Ich stimme der Verwendung von Cookies zu. Auch wenn ich diese Website weiter nutze, gilt dies als Zustimmung.

Bitte lesen und akzeptieren Sie die Datenschutzinformation und Cookie-Informationen, damit Sie unser Angebot weiter nutzen können. Natürlich können Sie diese Einwilligung jederzeit widerrufen.





Realitätsverweigerung? Anleger weigern sich, Fakten einzupreisen (Gastautor, Christoph Scherbaum)

Autor:
Christoph Scherbaum

Die Börsenblogger ist das einfache und direkte Sprachrohr von Journalisten und deren Kollegen, die teils schon mit jahrzehntelanger Arbeits- und Börsenerfahrung aufwarten können. Auch als professionelle Marktteilnehmer. Letztlich sind wir alle Börsenfans. Aber wir vertreten in diesem Blog auch eine ganz simple Philosophie: Wir wollen unabhängig von irgendwelchen Analysten, Bankexperten oder Gurus schreiben, was wir zum aktuellen (Börsen-)Geschehen denken, was uns beschäftigt. Das kommt Ihnen, dem Leser, zu Gute.

>> Website


>> zur Startseite mit allen Blogs

13.11.2017, 3571 Zeichen

Der Börse wird nachgesagt, dass sie die Zukunft einpreist. In einem bestimmten Bereich weigern sich Anleger aber zu reagieren.

2017 ist zwar noch nicht vorbei, doch schon jetzt lässt sich sagen, dass es ein ziemlich ereignisreiches Jahr war. Noch zu Beginn des Jahres gab es große Ängste vor den Wahlen in Europa. Es wurde eine Protestwahlwelle befürchtet, die die EU an den Rand des Zusammenbruchs führen würde. Vorsorglich reagierten Anleger darauf schon 2016 und verkauften Aktien und Anleihen der Länder, die im Fokus standen.

Im Nachhinein kann man sagen: die Aufregung war ganz umsonst. Auch die Angst um eine Eskalation zwischen den USA und Nordkorea war unbegründet. Anleger reagierten allerdings auch hier spontan und preisten Risiken ein.

In einem Bereich wird derzeit gar nichts eingepreist und das ist verwunderlich. In der Eurozone sinken die Zinsen gerade wieder. Das hat nicht nur damit zu tun, dass die EZB QE bis September 2018 verlängert hat. Der Trend begann schon viel früher.

In den USA verhält es sich nicht anders. Nach Trumps Wahlsieg stiegen die Zinsen der 10-jährigen Anleihen auf 2,6 %, um dann wieder auf 2 % zurückzufallen. Aktuell steht die Rendite bei 2,35 %. Das ist angesichts der Tatsache, dass der Leitzins bis Ende des Jahres um insgesamt 0,75 Prozentpunkte angestiegen sein wird schon recht mager.

Quelle: Guidants

Das Zinsniveau ist ein wichtiger Faktor, den Anleger einfach ignorieren. In den USA werden die Zinsen bis Jahresende über einen Prozentpunkt angehoben worden sein. Die Anleiherendite kümmert das überhaupt nicht. Anleger weigern sich quasi die Zinswende anzuerkennen und die Renditen steigen zu lassen.

Ein anderer Faktor, den Anleger ignorieren: die Inflation. In den USA lag diese Anfang des Jahres schon einmal bei 2,8 %. Zusammen mit der Inflation und Trumps Wahlsieg waren die Renditen gestiegen. Jetzt, fast ein Jahr später, lässt sich das nicht mehr beobachten. Die Inflation fiel auf 1,6 % zurück, erreichte zuletzt aber wieder 2,2 %. Die Renditen bewegten sich trotzdem nicht.

Anleger treten hier in eine Art Streik. Sie weigern sich schlichtweg steigende Leitzinsen und höhere Inflation einzupreisen. Über die Gründe kann man nur spekulieren. Ein Grund sind vermutlich die Inflationserwartungen (siehe Grafik). Diese hängen seit Monaten zwischen 1,8 % und 2 % fest. Zuletzt sank die Erwartung sogar wieder ein wenig.

Wer keine höhere Inflation erwartet, verlangt auch keine höhere Rendite bei Anleihen. Das macht durchaus Sinn. Es macht aber keinen Sinn, dass sich die Erwartungen nicht vom Fleck bewegen. Diese sind eigentlich mit der Ölpreisentwicklung stark korreliert. Öl ist einer der wichtigsten Treiber der Inflationsrate.

