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Stada-Aktie: Kein Wunder (Michael Vaupel, Christoph Scherbaum)

Autor:
Christoph Scherbaum

Die Börsenblogger ist das einfache und direkte Sprachrohr von Journalisten und deren Kollegen, die teils schon mit jahrzehntelanger Arbeits- und Börsenerfahrung aufwarten können. Auch als professionelle Marktteilnehmer. Letztlich sind wir alle Börsenfans. Aber wir vertreten in diesem Blog auch eine ganz simple Philosophie: Wir wollen unabhängig von irgendwelchen Analysten, Bankexperten oder Gurus schreiben, was wir zum aktuellen (Börsen-)Geschehen denken, was uns beschäftigt. Das kommt Ihnen, dem Leser, zu Gute.

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03.07.2017, 7956 Zeichen

Sehr volatil zeigte sich Ende Juni 2017 der Kurs der Stada-Aktie (WKN: 725180 / ISIN: DE0007251803). Und das war auch kein Wunder: Denn die geplante Übernahme der Stada Arzneimittel AG „Nidda Healtchare Holding AG“ scheiterte.

Hinter dieser Holding stehen zwei Finanzinvestoren: Bain Capital und Cinven. Diese hätten sich offensichtlich gerne Stada einverleibt und hatten dafür 66,00 Euro Cash je Stada-Aktie geboten (bzw. 65,28 Euro plus 0,72 Euro Dividende für 2016).

Es war deshalb nicht überraschend, dass sich der Kurs der Stada-Aktie hin in Richtung des Gebots entwickelte, solange es wahrscheinlich schien, dass die Übernahme Erfolg haben wird. Doch nun, da dieser Übernahmeversuch gescheitert ist, entfernte sich der Kurs der Stada-Aktie deutlicher von dem Gebot.

Nun stellt sich natürlich die Frage, wohin die Reise beim Stada-Aktienkurs gehen wird. Wird jetzt vielleicht nach unten übertrieben? Auf welchem Niveau könnte die Stada-Aktie fair bewertet sein?

Mit dieser Thematik beschäftigt sich dieser Beitrag. Also schauen wir etwas genauer auf die Stada-Aktie bzw. die Umstände des gescheiterten Übernahme-Versuchs:

Die Stada Arzneimittel AG (kurz: „Stada“) ist ein deutsches Traditionsunternehmen, das 1895 in Dresden gegründet wurde. Dabei soll Stada für „Standardarzneimittel Deutscher Apotheker“ stehen – was zeigt, wo das Unternehmen begann – als Genossenschaft von Apothekern!

Inzwischen hat sich Stada zum weltweit tätigen Pharmakonzern entwickelt mit einem Umsatz von rund 2,14 Mrd. Euro im Geschäftsjahr 2016 und 10.839 Mitarbeiter(innen) auf Vollzeitbasis im Jahresdurchschnitt 2016. Bekannte Produkte von Stada sind die Generika „Paracetamol Stada“ und Grippostad-C.

Vor dem Überblick der Geschäftszahlen des Unternehmens zunächst ein Blick auf den Chart der Aktie:

Stada-Chart: finanztreff.de

Der Blick auf die jüngsten Geschäftszahlen von Stada:

Die Zahlen zum ersten Quartal 2017 sind die aktuellsten Geschäftszahlen, die von Stada vorliegen. Für diesen Zeitraum meldete Stada diese Zahlen:

Eckdaten Zahlen erstes Quartal 2017 Stada

  • Die Umsätze stiegen bei Stada im ersten Vierteljahr 2017 um 14% auf 566,3 Mio. Euro. Davon entfielen 325,9 Mio. Euro auf die Generika (+6%) und 240,4 Mio. Euro auf Markenprodukte (+27%).
  • Der operative Gewinn stieg sogar überdurchschnittlich stark, und zwar um 36% auf 76,5 Mio. Euro. Auch bereinigt konnte sich das Plus mit 20% auf 81,7 Mio. Euro sehen lassen.
  • Beim bereinigten operativen Ergebnis betrug der Zuwachs im Bereich Generika 10%, bei den Markenprodukten waren es +18%. Dies lag beides unter der Wachstumsrate des gesamten operativen Ergebnisses. Aber das kann eben auch an Veränderungen im Produktportfolio und/oder Währungseffekten gelegen haben. Wenn Sie die Details dazu wissen möchten, verweise ich auf den Link unten.
  • Ganz unten unter dem Strich blieb ein bereinigter Konzerngewinn von 53,3 Mio. Euro. Zum Vergleich: Der Vorjahreswert lag bei 40,1 Mio. Euro.
  • Das bereinigte Ergebnis je Aktie erreichte 0,86 Euro, nach 0,64 Euro im entsprechenden Vorjahresquartal. Dies entspricht einem Zuwachs von 33%.

