SAP: Alles andere als normal… (Michael Vaupel, Christoph Scherbaum)
17.05.2017, 2896 Zeichen
Bei den jüngsten Hauptversammlungen fiel der Blick auf die Abstimmungsergebnisse meist so aus: Die Zustimmungsquoten lagen bei den Tagesordnungspunkten meist über 90%, keine Überraschungen.
Als ich mir die Abstimmungsergebnisse zu den Tagesordnungspunkten der jüngsten Hauptversammlung bei SAP (WKN: 716460 / ISIN: DE0007164600) angeschaut habe, fiel mir auf: Holla, beim Punkt „Entlastung des Aufsichtsrats“ für das Geschäftsjahr 2016 kam es zu einem sehr, sehr knappen Ergebnis! Von wegen über 90% JA-Stimmen. Hier gab es gerade einmal 50,49% JA-Stimmen – und 49,51% NEIN-Stimmen. Mit anderen Worten: Nur ein wenig mehr NEIN-Stimmen, und der SAP-Vorstand wäre nicht entlastet worden!
SAP-Chart: finanztreff.de
SAP: Der Aufsichtsrat wurde für 2016 nur sehr knapp entlastet
Hintergrund dürfte sein, dass einige Aktionäre wohl nicht mit der Arbeit des Aufsichtsrats zufrieden waren. Dieser soll dem Management gewissermaßen auf die Finger schauen – wenn ich mir die Höhe der Bezüge des SAP-Vorstandsvorsitzenden anschaue, sieht das allerdings etwas nach Selbstbedienungsladen aus. Insofern finde ich es gut, dass das nicht einfach wie üblich „durchgewunken“ wurde. Ich habe eben in den SAP Geschäftsbericht geschaut und dort auf S. 32 (Punkt „Vergütungsbericht“) gelesen, dass der Vorstandssprecher Bill Dermont 2016 eine Gesamtvergütung von insgesamt exakt 13,9824 Mio. Euro erhalten hat.
Quelle: SAP Integrierter Bericht 2016
Ui. Um das mal in Relation zu setzen: Ich habe gelesen, dass in Deutschland das durchschnittliche Brutto-Jahresgehalt einer Krankenschwester bei 33.312 Euro liegen soll. Damit hat Bill Dermont im vergangenen Jahr an Bezügen den Gegenwert des Gehalts von rund 420 Krankenschwestern erhalten. Das ist auch im Vergleich mit anderen DAX -Unternehmen echt happig!
Insofern 1a, dass die Aktionäre auf der Hauptversammlung diesmal nicht nur als „Stimmvieh“ die Vorschläge von Aufsichtsrat und Vorstand abgenickt haben, sondern auch einmal kräftig mit NEIN gestimmt haben. Und beinahe hätte es sogar eine Mehrheit für die NEIN-Stimmen gegeben. Vielleicht reicht schon der Anteil von 49,51% NEIN-Stimmen, das in Zukunft manche Vorstände und Aufsichtsräte zwei Mal nachdenken, wenn es um die Höhe der Bezüge geht. (Frommer Wunsch, Vaupel?)
Und hier noch das Zitat zum Tag:
„Man sollte immer ein Hobby haben, etwas das einen beschäftigt und mit dem man sich beschäftigt. Reine Berieselung ist der Tod.“ – Max Kruse
Ein Beitrag von Michael Vaupel
Michael Vaupel, diplomierter Volkswirt und Historiker (M.A.), Vollblut-Börsianer. Nach dem Studium Volontariat und Leitender Redakteur und Analyst diverser Börsenbriefe (Emerging Markets, Internet, Derivate, Rohstoffe). Er ist gefragter Interview- und Chatpartner (N24, CortalConsors). Ethisch korrektes Investieren ist ihm wichtig.
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