Quelle: Guidants

Der Ölpreisanstieg der letzten Wochen scheint an Marktteilnehmern komplett vorbeigegangen zu sein. Etwas merkwürdig ist das schon und auch recht untypisch für die Markterwartungen. Entweder weiß der Markt etwas, was wir nicht wissen (ein Abschwung etwa?) oder Marktteilnehmer werden in den kommenden Monaten böse überrascht werden. Wenn Anleger aufwachen und feststellen, dass die Inflation gestiegen ist, sie das aber komplett verpasst haben, könnte einiges an Bewegung auf dem Anleihemarkt stattfinden.

Sie interessieren sich für Makrothemen und Trading in exotischen Basiswerten? Dann folgen Sie mir unbedingt auf Guidants!

Autor: Clemens Schmale, Finanzmarktanalyst bei GodmodeTrader.de

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die CASMOS Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.


(13.11.2017)

BSN Podcasts
Christian Drastil: Wiener Börse Plausch

Karrieren & Kurse: Petra Plank, Mentorin für Beziehungsfähigkeit (und das Wifi Wien hat zwei Kurse dazu)




 

Bildnachweis

1. Chart, Trading, Börse (Bild: Pixabay/PIX1861 https://pixabay.com/de/chart-trading-kurse-analyse-1942057/ )   >> Öffnen auf photaq.com

Aktien auf dem Radar:Österreichische Post, FACC, Austriacard Holdings AG, Flughafen Wien, S Immo, Addiko Bank, Andritz, Rosenbauer, SBO, OMV, ams-Osram, AT&S, Gurktaler AG VZ, Polytec Group, Wiener Privatbank, SW Umwelttechnik, Oberbank AG Stamm, Agrana, Amag, CA Immo, Erste Group, EVN, Immofinanz, Kapsch TrafficCom, Telekom Austria, Uniqa, VIG, Wienerberger, Beiersdorf, Brenntag, Siemens.


Random Partner

Gold & Co
Gold & Co. ist ein österreichisches Familienunternehmen und blickt auf eine über 130-jährige Familientradition in der Goldschmuckerzeugung und dem Handel von Gold- und Edelmetallen zurück. Gesellschafter und Geschäftsführer Walter Hell-Höflinger ist seit mehreren Jahrzehnten in der Edelmetall-Branche tätig und allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger für Edelmetalle und Europäischer Gemmologe (FEEG).

>> Besuchen Sie 68 weitere Partner auf boerse-social.com/partner


 Latest Blogs

» Karrieren & Kurse: Petra Plank, Mentorin für Beziehungsfähigkeit (und da...

» Österreich-Depots: Wochenend-Bilanz (Depot Kommentar)

» Börsegeschichte 10.5.: Hans Haider, Erste Group, RBI, Lenzing (Börse Ges...

» Nachlese: RBI, Strabag und die Börsefolgen, Claudia Baumgartner (Christi...

» Wiener Börse am Fenstertagshandel Mittag stärker: Verbund, Do&Co, Polyte...

» Wiener Börse Party #647: ATX TR vor Rekord 3, Was blieb von RBI/Strabag ...

» Börsenradio Live-Blick 10/5: DAX sensationell, ,Zalando und Siemens Ener...

» Börse-Inputs auf Spotify zu u.a. Tesla, BVB, Claudia Baumgartner, Sportr...

» ATX-Trends: Post, Warimpex, Frequentis ...

» Börsepeople im Podcast S12/17: Claudia Baumgartner


Useletter

Die Useletter "Morning Xpresso" und "Evening Xtrakt" heben sich deutlich von den gängigen Newslettern ab. Beispiele ansehen bzw. kostenfrei anmelden. Wichtige Börse-Infos garantiert.

Newsletter abonnieren

Runplugged

Infos über neue Financial Literacy Audio Files für die Runplugged App
(kostenfrei downloaden über http://runplugged.com/spreadit)

per Newsletter erhalten


Meistgelesen
>> mehr





PIR-Zeichnungsprodukte
AT0000A2WCB4
AT0000A2C5F8
AT0000A2VYD6
Newsflow
>> mehr

Börse Social Club Board
>> mehr
    #gabb #1598

    Featured Partner Video

    Börsepeople im Podcast S12/08: Robert Abend

    Robert Abend ist Vorstand der in Deutschland börsenotierten stock3 AG, seine Plattform stock3.com ist für einen Tagesgeschäft-affinen Börse-Fanboy wie mich die Heimat im DACH-Raum. Wir sprechen übe...

