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RHI Magnesita: Dritter Markt unpassend  (Wilhelm Rasinger)

Bild: © Martina Draper/photaq, Wilhelm Rasinger (IVA)

Autor:
Wilhelm Rasinger

ist Präsident des IVA, Honorarprofessor für Betriebswirtschaft und Aufsichtsrat bei Wienerberger, Erste Group Bank AG und S IMMO AG.

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27.03.2017, 2791 Zeichen

Seit kurzem hat RHI mit Stefan Borgas wieder einen neuen CEO, der Franz Struzl und Wolfgang Ruttenstorfer nachfolgt. Mit erstaunlich viel Charme und Eloquenz präsentierte der international erfahrene Manager die RHI-Zahlen 2016, die besser ausfielen als im Vorjahr. Das eigentliche Thema ist aber das Übernahmeprojekt Magnesita. In der zweiten Hälfte 2017 werden dazu die RHI-Aktionäre in einer außerordentlichen Hauptversammlung befragt werden. Fix sind bereits jetzt Kosten in zweistelliger Millionenhöhe, die schon im Jahresabschluss 2016 anfielen. Auf Basis der aktuellen Daten und Fakten von RHI und Magnesita ist diese weitreichende Entscheidung zu treffen. Es gibt bereits jetzt wortgewaltige Skeptiker und Warner.

Unverständlich ist aus der Sicht des privaten Streubesitzes, dass das neue Konstrukt als niederländische Gesellschaft konzipiert wird, deren Aktien in London gehandelt werden sollen. Die bisherigen Argumente wie bessere Sichtbarkeit und tendenziell günstigere Bewertung sind weder nachvollziehbar, noch gesichert. Der BREXIT ist sicherlich ein zusätzlicher Dämpfer. Nicht überzeugend sind Erklärungen, dass durch den Merger der Wirtschaftsstandort Österreich gestärkt wird. Wienerberger, die als international breit gestreute AG seit Jahrzehnten in Wien notiert, ohne dadurch einen Nachteil in der Beurteilung durch die Investoren zu haben, ist ein Gegenbeispiel . Ein anderes ist die Erste Group Bank, aber auch die BUWOG und ANDRITZ.

Die Ankündigung einer zusätzlichen Notiz im Dritten Markt in Wien ist zwar ein freundliches Signal. Aber das Umfeld stimmt einfach nicht in diesem Marktsegment, aus dem jederzeit ein Rückzug problemlos möglich ist. 

Die Teilnahme an der Hauptversammlung in den Niederlande ist de facto  wegen der Reisekosten unmöglich. Unangenehm ist auch, dass die heimischen Aktionäre sich mit dem Doppelbesteuerungsabkommen Österreich – Niederlande beschäftigen müssen, statt dass durch den direkten Abzug der Kapitalertragsteuer die Steuerpflicht erledigt wird. 

Durch den Merger über die Grenze ist davon auszugehen, dass es zwei kostenintensive Überprüfungsverfahren geben wird: einerseits betreffend die Angemessenheit der anzubietenden Barabfindung und andrerseits betreffend das Umtauschverhältnis RHI zu Magnesita. 

Es besteht derzeit kein Grund, die RHI-Aktie, die durch zwei gravierende Fehlentscheidungen (USA-Engagement, Norwegen-Projekt) und den permanenten Wechsel in der Vorstandsetage in der Vergangenheit stark gelitten hat, zu verkaufen. Es ist ein Beweis der besonderen Stärke, dass dies bisher verkraftet werden konnte.

In der zweiten Jahreshälfte 2017 – nach Vorliegen der konkreten Zahlen – kann der Aktionär entscheiden, ob er aussteigt. Die Frage ist, ob der Deal noch Sinn macht, wenn viele Aktionäre sich verabschieden wollen?


(27.03.2017)

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Autor
Wilhelm Rasinger
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