Sind Rohstoffe das Schnäppchen des Jahrhunderts? (Gastautor, Christoph Scherbaum)
17.12.2017, 3875 Zeichen
Anleger wissen gar nicht mehr so recht, wohin mit ihrem Geld. Soll man jetzt noch bei den Allzeithochs in Aktien einsteigen oder dem Bitcoin-Trend hinterherlaufen?
Mit voller Überzeugung jetzt noch all-in zu gehen, fällt den meisten Anlageklassen schwer. Aktienindizes rund um den Globus bewegen sich an oder knapp unter ihren Allzeithochs. Das bedeutet nicht, dass die Indizes nicht noch einmal 50 % steigen können, doch die Wahrscheinlichkeit dafür ist nicht sonderlich hoch.
Aktien sind nicht die einzige Anlageklasse. Noch relativ jung sind Kryptowährungen. Auch hier ist schwer abschätzbar, was als nächstes geschieht. Nachdem viele Währungen allein in diesem Jahr über 1.000 % gestiegen sind und die Volatilität enorm ist, ist das Risiko extrem groß.
Auch bei Anleihen lässt sich kaum etwas holen. Anleihenkurse sind wegen der niedrigen Zinsen sehr hoch. Das gilt insbesondere für Anleihen mit langer Laufzeit. Intuitiv gibt es in einem Umfeld, in dem Notenbanken tendenziell aus QE aussteigen und die Zinsen anheben, nur einen Weg: nach unten.
Bleiben noch Rohstoffe, in die man investieren kann. DoubleLine Funds, vom Bondkönig Jeffrey Gundlach, sieht in Rohstoffen ein Schnäppchen. Die Überlegung ist in der Grafik von DoubleLine zusammengefasst. Dargestellt ist das Verhältnis von Rohstoffen gegenüber dem S&P 500. Rohstoffe werden dabei durch den GSCI (Goldman Sachs Commodity Index) repräsentiert.
Man sieht auf den ersten Blick, dass Rohstoffe im Verhältnis recht günstig bewertet sind. Zuletzt gab es Ende der 90er Jahre eine ähnliche Chance. Aktien waren im Zuge der Dotcom-Blase überproportional hoch bewertet und Rohstoffe wollte niemand haben.
Den umgekehrten Fall gab es ebenfalls mehrfach. Als der Golfkrieg den Ölpreis in die Höhe schnellen ließ, waren Aktien im Verhältnis günstig. Das galt auch in den 70er Jahren, als das Öl Embargo für explodierende Kosten sorgte. Aktien wollte zu dieser Zeit niemand haben.
Die Logik erschließt sich relativ schnell. Der Teufel steckt allerdings im Detail. Der GSCI ist ein gewichteter Rohstoffindex. Die Gewichte der Komponenten ändern sich regelmäßig und beruhen auf der Wichtigkeit im globalen Kontext. Wie wichtig ein Rohstoff ist bemisst sich anhand der Produktionsmenge.
Das Gewicht von Öl ist heute ein ganz anderes als z.B. vor der Finanzkrise. Der GSCI spiegelt immer die aktuelle Relevanz der Rohstoffe wider. An dieser Stelle können bereits Diskussionen entstehen. Kaffee ist mit einem Prozent gewichtet. Ist Kaffee wirklich so wichtig?
Ein anderer Punkt ist noch viel relevanter. Da sich die Gewichtung der Rohstoffe regelmäßig ändert, wissen wir aufgrund des GSCI nur wie günstig oder teuer Rohstoffe in früheren Jahren waren. Da die Gewichte andere waren als heute, vergleicht man bis zu einem gewissen Grad Äpfel mit Birnen.
Wendet man eine konstante Gewichtung an (Grafik 2), kommt man zu anderen Schlussfolgerungen. Rohstoffe sind günstig, aber kein ganz großes Schnäppchen. Zudem scheint der Trend derzeit noch nach unten gerichtet zu sein. Aktien outperformen Rohstoffe.
So günstig wie Rohstoffe teils angepriesen werden, sind sie nicht. Ebenso kann das Verhältnis auch steigen, wenn Rohstoffpreise konstant bleiben, Aktienkurse aber fallen. Es muss nicht zustande kommen, weil Rohstoffpreise steigen.
Rohstoffe als Assetklasse sind langfristig vielversprechender als Aktien. Das Timing ist dabei jedoch schwierig. Aktuell gibt es keinen Grund anzunehmen, dass Rohstoffe gleich morgen die Outperformer sein werden.
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Autor: Clemens Schmale, Finanzmarktanalyst bei GodmodeTrader.de
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die CASMOS Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.
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