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Snapchat-Börsengang: Warum Privatanleger nicht zugreifen sollten (Christoph Scherbaum)

Autor:
Christoph Scherbaum

Die Börsenblogger ist das einfache und direkte Sprachrohr von Journalisten und deren Kollegen, die teils schon mit jahrzehntelanger Arbeits- und Börsenerfahrung aufwarten können. Auch als professionelle Marktteilnehmer. Letztlich sind wir alle Börsenfans. Aber wir vertreten in diesem Blog auch eine ganz simple Philosophie: Wir wollen unabhängig von irgendwelchen Analysten, Bankexperten oder Gurus schreiben, was wir zum aktuellen (Börsen-)Geschehen denken, was uns beschäftigt. Das kommt Ihnen, dem Leser, zu Gute.

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06.02.2017, 3116 Zeichen

Seit wenigen Tagen ist es offiziell: Snapchat, bzw. dessen Mutter Snap, geht an die Börse. Sie kennen Snapchat nicht? Macht nichts. Es handelt sich um eine Smartphone-App, die die darüber geteilten Kommunikationsinhalte (Bilder, Videos) nach kurzer Zeit wieder löscht. Sie fragen sich jetzt, worin das Geschäftsmodell dieser kostenfreien App liegt?

Wie so oft im Social Media Bereich wird auf Werbung gesetzt. Dass dieser Markt allerdings nicht unendlich groß ist, dürfte sich auch bis zu potentiellen Snapchat-Investoren herumgesprochen haben. Insofern trifft Snapchat also mit Facebook und seinen Diensten auf die härteste Konkurrenz. Mit dem Unterschied: Facebook ist kein Kurzzeitkommunikationskanal, sondern hat sich als Tagebuch, Poesiealbum, Freunde-Netzwerk und Marketinginstrument von Unternehmen etabliert. Auf ein solches Social Network wollen viele nicht verzichten. Snapchat ist dagegen insofern verzichtbar, als dass es jederzeit durch andere Anwendungen ersetzt werden kann.

Doch selbst wenn sich Snapchat etablieren sollte, ist die Frage, wie das Geschäftsmodell weiter Fuß fassen möchte. Die Zahl der aktiven Anwender ist begrenzt – wie so oft in diesem Sektor. Derzeit keine 160 Millionen – trotz rassantem Wachstum (Facebook hat mehr als zehnmal so viele Nutzer). Das ist insofern wichtig, da die Notwendigkeit auf sich selbst löschende Inhalte zu setzen, nur für wenige Nutzer wirklich wichtig ist. Als „Sexting“-App war Snapchat ja schon verschrien. Aber gerade dieser Sektor lebt auch von häufigen Produktneuentwicklungen.

Infografik: Snapchat wächst rasant  | Statista
Mehr Statistiken finden Sie bei Statista

Bleibt noch der Blick auf die harten Zahlen: Dort sind zwar deutliche Umsatzverbesserungen – zuletzt auf 405 Mio. US-Dollar im Gesamtjahr – zu sehen. Aber gleichzeitig wurden auch Verluste von 515 Mio. US-Dollar produziert. Die Hoffnung auf Gewinne mag verlockend sein, aber bis Snap tatsächlich schwarze Zahlen schreibt, dürfte noch einige Zeit vergehen – sofern es überhaupt gelingt.

Und dann wäre ja noch der Börsengang als solcher noch: Die beiden Gründer Evan Spiegel und Bobby Murphy bleiben dank spezieller Aktien die Bestimmer im Unternehmen. Sie verfügen auch nach dem Börsengang über jeweils 44 Prozent der Stimmrechte, denn im Rahmen des IPOs werden nur stimmrechtslose Aktien angeboten. Bleibt die Frage, was man als Anleger bei einem Unternehmen soll, über dessen Business man nicht entscheiden kann und das tiefrote Zahlen schreibt. Wir glauben: Nichts.

Die beiden Gründer haben sich mehreren Übernahmeversuchen erfolgreich wiedersetzt. Nun soll ein Börsengang das große Geld bringen. An der Wall Street wird es sicher einen „Dummen“ finden, der begeistert ist von Snapchat. Aber das Risiko ist sehr groß, dass sich Snapchat als Luftnummer an der Börse entpuppt.

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