    Books josefchladek.com

    Futures
    On the Verge
    2023
    Void

    Naotaka Hirota
    La Scène de la Locomotive à Vapeur
    1975
    Yomiuri Shimbun

    Dominic Turner
    False friends
    2023
    Self published

    Tommaso Protti
    Terra Vermelha
    2023
    Void

    Emil Schulthess & Hans Ulrich Meier
    27000 Kilometer im Auto durch die USA
    1953
    Conzett & Huber


    13.11.2017, 3571 Zeichen

    Der Börse wird nachgesagt, dass sie die Zukunft einpreist. In einem bestimmten Bereich weigern sich Anleger aber zu reagieren.

    2017 ist zwar noch nicht vorbei, doch schon jetzt lässt sich sagen, dass es ein ziemlich ereignisreiches Jahr war. Noch zu Beginn des Jahres gab es große Ängste vor den Wahlen in Europa. Es wurde eine Protestwahlwelle befürchtet, die die EU an den Rand des Zusammenbruchs führen würde. Vorsorglich reagierten Anleger darauf schon 2016 und verkauften Aktien und Anleihen der Länder, die im Fokus standen.

    Im Nachhinein kann man sagen: die Aufregung war ganz umsonst. Auch die Angst um eine Eskalation zwischen den USA und Nordkorea war unbegründet. Anleger reagierten allerdings auch hier spontan und preisten Risiken ein.

    In einem Bereich wird derzeit gar nichts eingepreist und das ist verwunderlich. In der Eurozone sinken die Zinsen gerade wieder. Das hat nicht nur damit zu tun, dass die EZB QE bis September 2018 verlängert hat. Der Trend begann schon viel früher.

    In den USA verhält es sich nicht anders. Nach Trumps Wahlsieg stiegen die Zinsen der 10-jährigen Anleihen auf 2,6 %, um dann wieder auf 2 % zurückzufallen. Aktuell steht die Rendite bei 2,35 %. Das ist angesichts der Tatsache, dass der Leitzins bis Ende des Jahres um insgesamt 0,75 Prozentpunkte angestiegen sein wird schon recht mager.

    Quelle: Guidants

    Das Zinsniveau ist ein wichtiger Faktor, den Anleger einfach ignorieren. In den USA werden die Zinsen bis Jahresende über einen Prozentpunkt angehoben worden sein. Die Anleiherendite kümmert das überhaupt nicht. Anleger weigern sich quasi die Zinswende anzuerkennen und die Renditen steigen zu lassen.

    Ein anderer Faktor, den Anleger ignorieren: die Inflation. In den USA lag diese Anfang des Jahres schon einmal bei 2,8 %. Zusammen mit der Inflation und Trumps Wahlsieg waren die Renditen gestiegen. Jetzt, fast ein Jahr später, lässt sich das nicht mehr beobachten. Die Inflation fiel auf 1,6 % zurück, erreichte zuletzt aber wieder 2,2 %. Die Renditen bewegten sich trotzdem nicht.

    Anleger treten hier in eine Art Streik. Sie weigern sich schlichtweg steigende Leitzinsen und höhere Inflation einzupreisen. Über die Gründe kann man nur spekulieren. Ein Grund sind vermutlich die Inflationserwartungen (siehe Grafik). Diese hängen seit Monaten zwischen 1,8 % und 2 % fest. Zuletzt sank die Erwartung sogar wieder ein wenig.

    Wer keine höhere Inflation erwartet, verlangt auch keine höhere Rendite bei Anleihen. Das macht durchaus Sinn. Es macht aber keinen Sinn, dass sich die Erwartungen nicht vom Fleck bewegen. Diese sind eigentlich mit der Ölpreisentwicklung stark korreliert. Öl ist einer der wichtigsten Treiber der Inflationsrate.

    Quelle: Guidants

    Der Ölpreisanstieg der letzten Wochen scheint an Marktteilnehmern komplett vorbeigegangen zu sein. Etwas merkwürdig ist das schon und auch recht untypisch für die Markterwartungen. Entweder weiß der Markt etwas, was wir nicht wissen (ein Abschwung etwa?) oder Marktteilnehmer werden in den kommenden Monaten böse überrascht werden. Wenn Anleger aufwachen und feststellen, dass die Inflation gestiegen ist, sie das aber komplett verpasst haben, könnte einiges an Bewegung auf dem Anleihemarkt stattfinden.

