29.06.2017, 5305 Zeichen
Schrecksekunden bei Tradern im Goldmarkt und allgemeinen Marktbeobachtern. Am Montag gab es einen „Flash Crash im Gold“, bei dem der Goldpreis binnen weniger Augenblicke stark fiel. Was steckte dahinter und wie äußerte sich dies im Chartbild?
Was ist ein Flash Crash?
Als Flash Crash wird eine schnelle Kursbewegung bezeichnet, die in kurzer Zeit mit hohem Volumen den Kurs eines Basiswertes oder ganzer Märkte unter Druck bringt. Das hohe Volumen ist dabei ein Indiz für eine Liquiditätskrise in dieser kurzen Zeit, denn massive Verkaufsaufträge treffen auf geringes Kaufvolumen. Die Kursbildung an freien Märkten erfolgt jedoch noch immer durch Angebot und Nachfrage. So kann es zu optischen Verwerfungen kommen, die teilweise ganze Märkte wie die Wall Street am 6. Mai 2010, in einen Abwärtsstrudel ziehen können. Folgendes „legendäres“ Video zum S&P500 kam mir gleich in Erinnerung:
Was sind die Hintergründe?
Oftmals sind diese recht menschlich begründet. So genannte „Fat Fingers“, also dicke Finger, die bei der Ordereingabe einen Fehler hervorrufen, sind hierfür die Ursache. Denn es macht für den Markt einen erheblichen Unterschied, wenn ein Händler 10 Futures zum Kurs von 12.000 oder 12.000 Futures zum Kurs von 10 in das System eingibt. Genau so passieren jedoch diese Flash Crashs und die „Fat Finger Orders“ sind meist extrem schmerzhaft für das Händlerkonto oder das entsprechende Handelshaus.
Eine Verstärkung dieser Marktteilnehmer wird zudem immer noch durch Absicherungsgeschäfte anderer Marktteilnehmer erfolgen, denn der jeweilige Kurs ist immer der Trigger für Aktionen großer Marktakteure – den eigenen Bestand zu verkleinern oder eben abzusichern. Und genau dies verstärkt eine solche Bewegung noch einmal. Im Extremfall könnte dies zu einem Marktcrash führen, doch soweit kam es es gestern natürlich nicht. Schauen wir zurück auf den Flash Crash im Gold.
Flash Crash im Gold
Marktbeobachter und vor allem Trader im Asset Gold staunten sehr, als der Goldpreis gestern um 10 Uhr massiv nachgab. Hohes Volumen traf hier auf relativ geringe Nachfrage und so kam es bei der Kursbildung, die aus Angebot und Nachfrage besteht, folglich zu dieser Reaktion:
Aus diversen Quellen (bspw. Handelsblatt-Artikel) ist zu entnehmen, dass innerhalb einer Minute das Volumen auf 1,8 Millionen Unzen nach oben schoss. Das entspricht 18.150 Future-Kontrakten oder umgerechnet wurden dabei 56 Tonnen Gold bewegt. Solche ein Handelsvolumen gab es nicht einmal am Tag der Trump-Wahl oder bei der Verkündung des Brexit in der ersten Reaktion!
Die genaue Ursache allerdings ist noch nicht geklärt. Im Artikel steht u.a.
„Niemand weiß etwas, abgesehen von dem unglücklichen Individuum, das den falschen Knopf gedrückt hat“, so David Govett, Chef des Edelmetall-Handels bei der Marex Spectron Group in London.
Dabei wurde auch eine Unterstützung durchbrochen, an die mehrere Marktteilnehmer und Techniker festhielten (vergleichlich diese Analyse: Goldpreis findet Unterstützung…). Dabei reagieren natürlich automatisierte Handelssystem und entsprechende Stopps greifen, was eine Marktreaktion noch verstärken kann. Charttechnik zählt in so einem Moment kaum, so dass es hier erst um 1.236 Dollar zu einem Stillstand des Verkaufsdrucks kam. Historisch beleuchtet ist dies der niedrigste Wert seit dem 16. Mai 2017.
Erst kurz darauf griff die Markttechnik wieder und es kam zu einer technischen Reaktion. Man sieht hier im Chartbild die ehemalige Unterstützung des Stundencharts eingezeichnet:
Reaktion einen Tag später
Mit dem zeitlichen Abstand von 24 Stunden kann man von einer Beruhigung sprechen. Dabei manifestiert sich der Eingangsgedanke, dass es sich um einen reinen Flash Crash im Gold handelte und keine Verkaufswelle über Tage oder Wochen auf Grund eines direkten Markt-Ereignisses losgetreten wurde.
Der Blick auf den aktuellen Chart bestätigt dies, denn der Flash Crash im Gold scheint vergessen. Zumindest wurde das Kursniveau vor dieser Bewegung fast wieder erreicht:
Wie reagiert man also darauf? Das Fazit zu ziehen, Stopps sind nicht gut, wäre fatal. Denn in der Situation selbst weiss niemand, ob es sich um eine „Fat Finger Order“ handelt, oder der Markt wirklich stark in eine Richtung tendiert. Insofern halte ich es für sinnvoll, diese Ereignisse ggf. als „Schwarze Schwäne“ zu akzeptieren oder aber im Rahmen einer Portfoliostrukturierung /Auswahl der Handelsinstrumente hier insgesamt keine große Gefahr im Gesamtdepot zu haben. Kurzfristigen Tradern mit Hebel 100 in Derivaten kann man vor solchen Ereignissen leider nicht schützen. Für diese heißt es dann leider „Margin Call“.
