13.10.2016, 3264 Zeichen
„Da im Frühjahr die Verhandlungen über den Brexit beginnen, darf bezweifelt werden, dass die EZB in einem derartig diffizilen Moment die Geldpolitik strafft.“
Die Renditen auf Staatsanleihen der europäischen Kernländer, aber auch auf U-Treasuries sind zwar immer noch sehr tief, auf absoluten Rekordständen befinden sie sich zuletzt aber nicht mehr. Offenbar setzt sich im Markt zunehmend die Überzeugung durch, dass die scheinbar unaufhaltsame Talfahrt irgendwann doch zum Stillstand kommen muss. Die Rendite auf 10-jährige deutsche Bundesanleihen, die in der negativen Spitze bis auf minus 0,19 Prozent gesunken war, konnte zuletzt bereits in positives Terrain vorstoßen. Und auch die 10-jährigen US-Renditen machten Anfang Oktober einen kurzen Ausflug über 1,80 Prozent, ein Niveau, das wir seit Anfang Juni nicht mehr gesehen haben.
In den USA setzt sich bei den Marktteilnehmern zunehmend die Überzeugung durch, dass die US-Notenbank noch vor Jahresende ein weiteres Mal die Zinsen anheben wird. Laut dem jüngsten Fed-Protokoll sind einige Komitee-Mitglieder der Meinung, eine Anhebung sei längst überfällig, will man nicht ein Überhitzen der Konjunktur riskieren. In der Eurozone machten hingegen Gerüchte die Runde, die EZB könnte demnächst damit beginnen, ihr Anleihenkaufprogramm zu drosseln. Immerhin läuft das Programm im März 2017 aus. Würde die Notenbank diesen Termin einhalten wollen, müsste sie wirklich bald damit beginnen, die monatlichen Käufe zurückzufahren. Dem steht allerdings entgegen, dass im Frühjahr die Verhandlungen über den Brexit beginnen. Es darf bezweifelt werden, dass die EZB in einem derartig diffizilen Moment die Geldpolitik strafft...
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