09.08.2016, 3627 Zeichen
Was ist da los? Die Aktienmärkte steigen? Und das inmitten eins umsatzschwachen Monats? Sind schon Alle draußen und gibt es keine strukturellen Verkäufer mehr? Waren die Tage nach „Brexit“ vielleicht die schwärzesten in der heurigen Kapitalmarktjahrnacht gewesen? Hat sich da etwa Fundamentales geändert?
Es werden die unzähligen „Bits & Pieces“ sein, die plötzlich die Meinungen zum Kippen brachten. Die Banken, die nach dem erneuten Stress nicht in Selbstzweifel fielen, die EU, die für Viele überraschend, Bankenkrise in Italien und auch „Brexit-Drohungen“ selbstbewusst und wohl am Wichtigsten kontrolliert wirkend annahm und dadurch von einigen Droh-Aspekten befreite. Ein Strompreis, der seine Verbindung mit dem Ölpreis locker kappte und den eigenen Anstieg trotz kurzfristiger Ölpreiskorrektur behielt. Chinas Wirtschaftspolitik, die immer mehr akzeptiert in den Prognosen und Erwartungen internationaler Investoren ankommt und auch die ökonomische Situation der USA, die aufgrund der Interpretation mangelnden Wachstumspotentials als gefährdet tituliert wurde, wird inzwischen mit begründeter Hoffnung eines Gewinnwachstums in 2017 verbunden.
Der Motor dieser Entwicklungen ist in zwei großen Aspekten zu finden: einerseits sind die Rohstoffpreise wieder zum Leben erwacht und dies insbesondere durch Chinas wieder aufkeimende Expansion. Das sorgt für kommendes Gewinn-Momentum bei Grundstoffen, Energie, deren Zulieferern und auch Zyklikern. Andererseits beginnt die Zunahme des regulatorischen Drucks diametral zur selbstbewussteren Politik zu schrumpfen. Ein Zeichen für mehr Verständnis und dadurch auch mehr an Wachstumspotential für viele Branchen. Die Erkenntnis, dass ein Staat dessen Wirtschaft nicht wächst auch kein Wachstum der Einnahmen und in Folge auch ein Schrumpfen der Macht in Relation zu anderen Staaten erfährt, ist scheinbar angekommen. Macht als ultimativer Motor der Politik wurde plötzlich zum Verbündeten unserer Kapitalmärkte. Feuchte Augen …
Was kommt jetzt? Ganz einfach: wenn’s laaft, dann laaft’s, dann lass lei laafn. Den Zug zu stoppen kurz nach dem er aus dem Bahnhof heraus ist wäre fatal, und das ist für so ziemlich Alle wohl evident. Also denkt die Politik bereits in Deutschland darüber nach die sprudelnden Einnahmen aus Negativrenditen wieder in Form von Steuererleichterungen und Investitionsförderungen zurückzugeben, Infrastruktur und Bauinvestitionen werden endlich nicht am Zyklusende sondern am Zyklusbeginn zu steigen beginnen, die Gewinne der Energieriesen und auch der Versorger werden höher ausfallen als gedacht und im Verbund mit dadurch steigenden Gewinnen der Zulieferindustrie die Statistik nach Oben bringen. Die Inflation wird gar nichts anders tun können als zu steigen. Das wird aber keine geldinduzierte Inflation sein wie sie die EZB erzeugen will, sondern eine preisinduszierte wie vor 10 Jahren. Spannend nur wie die EZB auf dieses Szenario reagieren wird. Akzeptiert sie Inflation, egal woher, oder wird sie versuchen trotz dieser Inflation die Zinsen tief zu halten um nur ja kein Kreditpflänzchen, das ja derzeit noch gar nicht wächst, vorzeitig zu ersticken. Wird spannend.
Inzwischen ist der DAX bereits 20% seit dem Tief im Februar angestiegen. Man sagt das sei daher jetzt ein Bullenmarkt geworden. Europas Aktien sind nach „Value-Kriterien“ betrachtet (Buchwert je Aktie, Dividendenrendite, …) gegenüber anderen Märkten so tief bewertet wie seit 2000 nicht mehr und somit die mit Abstand billigsten der Welt. Ich stelle mir gerade das Potential des ATX vor wenn sich so viele seit Jahren festgefahrene Dinge gerade jetzt zu „normalisieren“ beginnen …
kapitalmarkt-stimme.at daily voice: Frequentis setzt sich beim Jugendwort des Jahres gegen Andritz und Verbund durch, Schade um 6B47
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