12.01.2018, 4603 Zeichen
Die Kryptowährung Ripple konnte den Platzhirsch Bitcoin bei der Marktkapitalisierung für kurze Zeit vom Thron stoßen. Das ist vorerst Geschichte, macht aber auch nichts. Das Potenzial bei Ripple und allen anderen Kryptos bleibt groß.
Neue Unternehmen, Branchen oder Anlageklassen lassen die Anlegerherzen häufig höher schlagen. Es dauert eine ganze Weile, bis das Potenzial erkannt wird. Wenn es dann erkannt ist, geht es richtig zur Sache. Die Begeisterung kennt kein Halten mehr.
Auch der Neue Markt hatte Mitte der 90er Jahre einen langsamen Start. Die Aktie von Microsoft (WKN: 870747 / ISIN: US5949181045) brauchte drei Jahre (1993 bis 1996), um sich zu verdoppeln. Die nächste Verdopplung fand dann schon innerhalb eines Jahres statt und so ging es dann weiter: jährlich eine Verdoppelung.
Sie traden Kryptos? Diese Begriffe nutzt man in der Community
FOMO
Fear of missing out. Die Angst, etwas zu verpassen
WHALE
Ein Trader mit einem dicken Krypto-Account
TO DA MOON
Der Kurs wird zum Mond gehen, also stark steigen
HODL
Hold on for dear life Ursprünglich ein Verschreiber, und es sollte Hold heißen.
#HODL hat sich nun etabliert für Kryptotrader, die an ihre Währung felsenfest glauben und daran, dass ihr Coin auf jeden Fall profitabel sein wird.
Als das Wunder ein Ende fand, ging es erst einmal 10 Jahre bergab. So ging es nicht nur Microsoft, sondern vielen anderen Software- und Internetunternehmen des Neuen Marktes, vorausgesetzt, sie überlebten überhaupt. Viele Firmen gingen innerhalb kürzester Zeit bankrott
Wann der Kryptosektor einknickt und sich die Spreu vom Weizen trennt, ist unklar. Wir scheinen noch in der Euphoriephase zu sein, in der Anleger nur das Potenzial sehen. Eine solche Rechnung will ich hier einmal machen, nicht, weil ich unbedingt daran glaube, sondern vielmehr, um das Geschehen etwas zu beleuchten.
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Der gesamte Kryptomarkt ist derzeit ca. 800 Mrd. Dollar schwer. Für einige klingt das viel, für andere ist das noch lange nicht das Ende der Fahnenstange. Nicht alle Kryptos sind wirklich Währungen, aber gehen wir der Einfachheit halber davon aus.
Diese Währungen sind im Gegensatz zum herkömmlichen Geld effizient. Das Bitcoin Netzwerk ist teilweise langsam und man muss auch schon einmal die eine oder andere halbe Stunde warten, bis eine Transaktion bestätigt ist. Mit vielen anderen lassen sich Transaktionen in Sekundenschnelle durchführen.
Kryptos sind schneller als eine Banküberweisung. Oftmals sind sie billiger und nicht weniger sicher. Wer es gerne anonym mag, kann sich bestimmter Kryptos bedienen. Im Gegensatz zu den Euros, die auf dem Konto herumliegen, sind Kryptowährungen sehr viel flexibler und schneller. Es gibt eigentlich überhaupt keinen Grund, weshalb herkömmliches Geld langfristig bestehen bleiben sollte. Wenn nun Kryptowährungen das traditionelle Geld und Bankensystem ersetzen, was wären sie dann wert?
Die größten Volkswirtschaften zusammen haben eine Geldmenge M1 von 25 Billion Euro (Grafik 1). M1 schließt jenes Geld mit ein, welches kurzfristig verfügbar ist und für Transaktionen verwendet werden kann. Ersetzen Kryptos das Geld, welches wir für unsere alltäglichen Geschäfte brauchen (Gehaltszahlungen, Rechnungen begleichen usw.), müsste der Kryptomarkt wohl mindestens auf 30 Billion Euro anwachsen.
Die Geldmenge bleibt natürlich auch nicht stehen. Sie wächst und wächst. M1 für die OECD Länder seit 1993 ist in Grafik 2 abgebildet. Das Wachstum ist über die Jahre substantiell. Die Geldmenge wächst mit gut 8 % pro Jahr. Entsprechend muss auf die Marktkapitalisierung von Kryptos langfristig steigen.
Sieht man Kryptowährungen als Ersatz für unser heutiges Geld, ist noch sehr viel Luft nach oben. Wird sich das realisieren? Wohl kaum. Solche Rechnungen sind mehr illusionär als realistisch. Langfristig kann der Kryptomarkt ein Billionenmarkt werden, denn es gibt tatsächlich fantastische Möglichkeiten, die die Blockchain bietet. Sie befindet sich allerdings noch in den Kinderschuhen. Amazon (WKN: 906866 / ISIN: US0231351067) wurde auch nicht im ersten Hype groß.
Autor: Clemens Schmale, Finanzmarktanalyst bei GodmodeTrader.de
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die CASMOS Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.
Börsepeople im Podcast S22/18: Christian Mattasits
Amazon
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