In diesem Sinne, seien Sie wachsam oder besser noch stark diversifiziert,
Viel Erfolg beim Ausprobieren und Umsetzen,
Ihr Andreas Mueller – Bernecker1977
Dieser Beitrag von Bernecker1977 wurde von trading-treff.de zur Verfügung gestellt. Dort gibt es Analysen, Wissen und Emotionen zum Trading.
Bernecker1977 ist der Trader, Referent und Coach Andreas Mueller. Er handelt seit rund 20 Jahren Indizes, Devisen und Rohstoffe an der Börse mit Futures, Derivaten und CFDs und ist nicht nur auf wallstreet-online bereits seit dem Jahr 2005 in den „Tages-Trading-Chancen“ Ansprechpartner für alle börsenrelevanten Fragen.
Was noch interessant sein dürfte:
DAX – Warten auf ein neues Signal (Deutsche Bank Morning Daily) (Charttechnik)
DAX – Sind Erholungen bis 12.660 Punkte möglich? (Deutsche Bank Morning Daily) (Charttechnik)
DAX – Das ist noch nicht ausgestanden (Deutsche Bank Morning Daily) (Charttechnik)
DAX – Verkaufssignal belastet (Deutsche Bank Morning Daily) (Charttechnik)
Wiener Börse Party #1059: ATX über 5200, Erste Group-Aktie mit Windenergie erstmals in der Dreistelligkeit, Opening Bell läutet Andrea Maier
Bildnachweis
1.
Goldbarren, Tresor (Bild: OeNB/Niesner)
>> Öffnen auf photaq.com
Aktien auf dem Radar:VIG, Austriacard Holdings AG, Amag, Pierer Mobility, EuroTeleSites AG, Addiko Bank, ATX, ATX Prime, ATX TR, ATX NTR, DO&CO, Erste Group, Rosgix, EVN, voestalpine, Agrana, FACC, Frequentis, Kapsch TrafficCom, Palfinger, Semperit, BKS Bank Stamm, Oberbank AG Stamm, Mayr-Melnhof, AT&S, CPI Europe AG, Österreichische Post, RHI Magnesita, Telekom Austria.
Random Partner
Österreichische Post
Die Österreichische Post ist der landesweit führende Logistik- und Postdienstleister. Zu den Hauptgeschäftsbereichen zählen die Beförderung von Briefen, Werbesendungen, Printmedien und Paketen. Das Unternehmen hat Tochtergesellschaften in zwölf europäischen Ländern.
>> Besuchen Sie 62 weitere Partner auf boerse-social.com/partner
Latest Blogs
» Österreich-Depots: Wochenend-Bilanz (Depot Kommentar)
» Börsegeschichte 19.12.: Kapsch TrafficCo, S Immo, UBM (Börse Geschichte)...
» Nachlese: Peter Bösenberg, credi2, Andreas Babler vs. Javier Milei (audi...
» PIR-News: Erste Group, RBI, EVN (Christine Petzwinkler)
» Wiener Börse Party #1059: ATX über 5200, Erste Group-Aktie mit Windenerg...
» Wiener Börse zu Mittag fester: RBI, Frequentis, Verbund gesucht
» Börsepeople im Podcast S22/15: Peter Bösenberg
» Börse-Inputs auf Spotify zu u.a. Andreas Babler vs. Javier Milei, Gunter...
» ATX-Trends: Erste Group, RBI, EVN, VIG, AT&S ...
» Österreich-Depots: Immer wieder am All-time-High gescheitert (Depot Komm...
Useletter
Die Useletter "Morning Xpresso" und "Evening Xtrakt" heben sich deutlich von den gängigen Newslettern ab.
Beispiele ansehen bzw. kostenfrei anmelden. Wichtige Börse-Infos garantiert.
Newsletter abonnieren
Runplugged
Infos über neue Financial Literacy Audio Files für die Runplugged App
(kostenfrei downloaden über http://runplugged.com/spreadit)
per Newsletter erhalten
- Wiener Börse: ATX geht 0,85 Prozent fester aus de...
- Wiener Börse Nebenwerte-Blick: Kapsch TrafficCom ...
- Wie Kapsch TrafficCom, Frequentis, Semperit, FACC...
- Wie RBI, DO&CO, Bawag, CPI Europe AG, voestalpine...
- ATX charttechnisch: Die Richtung zeigt weiter nac...
- Fazits zu EVN, VIG, RBI, voestalpine ...
Featured Partner Video
SportWoche ÖTV-Spitzentennis Podcast: Sandro Kopp Karrierehoch, Lilli Tagger im Duell um die grosse Chance überholt worden
Ende Woche 48/2025: Die Storyline hinter "Lilli Tagger gegen Emerson Jones (AUS) um eine historische 10-Wochen-Chance" (und welche Rolle Iva Jovic dabei spielt) geht weiter. Und: Gratulation an San...
Books josefchladek.com
Paul Graham
Beyond Caring
1986
Grey Editions
Ció Prat i Bofill
Milions d’estels i un somni
2025
Self published
Oliver Gerhartz
The waning season
2025
Nearest Truth
Robert Delford Brown
First Class Portraits
1973
First National Church of the Exquisite Panic Press,
Daniele Torriglia
Il senso della presenza
2025
Self published
