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22.11.2016, 8942 Zeichen

 Managing Director Silke Schlünsen bringt Ideenkatalog, dessen Umsetzung den größten Auslands Market Maker vom schrittweisen Rückzug aus Wien abhalten könnte.

Liebe Frau Schlünsen, als Managing Director für das Designated Sponsoring bei der Oddo Seydler Bank AG haben Sie mit Ihrer Bank entschieden, die Präsenz am Wiener Markt nach drei Jahren Aufbau wieder zurückzufahren. Aber eines nach dem anderen: Welches Fazit ziehen Sie nach drei Jahren? 

Silke Schlünsen: Ich freue mich sehr, dass wir seit drei Jahren auch am Börsenplatz Wien aktiv sind und ich in unserem jährlichen Gespräch schon die Möglichkeit hatte Ideen vorzubringen, die teilweise von der Wiener Börse umgesetzt wurden, wie z.B., dass im jährlichen Ausschreibungsverfahren jener Spezialist die Zusage erhält, der den engsten Spread bietet und nicht die höchste Stückzahl. Nur der engere Spread bietet Vorteile für Anleger, Liquidität und die Volatilität. 

„Teilweise umgesetzt“ klingt, als wären Sie nicht ganz zufrieden. Da gibt es wohl noch weitere Verbesserungsvorschläge Ihrerseits ...

In der Tat. Darüber werden wir uns auch kurzfristig mit der Wiener Börse austauschen.  

Können Sie konkreter werden?

Bedingt durch die nach wie vor überschaubare Liquidität, die zwischenzeitlich ein Wachstum verzeichnete, aktuell aber wieder rückläufig ist, als auch die sehr hohen Kosten am Börsenplatz Wien sind wir der Meinung, dass das Spezialistenverfahren durch ein neues Modell abgelöst werden sollte. Am Börsenplatz Xetra Deutschland benötigt jeder Emittent für die fortlaufende Notierung einen Designated Sponsor, der mit dem Market Maker von der Funktionalität gleichgesetzt werden kann, allerdings seitens der Börse und nicht von jedem Emittenten gleichgesetzt wird. Konkret wünschen wir uns, dass die Wiener Börse den Emittenten zur Auflage macht, dass erstens für die Notiz im fortlaufenden Handel jeder Emittent zwei Market Maker mandatieren muss, ganz wie zu „Neuer Markt“-Zeiten in Deutschland. Weiters müssten auch zwei Researchhäuser gefunden werden, die eine unabhängige Coverage für den Emittenten schreiben, um das Unternehmen entsprechend aktiv am Kapitalmarkt vermarkten zu können. Leider fehlt am Kapitalmarkt Österreich teilweise immer noch das Verständnis, für beide vorgenannten Produkte zahlen zu müssen, die aber unseres Erachtens unabdingbar sind, um ein Unternehmen für Investoren interessant zu machen und um es entsprechend am Kapitalmarkt entwickeln zu können. Wir sind uns sicher, dass durch solche Veränderungen die Attraktivität des österreichischen Kapitalmarktes gesteigert werden könnte, insbesondere dann, wenn die Kosten an der Wiener Börse parallel den marktüblichen Standards der europäischen Partner angepasst würden. 

Sie waren unter den aktuellen Voraussetzungen größter ausländischer Market Maker. Was hat zum schärferen Wording geführt?

Die Oddo Seydler Bank etabliert sich gerade in ihrer neuen Ausrichtung, motiviert durch die Mutter Oddo & Cie und auch durch den Zusammenschluss mit der BHF Bank sowie Meriten zu einem neuen Marktteilnehmer, den es so noch nicht am Kapitalmarkt gibt und von dessen Zukunft wir uns sehr viel versprechen. Gerade unsere Stärken möchten wir insbesondere den Unternehmen des Mittelstandes in Deutschland, Österreich und den Nachbarländern anbieten. Im Vordergrund steht die Entwicklung von Unternehmen durch eine ganzheitliche Betreuung, die sich insbesondere im Market Making, der Aufnahme einer Coverage als auch in Kapitalmarkttransaktionen widerspiegelt. Unabdingbar hierfür ist ein breites Netzwerk an Institutionellen Investoren auf internationaler Ebene, die wir durch unsere Salesbereiche in Deutschland sowie Frankreich sehr gut abdecken. 

Heißt das, dass Sie zukünftig einzelne Produkte nicht mehr anbieten werden?

Nein, ganz und gar nicht. Aber gewisse Dienstleistungen müssen honoriert werden und dürfen nicht nur für eine Seite nützlich sein, nämlich für die Börsen, die Anleger und den Emittenten. Das Risiko liegt beim Market Maker bzw. Spezialisten und ist umso höher, je illiquider ein Orderbuch ist, da er jederzeit zum Handel verpflichtet ist, um sein Rating zu erhalten. Am Kapitalmarkt sollte jeder Akteur die gleichen Chancen und Risiken haben und es geht doch darum, den Kapitalmarkt Österreich attraktiver zu gestalten. Das geht nur durch einen Wandel, der ja bereits mit dem neuen Vorstand bei der Börse Wien eingeläutet wurde und von dem wir uns auch sehr viel versprechen. 

Welches Ausmaß hat dieser Rückzug?

