04.05.2017, 6351 Zeichen
Diese Strategie zur FED Sitzung, also US-Notenbanksitzung, ist relativ einfach. Vor der FED Sitzung Long gehen! Mit dieser einfachen Strategie hättet Ihr an nur acht Tagen knapp 80% der Performance eines Buy and Hold Investors im S&P 500 erzielt und das mit deutlich weniger Risiko!
Hintergrund der Strategie zur FED:
Die Strategie, die ich heute vorstellen möchte, ist eine der besten die ich kenne. Die Idee wurde im September 2011 ausführlich von David O. Lucca und Emanuel Moench in deren Paper „The Pre-FOMC Announcement Drift“ vorgestellt.
Die Grundidee ist, dass globale Aktienmärkte vor dem FOMC-Meeting ansteigen. Die Abkürzung FOMC steht für Federal Open Market Commitee und bezeichnet damit den Offenmarktausschuss der US-amerikanischen Notenbank, der FED (Federal Reserve Bank). Der FOMC besteht aus zwölf stimmberechtigten Mitgliedern, sieben davon gehören dem Ausschuss der Zentralbank (FED´s Board of Governors) an, die anderen 5 Mitglieder des FOMC werden aus den insgesamt 12 Präsidenten der Notenbank heraus bestimmt.
Das FOMC tritt achtmal im Jahr zusammen, um über die Geldpolitik der USA zu entscheiden. Dazu gehört maßgeblich die Festsetzung des US-amerikanischen Leitzinses, dessen Veränderung zu großen Resonanzen an den weltweiten Börsen führt. Weiterhin wird ein Ausblick für die künftige Zinsentwicklung gegeben und das FOMC entscheidet über mögliche Interventionen der FED an den internationalen Devisenmärkten sowie den Kauf von Staatsanleihen.
Um vom Pre-FOMC Announcement Drift profitieren zu können, gehe ich jeweils am Abend vor einer FOMC-Entscheidung den S&P 500 Long als Strategie zur FED. Die Position halte ich insgesamt 24 Stunden bis nach der Entscheidung. Damit komme ich auf acht Trades im Jahr bei denen ich jeweils für 24 Stunden Long im S&P 500 bin. Für die Strategie ist kein Stop Loss und kein Take Profit vorgesehen.
Das Ergebnis für die Umsetzung der Strategie im S&P 500 ab 19.05.1997:
Der Vergleich der Indizes auf internationaler Ebene mit den Zeitmarken bringt auch erstaunliches zu Tage:
Intraday Performance verschiedener Aktienindizes um die FOMC-Veröffentlichung:

Quelle: The Pre-FOMC Announcement Drift
Warum die Strategie zur FED funktioniert:
Verschiedene wissenschaftliche Studien zeigen, dass diese Strategie seit 1980 erfolgreich ist. In den letzten Jahren hat sich der Pre-FOMC Announcement Drift sogar noch weiter verstärkt. Insbesondere wenn die Zinsstrukturkurve in den USA flach und der Volatilitätsindex (VIX) hoch war, waren die 24 Stunden vor dem FOMC-Announcement sehr ertragreich.
Im Durchschnitt konnten mit den acht Tagen vor der Zinsentscheidung knapp 80% aller Gewinne im S&P 500 erzielt werden. Das heißt, wenn Sie immer nur 24 Stunden vor dem FOMC-Announcement den S&P 500 gekauft hätten, hätten Sie ca. 80% der Erträge eines Buy and Hold Investors erzielt und das mit deutlich weniger Risiko, weil Sie nur an 8 Tagen im Jahr Ihr Geld investiert haben. Dabei ist es egal, ob die FED die Zinsen angehoben, gleich gelassen oder gesenkt hat. Die eigentliche Zins-Entscheidung brachte insgesamt keine Rendite. Der Performanceeffekt war in Summe null. Wichtiger ist die Antizipation einer kapitalmarktfreundlichen Entscheidung der FED.
Warum funktioniert diese einfache Strategie zur FED so gut? Ich denke, dies liegt am Verhalten der institutionellen Investoren. In der Woche vor einer FED-Entscheidung beginnt die sogenannte „Blackout Period“. Diese Selbstverpflichtung, wonach vor der Bekanntgabe der FED- Entscheidung die Mitglieder des FOMC keine Reden halten und keine Kommentare zur Zinspolitik abgeben dürfen, führt zu einem Rückgang des Handelsvolumen und der Liquidität. Insbesondere direkt vor der Zinsentscheidung sind das Handelsvolumen und die Liquidität deutlich unter dem Durchschnitt.
Professionelle Kapitalmarktteilnehmer sind Risiko in der Regel übergewichtet. Vor so einem wichtigen und volatilen Event wie dem FOMC-Announcement neigen sie dazu, ihre Risiken zu reduzieren und sich eventuell sogar aus Aktien zu verabschieden bis sie nach der Zins-Entscheidung wieder mehr Informationen haben. Mit Beginn der „Blackout Period“ legen sie keine Mittelzuflüsse mehr an und sichern sich über Futures und Optionen gegen eventuelle Event-Risiken ab. Kommt es in so einem Marktumfeld nur zu geringen Aktien-Käufen, können diese Aufgrund der geringen Liquidität die Märkte überdurchschnittlich stark steigen lassen.
Für diese These spricht auch, dass vor einer Entscheidung nur relativ wenig über die FED und deren Strategie in Zeitungen geschrieben wird. Unmittelbar nach einer Entscheidung sind die Zeitungen voll mit Kommentaren zur FED. Die großen aktiven Asset Manager positionieren sich also nicht vor, sondern erst nach dem Event. Dadurch können mutige Investoren, die auf diesen Effekt vertrauen, eine Überrendite erzielen.
Gut:
- sehr einfaches System
- leicht umzusetzen
- Strategie funktioniert seit 1980 sehr stabil
- hohe Liquidität im S&P 500
- nur acht Trades im Jahr bedeuten wenig Stress
- geringe Transaktionskosten
- vielfach in wissenschaftlichen Publikationen bestätigt
- wir sind nur acht Handelstage im Jahr in Aktien investiert
- Strategie verdient auch bei fallenden Märkten Geld
- Strategie funktioniert in verschiedenen globalen Aktienmärkten
- Die Resultate haben sich in den letzten Jahren verbessert
Schlecht:
- Schlechte Ergebnisse vor 1980 (aber auch häufigere Sitzungen)
- Kein SL
Interessant:
- Verbesserung der Strategie durch individuelles Timing möglich
- Zinsen sind seit 1980 tendenziell gefallen – gut für Aktien
- Funktioniert besonders gut bei amerikanischen Aktienmärkten
- Verbesserte Performance, wenn die Zinsstrukturkurve flach ist und der VIX hoch ist
- Handelsvolumen und Liquidität ist vor der FED-Entscheidung gering
- Strategie könnte mit dem Verkauf von Put Optionen noch weiter optimiert werden
Dieser Beitrag von André Stagge wurde von trading-treff.de zur Verfügung gestellt. Dort gibt es Analysen, Wissen und Emotionen zum Trading.
Der Senior Portfolio Manager André Stagge, CFTe, CFA beschäftigt sich seit 1996 sehr intensiv mit den Themen Börse und Kapitalanlage. Seit 2007 arbeitet André als Portfoliomanager bei einer großen deutschen Fondsgesellschaft. Dort ist er hauptsächlich für das Thema Overlay Management im FX Bereich verantwortlich. Seine täglichen Aufgaben umfassen das aktive Handeln von Währungen, Futures und Optionen mit dem Auftrag, marktneutral Gewinne zu erzielen.
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