Quelle: Stada. Die kompletten Quartalszahlen finden Sie auf der „Investor Relations“-Seite des Unternehmens bzw. direkt unter diesem Link:

Zwischenbericht 1. Quartal 2017 Marken für Menschen

Stada: Marken für Menschen?

Den Slogan des Quartalsberichts „Marken für Menschen“ fand ich zunächst etwas nichtssagend, an „Capitol Versicherung“ und Stromberg erinnernd. Natürlich für Menschen, für wen denn sonst? Aber als ich mir die Umsatzentwicklung angeschaut habe, konnte ich den Spruch schon nachvollziehen. Das Stada-Management wird sich wahrscheinlich über die starke Umsatzentwicklung bei den Markenprodukten gefreut haben – da hieß es schließlich +27% im ersten Quartal bezogen auf den Umsatz. Das ist in der Tat ein starker Wert.

Stada-Konzern: Nettoverschuldung in Q1 2017 gesenkt

Gut finde ich auch, dass Stada die Nettoverschuldung des Konzerns gesenkt hat. Im Quartalsvergleich sank diese von 1,1182 Mrd. Euro (31.12.2016) auf 1,0948 Mrd. Euro. Kein dramatisch großer Schritt – aber die Richtung finde ich gut. Nun der Blick auf das gescheiterte Übernahmeangebot:

Bieterwettstreit um Stada in 2017

Bekanntlich hatten die beiden Finanzinvestoren Bain Capital und Cinven über ihre Holding „Nidda Healtchare Holding AG“ 66,00 Euro Cash je Stada-Aktie geboten (bzw. 65,28 Euro, dann wären aber noch 0,72 Euro Dividende für 2016 hinzugekommen, Summe 66,00 Euro). Ab Februar 2017 war es losgegangen, da lagen diverse Übernahme-Angebote für Stada vor.

So hatte z.B. eine „Advent International Corporation“ 58,00 Euro zzgl. Dividende pro Stada-Aktie geboten. Im April teilte Stada dann mit, dass besagte Bain Capital und Cinven insgesamt 66 Euro je Stada-Aktie bieten – was „einer Prämie von circa 19,6 Prozent auf den volumengewichteten Durchschnittskurs der STADA-Aktie der letzten drei Monate“ entsprechen würde. Außerdem teilte das Unternehmen mit, ich zitiere:

„Nach eingehender Prüfung beider Transaktionsangebote sind Vorstand und Aufsichtsrat von STADA zu der Einschätzung gelangt, dass es im besten Unternehmensinteresse sowie im Interesse der Aktionärinnen und Aktionäre und weiteren Stakeholder von STADA liegt, das Angebot von Bain Capital und Cinven zu unterstützen.“

Aus: „STADA unterstützt von Bain Capital und Cinven angekündigtes freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot zu einem Gesamtwert von 66,00 Euro je Aktie“, online abrufbar unter diesem Link

Das kann auch im Klartext dies bedeuten: Der gebotene Preis ist gut – wären wir dumm, das nicht anzunehmen! Könnte im Umkehrschluss bedeuten, dass das Management selbst das Gebot von 66 Euro je Aktie als „gut“ im Sinne von „wir würden nicht so viel bezahlen“ sieht. Und damit würden die 66 Euro über dem fairen Wert der Stada-Aktie liegen. So eine mögliche Interpretation meinerseits.

Die Mindestannahmeschwelle wurde nicht erreicht

Bekanntlich wurden aber „nur“ 65,52% der Stada-Aktien im Rahmen des Angebots angedient, und die Mindestannahmeschwelle lag bei 67,5% (sie war schon gesenkt worden, vorher waren es 75% Schwelle gewesen). Damit wurde die Schwelle nicht erreicht und das Angebot ist erloschen. Damit ist es nur natürlich, dass der Kurs der Aktie nicht mehr knapp unter den gebotenen 66 Euro notiert. Er kam auch etwas zurück. Doch wo ist jetzt der faire Wert? Interessanterweise hatte die Stada-Aktie im Januar 2017 – bevor der Bieter-Wettstreit losging – zwischen in etwa 47,50 und 49,50 notiert. Im Rahmen des Bieter-Wettstreits stieg sie auf besagte 66 Euro, um dann auf rund 61,50 Euro Ende Juni zurückzukommen.

