10.07.2016, 3145 Zeichen
Am vergangenen Freitag ist der deutsche Leitindex Dax um 2,2 Prozent gestiegen. Das reichte für viele Börsenkommentatoren aus, um wieder eine Kursrallye auszurufen und von tiefdeprimiert in hocheuphorisch umzuschalten. Deshalb mal ein paar Fakten von mir zu den Märchen tagein, tagaus.
Der Dax schwankt nämlich täglich – von Hoch bis Tief oder Tief bis Hoch – um 1,5 Prozent. Das bedeutet im Umkehrschluss, von einer Rallye oder einem Crash kann man ab vielleicht 2,5 oder 3,0 Prozent reden, alles andere ist mehr oder weniger das normale Auf und Ab. Wie sagte schon André Kostolany: „An der Börse sind 2 plus 2 niemals 4, sondern 5 minus 1.“ Und weiter, und das ist der Knackpunkt: „Man muss nur die Nerven haben, das Minus auszuhalten.“
Jetzt liegt der Dax mit 9.630 Punkten zum Freitagsschluss (zufällig exakt das Niveau nach der Brexit-Entscheidung) deutlich unter seinem 200-Tage-Durchschnitt von 10.053 Punkten und auch unter dem kurzfristigeren 38-Tage-Mittel von 9.875. Das hat sicher fast jeder Börsianer auf dem Schirm und ist nicht das beste Zeichen. Entscheidend ist aber eher, dass der Leitindex am Freitag nicht unter die Marke von 9.385 Punkten fiel.
Bin ich jetzt zum Charttechniker mutiert? Nein! Ich bin nach wie vor KEIN großer Anhänger der technischen Analyse, mit der allein noch NIEMAND an der Börse dauerhaft erfolgreich und reich geworden ist. Auf die 9.385 Punkte bin ich auch nicht durch irgendeine Unterstützungs- oder Widerstandslinie gekommen, sondern durch die Erkenntnisse des Börsenstars Martin Zweig, der den Crash 1987 vorausgesagt hat. Dieser setzte ein gewisses Wochenminus oder Wochenplus voraus, um aktiv an der Börse zu werden. Er betrachtete dabei den VLA, den Value Line Index. Beide Indikatoren in meinem Timing-System, sowohl der VLA als auch der Dax stehen seit 19. Februar 2016 auf grün. Also keine Panik! (Mehr dazu finden Sie in meinem neuen Buch, siehe: http://www.boersianer.info/boersenstars/.)
Jetzt ist es mir unbegreiflich, warum so viele Fondsmanager es nicht einmal schaffen, besser als der Dax abzuschneiden, diese simple Benchmark zu schlagen. Dabei ist der Dax mittlerweile regelrecht zweigeteilt. Da sind zum Beispiel Deutsche Bank, Commerzbank, RWE, E.On und VW. Wer allein diese fünf Titel ausklammert, wird den Index sicherlich schlagen können. Energiewende, Abgasskandal und Finanzkrise und ihre Folgen sei Dank. Wer hier seine Chance wittert, anstatt das Risiko zu scheuen, der macht meines Erachtens einen Fehler. Ja, wer auf BASF, Deutsche Post, Fresenius, Merck, Siemens und Vonovia setzt, der dürfte den Dax sicher mittelfristig outperformen. Interessant sind auch noch Adidas, Bayer, Deutsche Telekom und ProSieben Sat.1. Alle anderen Titel sind derzeit entweder zu teuer oder zu schwach.
Börsenstratege und Herausgeber von www.boersianer.info"
Zur Person: 12 Fragen an … Ulrich W. Hanke, boersianer.info
(Rechtlicher Hinweis: Diese Kolumne dient nur der Information und ist keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren. Sie ersetzt auch keine Anlageberatung.)
Börsepeople im Podcast S22/18: Christian Mattasits
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