Wir möchten betonen, dass wir uns nur teilweise zurückziehen und zukünftig auch unter dem Aspekt der Fairness nur noch die Unternehmen am Kapitalmarkt Wien betreuen werden, die mit uns eine Kooperation bilden. Seit vielen Jahren schenken uns sechs Unternehmen das Vertrauen, weitere sind kurz davor unserem Haus, unserer Leidenschaft für den Kapitalmarkt zu vertrauen, worüber wir uns sehr freuen. Wenn das Verständnis von allen Seiten für den Kapitalmarkt stimmt, können Ziele umgesetzt werden, die sich wiederum für alle Seiten als Vorteil erweisen können. Dann können wir uns sehr wohl vorstellen, unseren Marktauftritt in Österreich zu vergrößern.  

Das heißt, Sie legen zunächst einmal 4/5 der Mandate zurück ...

Ja, es fehlt diesen Unternehmen dann ein Marktteilnehmer mit entsprechender Liquidität. Dadurch, dass unser Haus ausnahmslos auf die Nutzung einer Quote Machine verzichtet und für die Handelbarkeit der Kurse steht, die wir ins Orderbuch einstellen, können, je nach Orderbuch, die Spreads größer werden. Verständlicherweise haben wir in diesen Fällen auch nur das Mindestmaß erfüllt, um unser Rating von der Wiener Börse zu erhalten, was aber nicht unser Verständnis für das Produkt Market Making ist, wenn man eine Kooperation eingeht, da wir in diesen Fällen sehr viel professioneller agieren.

Das ist sehr direkt und das finde ich gut. Was muss an der Wiener Börse Ihrer Meinung nach sonst noch passieren?

Ohne einen Wandel wird der Marktplatz leider weiterhin an Bedeutung verlieren, worunter gerade die börsenotierten Unternehmen leiden werden, da das Interesse immer mehr schwindet. Unsere Wünsche wären: Zunächst ein Umdenken aller beteiligten Akteure als auch das Verständnis für Veränderungen aufbringen. Dazu die Implementierung neuer Prozesse seitens der Börse Wien für die Attraktivität des Wiener Börsenplatzes als auch die Abschaffung des Ausschreibungsverfahrens und stattdessen die Auflage, dass für die Notiz am Kapitalmarkt Wien mindestens zwei Market Maker als auch zwei Researchhäuser benötigt werden. 

Aber größtenteils sind doch bereits jetzt mehr als zwei Marktteilnehmer, und damit meine ich Market Maker und Spezialisten, im Orderbuch vorhanden; wenn zukünftig nur noch die zwei Pflichtplayer dort vorhanden sein sollten, könnte  sich die Liquidität ja noch weiter reduzieren. Oder sehe ich das falsch? 

Es stimmt, dass teilweise mehr als zwei Pflichtplayer, sogar mitunter bis zu zehn, in den Orderbüchern vorhanden sind. Der überwiegende Teil dieser nutzt aber eine Quote Machine und diese entzieht sich dem Markt, sobald sie Gefahr läuft, ausgeführt zu werden.  

Also Quote Machine Institute nur als Schein-Market Maker?

Sagen wir so: Diese Player nützen dem Markt nichts und gehen auch kein Risiko ein, wie eingangs beschrieben. Eine Verbesserung kann nur erfolgen, wenn echte Marktteilnehmer im Orderbuch vorhanden sind, die gewillt sind, zu handeln und zwar zu den Kursen, die sie eingestellt haben. Das Risiko hierfür trägt alleine der Pflichtplayer - Broker und Banken - und kann nur durch eine Kooperation oder den Ausgleich durch eine ganzheitliche Betreuung reduziert werden.  Wie in Deutschland auch, dürfen sich auch weitere Market Maker „freiwillig“ in den jeweiligen Aktien als Liquiditätsspender zur Verfügung stellen und werden dies auch tun. Deren Motivation ist die Einsparung von Handelskosten bei Erzielen der Erfüllungsquoten, was mit Quote Machines hervorragend gelingt, allerdings für den Kapitalmarkt in keinster Weise effizient ist. Genau deshalb muss erlaubt sein, dass sich ein Emittent den Partner am Kapitalmarkt aussuchen kann, der ihn bestmöglich betreut, um sich entwickeln zu können und für dessen Dienstleistung er bezahlen darf, ohne dass er sich hierfür auf den Hauptversammlungen rechtfertigen muss. Genau aus diesem Grunde verzichten österreichische Emittenten darauf, Kooperationen mit Marktteilnehmern einzugehen, um sich nicht rechtfertigen zu müssen. Dabei sind genau diese Marktteilnehmer so wichtig, um die Unternehmen gemeinsam mit diesen am Kapitalmarkt zu entwickeln. Auch hier sehen wir die Börse Wien in Handlungszwang, um die Emittenten aus der Schusslinie zu  nehmen.   Je mehr Informationen am Kapitalmarkt über ein Unternehmen bekannt sind und je mehr unabhängige Meinungen hierzu veröffentlicht wurden umso besser können Investments eingeschätzt werden, was im Sinne aller Akteure sein sollte und was der Liquidität, den Aktienkursen und der Volatilität zugute käme.

Aus dem Fachheft 48-50, "Ausblicke".



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Bildnachweis

1. Silke Schlünsen, Oddo Seydler, mit dem Number One Award für den grössten ausländischen Market Maker in Wien , (© photaq/Martina Draper)   >> Öffnen auf photaq.com

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    Welches Ausmaß hat dieser Rückzug?

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    Das heißt, Sie legen zunächst einmal 4/5 der Mandate zurück ...

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