Mein Fazit: Geht die Korrektur weiter? Dann ist Stada sehr interessant!

Wir sollten nicht vergessen, dass besagte „Advent International Corporation“ auch an Stada interessiert war und 58 Euro je Aktie geboten hatte. Zudem waren die Zahlen zum ersten Quartal wirklich klasse, insbesondere das Wachstum beim Gewinn pro Aktie gefiel mir gut. 2016 hatte Stada für das Gesamtjahr einen bereinigten Gewinn pro Aktie von 2,69 Euro vorweisen können. Angesichts des Wachstums sollte hier ein KGV von 20 angemessen sein – was einem Kurs von 53,80 Euro auf Basis des 2016er Gewinns entsprechen würde. Auf dem Niveau wäre die Aktie meiner Ansicht nach ein Kauf, wenn sich sonst nichts ändert. Mal sehen, ob der Kurs im Zuge der Enttäuschung über das gescheiterte Übernahme-Angebot noch auf dieses Niveau fallen wird.

Diese Analyse habe ich im Original für www.aktienkaufen.com erstellt.

Ein Beitrag von Michael Vaupel

Michael Vaupel, diplomierter Volkswirt und Historiker (M.A.), Vollblut-Börsianer. Nach dem Studium Volontariat und Leitender Redakteur und Analyst diverser Börsenbriefe (Emerging Markets, Internet, Derivate, Rohstoffe). Er ist gefragter Interview- und Chatpartner (N24, CortalConsors). Ethisch korrektes Investieren ist ihm wichtig.
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Bildquelle: Michael Vaupel / STADA Pressefoto © STADA Arzneimittel AG


(03.07.2017)

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    Es war deshalb nicht überraschend, dass sich der Kurs der Stada-Aktie hin in Richtung des Gebots entwickelte, solange es wahrscheinlich schien, dass die Übernahme Erfolg haben wird. Doch nun, da dieser Übernahmeversuch gescheitert ist, entfernte sich der Kurs der Stada-Aktie deutlicher von dem Gebot.

    Nun stellt sich natürlich die Frage, wohin die Reise beim Stada-Aktienkurs gehen wird. Wird jetzt vielleicht nach unten übertrieben? Auf welchem Niveau könnte die Stada-Aktie fair bewertet sein?

    Mit dieser Thematik beschäftigt sich dieser Beitrag. Also schauen wir etwas genauer auf die Stada-Aktie bzw. die Umstände des gescheiterten Übernahme-Versuchs:

    Die Stada Arzneimittel AG (kurz: „Stada“) ist ein deutsches Traditionsunternehmen, das 1895 in Dresden gegründet wurde. Dabei soll Stada für „Standardarzneimittel Deutscher Apotheker“ stehen – was zeigt, wo das Unternehmen begann – als Genossenschaft von Apothekern!

    Inzwischen hat sich Stada zum weltweit tätigen Pharmakonzern entwickelt mit einem Umsatz von rund 2,14 Mrd. Euro im Geschäftsjahr 2016 und 10.839 Mitarbeiter(innen) auf Vollzeitbasis im Jahresdurchschnitt 2016. Bekannte Produkte von Stada sind die Generika „Paracetamol Stada“ und Grippostad-C.

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    Gut finde ich auch, dass Stada die Nettoverschuldung des Konzerns gesenkt hat. Im Quartalsvergleich sank diese von 1,1182 Mrd. Euro (31.12.2016) auf 1,0948 Mrd. Euro. Kein dramatisch großer Schritt – aber die Richtung finde ich gut. Nun der Blick auf das gescheiterte Übernahmeangebot:

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    „Nach eingehender Prüfung beider Transaktionsangebote sind Vorstand und Aufsichtsrat von STADA zu der Einschätzung gelangt, dass es im besten Unternehmensinteresse sowie im Interesse der Aktionärinnen und Aktionäre und weiteren Stakeholder von STADA liegt, das Angebot von Bain Capital und Cinven zu unterstützen.“

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    Das kann auch im Klartext dies bedeuten: Der gebotene Preis ist gut – wären wir dumm, das nicht anzunehmen! Könnte im Umkehrschluss bedeuten, dass das Management selbst das Gebot von 66 Euro je Aktie als „gut“ im Sinne von „wir würden nicht so viel bezahlen“ sieht. Und damit würden die 66 Euro über dem fairen Wert der Stada-Aktie liegen. So eine mögliche Interpretation meinerseits.

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