich W. Hanke, boersianer.info


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