23.06.2017, 3841 Zeichen
Diese Woche kam die Nachricht, dass die Bremer Landesbank auf gewisse Schuldverschreibungen die Zinszahlung einstellt. Solche Nachrichten sind aus dem Sparkassensektor eher unüblich. Grund genug hinter die Kulissen dieser Meldung und auf das Sicherungssystem der Sparkassen-Finanzgruppe zu schauen.
Was passierte bei der Bremer Landesbank?
Die Bremer Landesbank hat – wie andere Landesbanken auch – ein Problem mit dem Kreditportfolio. Kredite im Bereich der Schifffahrt belasten die Erträge. Wertberichtigungen in diesem Sektor drückten das Ergebnis im Jahr 2016 ins Minus. An dieser Stelle nun ergibt die Meldung von gestern Abend Sinn. Immerhin sind die Bonds, deren Zinszahlungen ausgesetzt werden, den Eigenmitteln zuzurechnen. Solche Produkte haben oftmals eine höhere Verzinsung, die durch ein „Mehr an Risiko“ bezahlt werden. Dafür beinhalten die Anleihebedingungen aber auch die Möglichkeit, die Zinszahlungen unter bestimmten Bedingungen auszusetzen – zum Beispiel bei einem Bilanzverlust. Es ist also durchaus ein legitimer Schritt, den die Bremer an dieser Stelle gehen.
Doch eine Frage bleibt, gerade weil die Probleme im Sektor der Landesbanken zuletzt nicht kleiner wurden.
Wie sicher ist das Sicherungssystem der Sparkassen-Finanzgruppe?
Das Sicherungssystem der Sparkassen-Finanzgruppe ist tatsächlich gerade für viele Kunden ein Segen. Innerhalb der Sparkassenorganisation ist es egal welchem Institut ich mein Geld anvertraue.
Die Sparkassen, Landesbanken und Landesbausparkassen in Deutschland stehen füreinander ein. Sie gewährleisten die Solvenz und Liquidität der Institute auch im Falle wirtschaftlicher Schwierigkeiten.
Insbesondere dieser Umstand entlastet Kunden in den aktuellen Zeiten. Statt sich die Bankenlandschaft genau anzusehen, kann durchaus die Sparkasse vor Ort gewählt werden. Immerhin stehen die Sparkassen füreinander ein und sorgen so für Sicherheit im eigenen System. Seit dem im Jahre 1970 das Sicherungssystem gegründet wurde, kam es nicht ein einziges Mal zu einem Ausfall eines Institutes. Selbst in der letzten großen Finanzkrise bewährte sich das System. Doch die aktuelle Struktur wirft auch Fragen auf.
Landesbanken als Risikofaktor für das Sicherungssystem der Sparkassen-Finanzgruppe
Gerade weil ein solches Sicherungssystem existiert, lohnt es sich, die schwächsten Glieder der Kette anzusehen. In der aktuellen Situation kann man unzweifelhaft sagen, dass der größte Belastungsfaktor nicht in den klassischen Sparkassen selbst zu finden ist. Selbst wenn es so wäre, könnte das Sicherungssystem eine gefährdete Sparkasse ohne Probleme auffangen.
Aber es sind die Landesbanken, die das Sicherungssystem zukünftig belasten könnten. Diese stellen im Gegensatz zu den einzelnen Sparkassen echte „Brocken“ dar. Einen solchen Brocken aufzufangen, dürfte das System belasten und tatsächlich auf die Probe stellen. So gut das Sicherungssystem der Sparkassen gedacht ist und so vorteilhaft es für die Kunden der Sparkassen auch ist, die Landesbanken stellen ein Risiko dar. Aus heutiger Sicht denke ich, dass dieses Risiko beherrschbar ist. Trotzdem sollte das Sicherungssystem zukünftig reformiert werden. Das Risiko der „großen Brocken“ sollte mittelfristig reduziert werden. Nur so wird aus einer gut gedachten Einrichtung erneut eine gut gemachte Einrichtung.
Ich wünsche Ihnen alles Gute für Ihr Geld,
Martin Kronberg
Dieser Beitrag von Martin Kronberg wurde von trading-treff.de zur Verfügung gestellt. Dort gibt es Analysen, Wissen und Emotionen zum Trading.
Martin Kronberg recherchiert kritisch an der Basis der Finanzmärkte. Dabei werden nicht nur Themen aus dem Bereich Trading, sondern auch andere wirtschaftliche Zusammenhänge erörtert. Auf anderen Portalen tritt Martin Kronberg stellvertretend für die Autoren des Trading-Treff auf.
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