    Sie interessieren sich für Makrothemen und Trading in exotischen Basiswerten? Dann folgen Sie mir unbedingt auf Guidants!

    Autor: Clemens Schmale, Finanzmarktanalyst bei GodmodeTrader.de

    Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die CASMOS Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.


    (13.11.2017)

    BSN Podcasts
    Christian Drastil: Wiener Börse Plausch

    Karrieren & Kurse: Petra Plank, Mentorin für Beziehungsfähigkeit (und das Wifi Wien hat zwei Kurse dazu)




     

    Bildnachweis

    1. Chart, Trading, Börse (Bild: Pixabay/PIX1861 https://pixabay.com/de/chart-trading-kurse-analyse-1942057/ )   >> Öffnen auf photaq.com

    Aktien auf dem Radar:Österreichische Post, FACC, Austriacard Holdings AG, Flughafen Wien, S Immo, Addiko Bank, Andritz, Rosenbauer, SBO, OMV, ams-Osram, AT&S, Gurktaler AG VZ, Polytec Group, Wiener Privatbank, SW Umwelttechnik, Oberbank AG Stamm, Agrana, Amag, CA Immo, Erste Group, EVN, Immofinanz, Kapsch TrafficCom, Telekom Austria, Uniqa, VIG, Wienerberger, Beiersdorf, Brenntag, Siemens.


    Random Partner

    Gold & Co
    Gold & Co. ist ein österreichisches Familienunternehmen und blickt auf eine über 130-jährige Familientradition in der Goldschmuckerzeugung und dem Handel von Gold- und Edelmetallen zurück. Gesellschafter und Geschäftsführer Walter Hell-Höflinger ist seit mehreren Jahrzehnten in der Edelmetall-Branche tätig und allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger für Edelmetalle und Europäischer Gemmologe (FEEG).

    >> Besuchen Sie 68 weitere Partner auf boerse-social.com/partner


     Latest Blogs

    » Karrieren & Kurse: Petra Plank, Mentorin für Beziehungsfähigkeit (und da...

    » Österreich-Depots: Wochenend-Bilanz (Depot Kommentar)

    » Börsegeschichte 10.5.: Hans Haider, Erste Group, RBI, Lenzing (Börse Ges...

    » Nachlese: RBI, Strabag und die Börsefolgen, Claudia Baumgartner (Christi...

    » Wiener Börse am Fenstertagshandel Mittag stärker: Verbund, Do&Co, Polyte...

    » Wiener Börse Party #647: ATX TR vor Rekord 3, Was blieb von RBI/Strabag ...

    » Börsenradio Live-Blick 10/5: DAX sensationell, ,Zalando und Siemens Ener...

    » Börse-Inputs auf Spotify zu u.a. Tesla, BVB, Claudia Baumgartner, Sportr...

    » ATX-Trends: Post, Warimpex, Frequentis ...

    » Börsepeople im Podcast S12/17: Claudia Baumgartner


    Useletter

    Die Useletter "Morning Xpresso" und "Evening Xtrakt" heben sich deutlich von den gängigen Newslettern ab. Beispiele ansehen bzw. kostenfrei anmelden. Wichtige Börse-Infos garantiert.

    Newsletter abonnieren

    Runplugged

    Infos über neue Financial Literacy Audio Files für die Runplugged App
    (kostenfrei downloaden über http://runplugged.com/spreadit)

    per Newsletter erhalten


    Meistgelesen
    >> mehr





    PIR-Zeichnungsprodukte
    AT0000A2WCB4
    AT0000A2C5F8
    AT0000A2VYD6
    Newsflow
    >> mehr

    Börse Social Club Board
    >> mehr
      #gabb #1598

      Featured Partner Video

      Börsepeople im Podcast S12/08: Robert Abend

      Robert Abend ist Vorstand der in Deutschland börsenotierten stock3 AG, seine Plattform stock3.com ist für einen Tagesgeschäft-affinen Börse-Fanboy wie mich die Heimat im DACH-Raum. Wir sprechen übe...

      Books josefchladek.com

      Stefania Rössl & Massimo Sordi (eds.)
      Index Naturae
      2023
      Skinnerboox

      Ed van der Elsken
      Liebe in Saint Germain des Pres
      1956
      Rowohlt

      Kristina Syrchikova
      The Burial Dress
      2022
      Self published

      Horst Pannwitz
      Berlin. Symphonie einer Weltstadt
      1959
      Ernst Staneck Verlag

      Martin Frey & Philipp Graf
      Spurensuche 2023
      2023
      Self published