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Was Janet Yellen zur Verzweiflung treibt (Gastautor, Marc Schmidt)

Autor:
Marc Schmidt

Die Börsenblogger ist das einfache und direkte Sprachrohr von Journalisten und deren Kollegen, die teils schon mit jahrzehntelanger Arbeits- und Börsenerfahrung aufwarten können. Auch als professionelle Marktteilnehmer. Letztlich sind wir alle Börsenfans. Aber wir vertreten in diesem Blog auch eine ganz simple Philosophie: Wir wollen unabhängig von irgendwelchen Analysten, Bankexperten oder Gurus schreiben, was wir zum aktuellen (Börsen-)Geschehen denken, was uns beschäftigt. Das kommt Ihnen, dem Leser, zu Gute.

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08.09.2016, 3128 Zeichen

Bis Dienstag sah eigentlich alles recht rosig aus. Als dann eine Reihe von Konjunkturdaten veröffentlich wurde, war Schluss mit lustig. Yellen dürfte die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen haben.

Noch bis vorgestern konnten die Notenbanker darauf hoffen, dass sie endlich den nächsten Zinsschritt wagen dürften. Der Arbeitsmarkt läuft nicht sensationell, aber gut genug. Die Exporte zogen über den Sommer etwas an und werden im laufenden Quartal wohl einen positiven Beitrag zum Wirtschaftswachstum liefern. Auch der Dollar machte keine Anstalten, weiter an Wert zu gewinnen. Die Ausgangslage war gut. Es gab keine offensichtlichen Steuerfeuer – bis Dienstag.

Das war ein ziemlich bitterer Tag. Wenn von den Notenbankern, insbesondere Yellen, eine Zinsanhebung im September erwartet wurde, dann hat sich diese Erwartung schnell in Luft aufgelöst. Das Gewerbe, welches seit der Großen Rezession nicht mehr so recht auf die Beine kommen will, scheint seine Erholung seit Jahresbeginn abgebrochen zu haben.

Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe sackte wieder unter die Expansionsgrenze von 50 Punkten. Eine Abkühlung im Gewerbe für sich alleine ist noch keine Katastrophe. Der Dienstleistungssektor ist in den USA wesentlich wichtig. Doch auch hier gibt es keine guten Neuigkeiten. Der Index sackte auf 51,4 Punkte ab. Damit notiert der Index nur noch knapp in dem Bereich, der Wachstum signalisiert.

Wenn weder das Gewerbe noch der Dienstleistungssektor großes Wachstum signalisieren, woher soll es dann kommen? Es kommt zweifellos nicht vom internationalen Handel. Die USA konnten zuletzt wieder etwas mehr exportieren und ihr Handelsbilanzdefizit verkleinern, doch das reicht nicht aus, um die Wirtschaft in Schwung zu halten.

20160908_godmode2Aus Investitionen kommt auch kein Wachstum. Sowohl private als auch öffentliche Investitionen sind auf dem Rückzug. Im zweiten Quartal trugen Investitionen sogar negativ zum Wachstum bei. So sieht es nun also ganz danach aus, als ob die US-Wirtschaft doch nicht den großangelegten Rebound in Q3 erreichen wird.

Zu allem Überfluss sackte auch der Arbeitsmarktindex der Notenbank wieder in den negativen Bereich ab. Der LMCI (Labor Market Conditions Index), der aus mehr als einem Dutzend einzelner Indikatoren einen Index berechnet, notiert wieder im negativen Bereich. Das bedeutet nicht, dass keine Jobs mehr geschaffen werden. Es deutet jedoch eine klare Verlangsamung des Jobwachstums an.

Das Jobwachstum geht nun vermutlich wieder zurück, das Gewerbe befindet sich am Rande einer Rezession und der Dienstleistungssektor zeigt kaum noch Impulse. Das ist kein Umfeld, in dem die Fed die Zinsen erhöhen möchte. Es wird also wieder nichts mit der Zinserhöhung. Bis gestern konnten sich die Notenbanker noch Hoffnungen machen. Das ist jetzt vorbei. Der rasche Umschwung der Stimmung hat vermutlich bei keinem der Notenbanker für einen Herzinfarkt gesorgt, doch etwas überraschend war es vermutlich schon.

Autor: Clemens Schmale, Finanzmarktanalyst bei GodmodeTrader.de

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(08.09.2016)

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